#JA zu SALZBURG
Metallbranche im Innergebirg hält die Stellung
Trotz der momentan schwierigen wirtschaftlichen Lage in vielen Salzburger Betrieben, hält sich die Metallbranche im Innergebirg gut. Wie es allerdings in absehbarer Zukunft aussieht ist nicht immer klar.
TENNECK, LEND. Mit dem Eisenwerk Sulzau Werfen (ESW) in Tenneck und der Salzburger Aluminium Group (SAG) in Lend hat das Innergebirg zwei große Arbeitgeber in der Metallbranche zu bieten. Trotz der Krise konnten das ESW seinen Betrieb ohne Kurzarbeit fortführen. Anders sah es bei der SAG aus die aufgrund der Schließung von vielen belieferten Betrieben Weltweit Werke des Unternehmens vorübergehend schließen mussten.
"Als Tier1-Lieferant sind wir sehr eng in die Lieferketten der Fahrzeughersteller eingebunden. Der Shut-down in der Automotive-Branche hat uns also unmittelbar ab Mitte März getroffen. Wir hatten an allen Standorten – außer in Mexiko – mit temporäre Schließungen und Kurzarbeit. Aber jetzt geht es wieder los. Dank engem und ständigem Austausch mit unseren Kunden und Lieferanten sind wir gut gerüstet für den Re-Start, der in unserem Werk in Frankreich bereits vollzogen wurde und ab Mai in allen Werken gemacht wird." Karin Exner-Wöhrer, CEO SAG
Zukünftige Auftragslage ist unsicher
Im ESW konnte bisher geregelt und mit hoher Auslastung weitergearbeitet werden, allerdings befürchtet der Vorstandsvorsitzende Georg Hemetsberger verzögerte Auswirkungen auf den High-Tech-Walzen Hersteller. Gemeinsam mit dem Betriebsrat wurden in dem Tennecker Unternehmen schnell Maßnahmen gesetzt, um den Schichtbetrieb weitgehend reibungslos aufrecht zu halten.
"Negative Auswirkungen treffen uns höchstwahrscheinlich verzögert, genaue Prognosen sind aber sehr schwierig. Derzeit suchen wir sogar Mitarbeiter - und auch Lehrlinge für 2021." Georg Hemetsberger, CEO ESW
"Unsere Kunden planen langfristig, deshalb produzieren und liefern wir aktuell Aufträge aus, die wir vor mehreren Monaten erhalten haben. Die Krise schlägt damit bei uns wohl erst etwas später durch”, erklärt Hemetsberger. Die Auftragsbücher seien in diesem Jahr noch gut gefüllt, allerdings müsse man mit einem Einbruch im kommenden Jahr rechen. Die Walzwerke aus Salzburg kommen beispielsweise bei der Herstellung von Autoblechen oder Getränkedosen zum Einsatz.
Globalität als Vorteil
In Lend und Schwarzach hat der Betrieb der SAG mit Anfang Mai wieder begonnen. Die SAG stellt Aluminiumtanks für Nutzfahrzeuge und Aluminiumkomponenten für die internationale Automotivebranche her. Durch die Starke Einbindung in die Lieferkette der Originalausrüstungshersteller – Original Equipment Manufacturer, kurz OEM – musste das Werk vorübergehen schließen. Durch die Wiederaufnahme der OEM Produktion konnte auch die SAG wieder starten. SAG hat in Österreich an den Standorten in Lend und Schwarzach 350 Mitarbeiter.
Asien gibt Aufträge
Unerwartete neue Aufträge für das ESW seien vor Kurzem aus China und der Türkei gekommen. Solche Aufträge tragen unter anderem dazu bei, dass die Geschäftsführung des Global Players ESW optimistisch bleibt. Denn zur Zeit kämpfen – ähnlich wie die von der SAG belieferten Betriebe – die Kunden des ESW mit Auslastungsproblemen. "Das wird sich zunehmend negativ auf unseren Absatz auswirken. Derzeit sind es Terminverschiebungen von Aufträgen, längere Zahlungsziele oder Preisreduktionen", erklärt Hemetsberger. Er setzt auf die Internationale Ausrichtung des Unternehmens.
"Lobalisierung" hält Kunden
Bei der SAG sei durch Langzeit-Lieferverträge mit Nutzfahrzeugherstellern wie Volvo, Scania oder MAN die Auftragslage relativ stabil. Viele ihrer Kunden werden seit Jahrzehnten beliefert, unter anderem sei für diese die "Lobalisierung" ein Grund der SAG treu zu bleiben. "Das heißt wir agieren als Global Player mit lokalem Footprint. Unsere Kunden haben aufgrund dieser Vorteile mit uns Langzeitverträge abgeschlossen. Diese geben uns vor allem in Krisenzeiten wie jetzt Planungssicherheit und helfen mit, das Unternehmen ohne grobe Einschnitte weiterzuführen. Vor allem im Nutzfahrzeugbereich, sehen wir positive Signale, dass die Produktion bald wieder volle Fahrt aufnehmen wird", zeigt sich Exner-Wöhrer optimistisch.
ESW sagt Jubiläum ab
Im April 2020 hätte das Unternehmen sein 250-jähriges Firmenjubiläum gefeiert, musste aber die Feierlichkeiten dazu vorerst absagen. „Die Absage war schmerzhaft aber die einzig richtige Entscheidung. Es hätte wohl niemand gedacht, dass das Jubiläumsjahr für alle von uns ein so schwieriges und herausforderndes werden wird“, bedauert Hemetsberger. Denn besonders die Unterstützung und die Professionalität der gesamten Belegschaft in den ersten Wochen der globalen Krise habe dem Betrieb geholfen. Dazu zählte neben einer Neuplanung des Schichtbetriebs, um die Anwesenheitsüberschneidungen zu reduzieren und die Abstandsvorgaben einhalten zu können, vor allem die Akzeptanz, dass die freiwillige Jahresprämie für das erfolgreiche Vorjahr 2020 in Freizeit abgegolten wurde. Damit konnte der Betrieb vor Ostern für zwei Wochen geschlossen werden, in einer Phase, wo die Unsicherheit in allen Bereichen am größten war. Seit Ostern läuft die Produktion wieder, derzeit ohne Behinderungen und mit hoher Auslastung.
Das Eisenwerk sucht aktuell sogar neue Mitarbeiter und Lehrlinge. Insbesondere herrsche Bedarf an gelernten Zerspanungstechnikern sowie Lehrlinge für 2021 in den Berufen Gießerei- als auch Zerspanungstechniker.
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