Wohnbaufinanzierung
Junge Familien werden in die Mieten "gezwungen"
Seit der neuen Wohnbaukreditverordnung und den momentan hohen Zinsen ist es vor allem für junge Familien immer schwieriger geworden, ein Eigenheim zu kaufen oder zu bauen. Es wird beleuchtet, wie man dagegen vor gehen kann und wieso es am Land oft leichter ist, ein Heim zu besitzen.
PONGAU, PINZGAU. Am ersten August letzten Jahres trat die neue Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-Verordnung) in Kraft, welche vor allem jungen Familien den Traum vom Eigenheim erschwert. Hinzu kamen die generell steigenden Kosten, wodurch viele Salzburger gezwungen waren, eine Immobilie anzumieten. Wie die Lage momentan aussieht und wie man einen Wohnbaukredit leichter ergattern kann, erzählt uns der Vorstandsvorsitzende der Salzburger Sparkasse, Christoph Paulweber.
Auffrischung der neuen Regelung
Seit dem ersten August letzten Jahres haben sich die Maßnahmen für eine Kreditvergabe eines Wohnbaukredites in Österreich essentiell verändert. Damit einem Antrag grundsätzlich zugestimmt wird, müssen vor allem diese drei Punkte von dem Antragsteller erfüllt werden:
- Mindestens 20 Prozent der Immobilienkosten müssen durch Eigenkapital finanziert werden.
- Die Kreditlaufzeit darf maximal 35 Jahre betragen
- Die monatlichen Kreditraten dürfen 40 Prozent des Haushalts-Nettoeinkommen nicht überschreiten
Laut Christoph Paulweber wird der erste Punkt von den Kreditgebern so definiert, dass der Kredit maximal 90 Prozent des Wertes der Immobilie ausmachen darf. In der Praxis kommt man dabei meist auf die 20 Prozent Eigenkapital. Im Gegensatz dazu, waren diese Zahlen vor Einführung der sogenannten KIM-Verordnung nur ein Richtwert, der erstrebenswert war.
Abhilfe schaffen
Da diese Richtlinien von jungen Personen schwer zu erfüllen sind, könne in gewissen Fällen die Familie aushelfen, meine Paulweber. Durch eine Haftungserklärung der Eltern zum Beispiel, können die Kreditraten, welche maximal 40 Prozent betragen dürfen, erhöht werden. Des Weiteren können sie auch eine Stütze bei der Aufbringung des Eigenkapitals sein.
Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Salzburger Sparkasse sollte bei Problemen mit dem Eigenkapital immer die Wohnbauförderung in Betracht gezogen werden, da die Fördersumme als Eigenmittel anerkannt wird.
Vorteile am Land
Man hat laut Christoph Paulweber jedoch erkannt, dass in ländlicheren Gebieten wie dem Pinzgau und Pongau die Auswirkungen auch letztlich nicht so erheblich ausfielen wie in den Städten. Die Ursache dafür erklärt sich Paulweber wie folgt: "Da in ländlicheren Regionen viele Familien Land oder Grundstücke haben, auf denen gebaut werden kann, trifft die KIM-Verordnung diese Personen weniger stark."
Zwangsmiete
Christoph Paulweber hebt ebenso hervor, dass am meisten die jungen Salzburger Familien unter der neuen Verordnung leiden, da sie noch keine Möglichkeit hatten, ein Vermögen anzuhäufen. Aus diesen Gründen werden viele regelrecht gezwungen, ein Objekt anzumieten.
"Mieten anstatt zu kaufen, weil einem das Eigenkapital fehlt ist ein regelrechter Teufelskreis, da man für ein Objekt, dass selten sein Eigentum wird, Geld bezahlt und gleichzeitig über Jahre hinweg versucht Eigenmittel anzusparen."
Christoph Paulweber
"Abgesehen davon sind die Kreditraten von maximal 40 Prozent für eine junge Familie, die ein hohes Haushalteinkommen haben, oft zu niedrig angesetzt. Wenn eine Familie aus dem Pongau insgesamt 5.000 Netto verdient, wären auch Kreditraten von 50 Prozent stemmbar", führt Vorstandsvorsitzender der Salzburger Sparkasse weiter aus.
Hälfte der Wohnbaukredite genehmigt
Die Salzburger Sparkasse verzeichnet seit der Inkraftsetzung der neuen Verordnung nur mehr die Hälfte von privaten Wohnbaufinazierungen. "Wir mussten oft einen Wohnbaukredit ablehnen, die wir vor der KIM-Verordnung gewährt hätten. Darunter leiden unsere Kunden." In den ersten zwei Monaten nach der Einführung der KIM-Verordnung war laut Paulweber der Einbruch der Kreditvergaben katastrophal. Diese haben sich bis zum heutigen Tage zwar etwas erholt, bleiben dennoch auf einem niedrigen Niveau.
Die neue Verordnung ist jedoch nicht alleinig Schuld an den Rückgängen, sondern auch der Anstieg der Zinsen. Der variable Zinssatz der Sparkasse steht momentan bei rund fünf Prozent und wird alle drei Monate angepasst. Der fixe Zinssatz bei einer Laufzeit von zehn Jahren steht momentan ebenso bei rund fünf Prozent.
Sinkende Immobilienpreise
Durch die hohen Zinsen und die neue Wohnbaukreditverordnung sind die Preise gebrauchter Immobilien im zweiten Halbjahr 2022 im Schnitt um 10 bis 15 Prozent gesunken. Neubauten hingegen hielten den Preis. Wie sich dieser Trend entwickelt wird beobachtet.
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