Linda Le Bon im Interview
Blinde Kletterin aus Mühlbach am Weg zur nächsten Goldmedaille

- Linda Le Bon ist eine erfolgreiche Paraclimberin aus Mühlbach.
- Foto: KVÖ/Klee
- hochgeladen von Lisa Kropiunig
Linda Le Bon holte vor Kurzem ihre erste Weltcup-Goldmedaille im Paraclimbing. Im Interview mit MeinBezirk gibt sie Einblicke in ihr Training und ihren Karriereweg.
MÜHLBACH. Linda Le Bon ist gebürtige Belgierin und aufgrund ihrer Liebe zum Skifahren im Jahr 2010 mit ihrer Familie nach Mühlbach gezogen. Als sie vor zehn Jahren wegen einer Erkrankung des Zentrums ihrer Netzhaut die Sehkraft verlor, änderte sich in ihrem Leben vieles. Eines ist aber gleichgeblieben: ihre Leidenschaft zum Sport.
MeinBezirk: Wie sind Sie zum Klettern gekommen?
Linda Le Bon: Ich bin früher auch schon geklettert, aber das war vor den Kindern. Zum Paraclimbing bin ich ganz zufällig durch ein ausgeschriebenes Projekt gekommen. Ich habe mir damals gedacht: "Wenn Paraskiing mit einem Ansager funktioniert, dann Klettern sicher auch." Ich habe dann in kurzer Zeit beim Training große Fortschritte gemacht und schließlich im März 2023 die Aufnahmeprüfung für den Nationalkader geschafft.
Wie kann man sich das Klettern mit einer Restsehstärke von fünf Prozent vorstellen?
Ich habe einen "Ansager", der mir Anweisungen gibt wie: "Linke Hand auf elf Uhr, Seitengriff". Es ist allerdings schwer, einen Ansager zu finden, dieser muss nämlich auch ein guter Kletterer sein.
Was fasziniert Sie am Klettern?
Es ist ein ganzheitlicher Sport. Man trainiert Kraft, Koordination, braucht die richtige Technik und auch Gelenkigkeit. Zudem sind große Willensstärke und Aufmerksamkeit – Letzteres auch von meinem Ansager – gefordert. Mein Leben hat sich mit dem Paraclimbing verbessert. Es ist für behinderte Menschen einfach wichtig, rauszukommen und etwas zu machen – egal ob das Sport oder Kultur ist.
Wie halten Sie sich abseits vom Klettern fit?
Ich klettere an drei Tagen die Woche. An den anderen Tagen gehe ich ins Fitnessstudio und mache Übungen zuhause, wie etwa mit dem Hangboard. Ich fahre auch Wildwasserkajak und mit meinem Blindenführhund Buddy gehe ich gerne wandern. Buddy begleitet mich auch oft in die Kletterhalle. Wegen der dort herrschenden Lautstärke und weil ihm trotz Training nicht ganz so wohl dabei ist, wenn ich die Wand hochklettere und er unten bleiben muss, kommt er nicht immer mit.

- Obwohl die 60-jährige Paraclimberin meist jüngere Gegner hat, mischt sie ganz vorne mit.
- Foto: KVÖ/Klee
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Beim Weltcup in Innsbruck haben Sie sich die Goldmedaille geholt. Was sind die nächsten Ziele?
Die nächsten großen Bewerbe sind die Weltmeisterschaft 2025 und die Paralympics 2028. Dort möchte ich ganz vorne mitmischen und ich bin mir sicher, das auch schaffen zu können. Meine Erfolge im Weltcup haben bereits gezeigt, dass dies machbar ist. In den letzten zwei Jahren habe ich mein Leben dafür stark umgestellt. Ich lege Wert auf gesunde Ernährung und trainiere viel und das in Kletterhallen in ganz Österreich, weil jede Halle ihre eigenen Herausforderungen hat. Für meine Ziele bei der WM und den Paralympics bin ich bereit für weitere Veränderungen. Momentan suche ich auch einen Mental-Coach, von dem ich lernen kann, um mich weiter zu verbessern.
Aktuell läuft ein Crowdfunding, um Sie als Sportlerin zu unterstützen. Wofür benötigen Sie das Geld?
Im Parasport fehlt viel Geld und Paraclimbing wird noch schlechter unterstützt als beispielsweise Paraskiing. Mit dem Geld durch die Crowdfunding-Kampagne bezahle ich Ansager und Trainer. Außerdem wird es für den Eintritt zu Kletterhallen oder zum Trainieren im Fitnessstudio verwendet. Kostspielig ist für mich auch das Reisen zu Trainings- oder Wettbewerbsstätten. Ich hoffe, dass mich einige Firmen aus der Region, aber vielleicht auch Privatpersonen unterstützen werden. Wird das Ziel der Crowdfunding-Kampagne nämlich nicht erreicht, erhalte ich gar nichts von den angebotenen Spenden. Deshalb ist eine Teilnahme bis zum Ende der Kampagne am 20. November umso wichtiger für mich.
Zur Crowdfunding-Kampagne gelangst du HIER.
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