Der Welttag der Fremdenführer – Peter und Paul in Breitenwang

Meisterhafte Fguren von Anton Sturm
77Bilder

Der internationale Tag des Fremdenführers wurde von der „World Federation of Tourist Guide Associations“ 1987 ins Leben gerufen. An vielen Orten werden an diesem Tag kostenlose Führungen angeboten. Eine Aktion, mit der die Guides für ihren Beruf werben und besonders den Unterschied zu den selbst ernannten Fremdenführern, die ohne Ausbildung Führungen anbieten, verdeutlichen.

BREITENWANG (as). Im Außerfern hat sich Dr. Richard Lipp die Zeit genommen, kostenlos durch die Breitenwanger Dekanatspfarrkirche zu führen. Nachdem der Historiker scherzhaft versichert hat, eine entsprechende Befähigung zu haben, erzählte er in kurzweiliger Manier über die Entstehung der Kirche. Angefangen in der Seitenkirche erläuterte Dr. Lipp den ursprünglichen Zweck dieser Kapelle und ließ die Besucher dabei hoch aufsehen.

Dort findet sich der einmalige und berühmte Totentanz, gefertigt von Thomas Seitz aus Füssen. Einen solchen Totentanz in Stuck gibt es im deutschsprachigen Raum nur zweimal, in Breitenwang und Bamberg. Zum anderen stehen die besonders authentischen Figuren, die 1725 vom Bildhauermeister Anton Sturm angefertigt wurden darin. Einst als Totenkapelle konzipiert, wird sie heute überwiegend für Taufen und Ausstellungen genutzt.

Ein selten gebrauchter Name für die sonst nicht zugängliche Sakristei ist „Kerkerkapelle“. Sie war ursprünglich als wintersicherer Zugang zwischen Hauptkirche und Totenkapelle angelegt und ist der jüngste der vier Kirchenteile. Dort befinden sich die Figuren „Jesus im Kerker“, bewacht von römischen Soldaten, ebenfalls Arbeiten von Anton Sturm.

Weiter geht es in die Hauptkirche, wo Lipp nicht nur die Urheber der zahlreichen Malereien erläutert, sondern auch auf deren symbolische Bedeutung eingeht. Vom einstigen spätrömischen Stil der Kirche ist heute kaum noch was übrig. Die alte Kirche wurde 1640 beschädigt und in Folge durch eine Brachialsanierung zu einer barocken umgebaut. Einzige Ausnahme, die spätgotische Kanzel, die Lipp um das Jahr 1690 datiert. Als weitere Änderung kam 1714 bei der Neuweihung der Patron Paulus zum ursprünglichen Petrus hinzu.

Bedingt durch die Kirchenauflösung in Bayern konnte der einstige Dekan Dr. Franz Xaver Zobel Kostbarkeiten erwerben, die heute noch in Breitenwang zu finden sind. Eine Orgel aus dem Augsburger Karmeliterkloster, die beiden Altäre aus Rottenbuch, Apostelleuchter aus Füssen und noch zwei Messingleuchter aus Ettal. Somit steht ein gewichtiger Teil bayrischer Geschichte in Breitenwang.

Bei dem abschließenden Gang um die Kirche lud Dr. Lipp dazu ein, einige der schönsten Grabkreuze zu besichtigen. Fast wie auf Bestellung ertönten die Glocken und im Moment, da die sie verstummten, schwenkte die Gruppe auf das Grab des Spenders. Das Breitenwanger Geläute wurde 1951 von Dr. Paul Schwarzkopf gestiftet, dem zu Ehren es heute noch einmal im Jahr erklingen muss.

Die gut einstündige Führung bringt einiges mit sich, das man als normaler Kirchengänger vielleicht gar nicht wusste, oder eben nie gesagt bekam.

Der Totentanz ist die seit dem 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung der Gewalt des Todes über das Menschenleben in allegorischen Gruppen, in denen die bildliche Darstellung von Tanz und Tod immer gleichzeitig zu finden ist.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.