Interview mit Rabattexperte Stefan Göweil
"Unternehmen verschenken nichts"
Im Interview gibt Konsumentenschutzexperte Stefan Göweil Einblicke in die Rabattgeschichte Österreichs und erzählt auch über die Unterschiede beim Rabattieren in verschiedenen Branchen.
SALZBURG. Jeder kennt sie: große Rabattschilder mit knalligen Farben, riesiger Schrift und einer Zahl mit einem Prozentzeichen dahinter. Doch was machen diese Blickfänger eigentlich mit einem und wie werden wir sonst noch von Händlern zu Kaufentscheidungen gedrängt? Dazu haben wir Konsumentenschutzexperte Stefan Göweil von der Arbeiterkammer Salzburg befragt.
Das Spiel mit den Zahlen
„Rabattierungen, Sonderaktionen und 99er-Preise gibt es schon sehr lange, wobei Preise mit X,99 Euro dem Konsumenten natürlich suggerieren sollen, dass ein Produkt jetzt im Moment besonders günstig ist“, so Stefan Göweil. Dabei hätten laut Göweil verschiedene Branchen auch Eigenheiten im Rabattieren. "Möbelhändler zum Beispiel werben sehr gerne mit "unverbindlichen Händlerpreisen", wo es manchmal auch zu 100 oder 200 Prozent Rabatt kommt. Diese sind aber ein reines Marketingtool", erklärt er.
"Ab" oder "Bis"
"Der größte Schmäh waren vor allem früher diese Rabatte, wo man ‚ab‘ oder ‚bis‘ zu einer gewissen Menge einen Prozentrabatt bekommt. Diese sind aber seltener geworden. Stattdessen sind viele Händler zu Mengenrabatten wie ‚2+1 gratis‘ übergegangen", erläutert Göweil. Mengenrabatte seien laut ihm besonders für einkommensschwache Haushalte ein Problem, da diese meist nicht auf Vorrat kaufen können, jedoch aufgrund solcher Aktionen dazu verleitet werden, Geld über ihr verfügbares Limit hinaus auszugeben.
"Cyber Monday"
Vorsicht ist auch bei Angeboten im Internet geboten. Der "Black Friday" oder "Cyber Monday" verleiten Konsumenten durch dynamische Preise zu Käufen. Göweil betont: "Man darf sich von Rabatten nicht blenden lassen. Es muss allen bewusst sein, dass Unternehmen den Konsumenten nichts schenken."
Rabattkaiser Österreich
Die Arbeiterkammer hat 2016 eine Auswertung von Flugblättern durchgeführt und analysierte das Rabattierungsverhalten in Österreich. "Interessant war hier vor allem die Tatsache, dass Unternehmen bei uns öfter als in anderen Ländern Aktionen und Rabatte anpreisen. Dafür sind die Preise bei uns auch dementsprechend höher. Bei Lebensmitteln ist es so, dass vor allem Fleisch und Milchprodukte besonders häufig im Angebot sind. Milch selbst ist hingegen eigentlich nie rabattiert", erklärt Göweil.
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