sozialer Rückzug
Einfach nicht mehr leisten können oder wollen
Das Geld sitzt heutzutage nicht mehr so locker. Deshalb kommt es auch immer wieder zu einem sozialen Rückzug, welcher auch in den Gemeinden der Region Purkersdorf spürbar ist.
PURKERSDORF. "Noch vor ein paar Jahren waren bei Veranstaltungen um die 600 Gäste zu vermerken. Heutzutage ist dies um ungefähr ein Drittel gesunken", verzeichnet Bürgermeister Stefan Steinbichler. Dies kann auf der einen Seite persönliche, aber auch finanzielle Gründe haben.
Finanziell erdrückt
Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren, die im Kalenderjahr mehr als sechs Monate erwerbstätig waren und in einem armutsgefährdeten Haushalt leben, gelten als „Working poor“. Matthias Koderhold der Arbeiterkammer gibt Auskunft darüber: "Haushalte gelten als armutsgefährdet, wenn ihr mit der Anzahl und dem Alter der Haushaltsmitglieder gewichtetes verfügbares Haushaltseinkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt." Auswertungen zeigen, dass im Jahr 2022 331.000 Personen österreichweit unter die Kategorie "Working poor" fallen. Davon waren 281.000 Personen ganzjährig erwerbstätig und 190.000 Personen zumindest sechs Monate in ihrer ganzjährigen Erwerbstätigkeit vollzeitbeschäftigt.
Das ist der Grund
Neben niedrigen Stundenlöhne, Teilzeitarbeit oder Haushalte mit Kindern, hierbei speziell Alleinverdienerinnen und -verdiener können unterschiedliche Ursachen herangezogen wreden. Oftmals sind Einelternhaushalte und Mehrpersonenhaushalte ab drei Kindern sehr betroffen. "Besonders für alleinerziehende Frauen muss zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein flächendeckendes, leistbares und zeitlich flexibles Angebot an Kinderbetreuungsplätzen und Ganztagsschulen geschaffen werden, um unfreiwillige Teilzeitarbeit zu verhindern", erklärt Koderhold. Auch eine einkommensunabhängige Auszahlung aller Familienleistungen könnten entgegenwirken und jedem Kind die gleiche finanzielle Unterstützung liefern.
Sozial weniger präsent
Auch im Stadtcafé Purkersdorf erkennt man einen Unterschied zur Vergangenheit. "Seit dem zweiten Lockdown haben viele gemerkt, dass man auch ohne regelmäßige Cafébesuche leben kann", sagt Elisabeth Vochoska, welche seit 15 Jahren dort beschäftigt ist. "Früher kamen bestimmte Personen täglich, nun ein-, zweimal die Woche." Die Wertigkeit habe sich verändert, auch wenn sich wahrscheinlich der Großteil den Standard leisten könnte wird das Geld heutzutage anders verwendet oder gespart. "Auch beim Eislaufplatz nehmen viele ihre eigenen Getränke mit", erklärt sie.
Das könnte dich ebenfalls interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.