Aus dem Keller ins Museum: Erinnerungen an eine bewegte Zeit
Das Haus der Geschichte braucht Hilfe und sucht Ausstellungsstücke aus der Region Purkersdorf.
REGION PURKERSDORF. Während in Wien seit Jahrzehnten über den Bau eines Hauses der Geschichte gestritten wird, werden in Niederösterreich Nägel mit Köpfen gemacht: Im Sommer 2017 eröffnet das Haus der Geschichte im Landesmuseum Niederösterreich und widmet sich dabei besonders den Jahren 1918 bis 1938. Für den Start werden noch Ausstellungsstücke aus der Region gesucht. Manch Foto, Dokument oder Altagsgegenstand aus den Kellern oder Dachböden der Region könnte schon bald zum Star der Schau werden. Dass auch die Region Purkersdorf eine bewegte Zeit durchgemacht hat, haben die Bezirksblätter vom Wienerwald-Historiker und Antiquar Dieter Halama erfahren.
Das Ende der Sommerfrische
Denn die Nachwehen des Ersten Weltkriegs waren auch in der Region deutlich zu spüren, erläutert Dieter Halama: "Die traditionelle Sommerfrische der eher reichen Bürger hat aufgehört, weil viele ihr Geld, zum Bespiel durch die Inflation, verloren haben. Eine neue Siedlungstätigkeit und eine Selbstversorgerbewegung hat begonnen." Siedlungen wie beispielsweise die Karriegel-Siedlung in Pressbaum, die Minder-Siedlung in Purkersdorf oder jene im Wolfsgrabener Heimbautal entstanden in diesen Jahren. "Davor hat man bauen lassen – und nun hat man selbst gebaut", so Dieter Halama.
Dollfuß-Erinnerung
"Wirklich politisch-radikal wurde es in den 1930er Jahren", weiß der Wienerwald-Historiker. So gab es in den Jahren 1935 bis 1938 sogar ein Dollfuß-Denkmal am heutigen Pressbaumer Kirchenplatz, dessen Stein auch heute noch wiederzufinden ist, allerdings als Kriegerdenkmal. Auch die Rekawinkler Kirche entstand in den 1930ern: "Als Dollfuß-Sturmscharren-Gedächtniskirche", so Dieter Halama. Denn als Leopold Figl in den 1930ern nach Rekawinkel kam und den stagnierenden Kirchenbau erlebte, veranstaltete er, mithilfe der Dollfuß-Sturmscharen eine Sammlung. "Das Marmor-Konterfei des Dollfuß-Denkmals hängt in der Vorhalle der Rekawinkler Kirche", erklärt Dieter Halama, der auch selbst überlegt manch "papierenes Relikt" aus dieser Zeit als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen.
ZUR SACHE:
Bis 31. Mai gibt es im Landesmuseum Niederösterreich jeden Samstag eine besondere "Castingshow". Gesucht werden die "Superstars" fürs neue Haus der Geschichte. Landeschef Erwin Pröll stellte die Aktion vor: „Wir suchen Objekte aus der Zeit der Ersten Republik von 1918 bis 1938, die das Schicksal und die Geschichten einzelner Menschen erzählen.“ Wer also am Dachboden oder im Keller einen potenziellen Star für die Schau hat, kann sein Fundstück bis Ende Mai jeden Samstag von 10 bis 16 Uhr ins Landesmuseum bringen und von Experten begutachten lassen.
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