Ein Abend der Kulturen im Gymnasium
Was bis 2019 am BG/BRG Purkersdorf traditionell die Новогодняя Русская Ёлка, das kleine aber feine russische Weihnachtsfest war, sollte heuer coronabedingt eine kleine aber feine „Русская Пасха», ein Osterfest, werden. Der 25. April 2022 war als Termin fixiert, das Programm festgelegt. Warum klein aber fein? Weil die bescheidene Schülerzahl von 12 Teilnehmer*innen der beiden Russischgruppen das Format vorgibt: 2 Theaterstücke, 1 Lied + Verkostung russischer Spezialitäten.
PURKERSDORF. Aber dann brach der 24. Februar 2022 an und stellte die europäische Geschichte auf den Kopf – und damit unser Festkonzept. Denn drei Wochen später war das BG Purkersdorf um 37 Schüler und zwei engagierte Lehrerinnen aus der Ukraine, die neben Ukrainisch auch Russisch sprechen und verstehen, reicher – und damit das Potential für ein multikulturelles Riesenfest gegeben.
Den Rückmeldungen nach zu urteilen war der Russisch-Ukrainisch-Österreichische Abend ein voller Erfolg. Die Russischschüler und der 6. und 8. Klassen stellten ihr schauspielerisches und sprachliches Können nun vor breitem Publikum unter Beweis und erfreuten Jung und Alt mit dem Märchen „Теремок», das sich passenderweise als ukrainisches Volksmärchen (zu deutsch „Der Fäustling“) entpuppte. Die von männlichen Schauspielern dominierte Parodie auf „Aschenputtel“- «Золушка» erheiterte die Gemüter und unsere Russisten ernteten dank der zahlreichen muttersprachlichen Zuseher viele Lacher und tosenden Applaus.
Aktuelles Gedicht
Die ukrainische Seite gab das verblüffend aktuelle Gedicht «Заповiт» - „Vermächtnis“ des ukrainischen Dichterfürsten Taras Schewtschenko aus dem Jahr 1845 zum besten, das als Aufruf zum Befreiungskampf des ukrainischen Volkes gegen das Russische Reich […] geschrieben wurde. (Wikipedia) Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten die Schüler auf Klavier und Flöte. Kollege W. Biberle übernahm dankenswerter Weise den heiklen Teil: Als ehemaliger Russischlehrer und AG-Leiter fand er die richtigen Worte, um die Zerrissenheit der Russischlehrenden bei ihrer leidenschaftlichen Arbeit als Kultur – und Sprachvermittelnde in der derzeitigen Situation zu beschreiben. Den Höhepunkt des Abends aber stellten die zwei Tänze, in den Nationalfarben Blau-Gelb dargeboten, die Choreographin Julia Nahorna mit den Jugendlichen erarbeitet hatte. Beim Hopak, einem traditionell ukrainischen Volkstanz mit kosakischen Wurzeln, wirbelten sie in wilden Drehungen und waghalsigen Sprüngen über die Bühne, dass einem Hören und Sehen verging. Die moderne Choreographie zu einer weiteren kraftvollen Volksweise ließ uns Zuhörer wohl nur erahnen, welches Temperament der ukrainischen Seele und ihrem Volksgut innewohnt. Dagegen mutete die melancholische Melodie des Volkslieds „In die Berg bin i gern“, das die österreichischen Zuhörer zuvor spontan präsentiert hatten, regelrecht depressiv an.
Gemütliches Beisammensein
Aber wäre ein Fest ohne gemütliches Beisammensein? Dank des Einsatzes ukrainischer und hiesiger Eltern und Schüler gab es im Anschluss an diese kurzweiligen 70 Minuten ein Buffett, dass sich sehen lassen konnte: Von selbstgebackenen Blintschiki und Striezel, über Wareniki und Salat Olivje bis hin zu Strudel, Gugelhupf und Uhudler war von allem im Überfluss vorhanden, ganz so, wie es sich für ein gestandenes Freundschaftsfest gebührt.
Vielen herzlichen Dank – Дякую – Спасибо - allen, die dies ermöglicht haben!
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