Sonderthema Gesundheit
Endometriose: Das unbekannte Frauenleiden

Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die zum Zeitpunkt der Periode manchmal unerträgliche Schmerzen auslösen kann. | Foto: samwordley@gmail.com/panthermedia
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  • Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die zum Zeitpunkt der Periode manchmal unerträgliche Schmerzen auslösen kann.
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Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

AUSSERFERN (eha). Weit verbreitet, aber oft unerkannt: Viele Frauen leiden an einer Endometriose – oftmals ohne überhaupt davon zu wissen oder die richtige Diagnose gestellt zu bekommen. Grund genug, über dieses wichtige Thema zu sprechen. Frauenärztin Dr. med. Katrin Schretter aus Reutte hat sich bereit erklärt, unsere Fragen zu Ursache, Symptomen, Folgen und Therapie von Endometriose bei betroffenen Frauen zu beantworten.

Dr. med. Katrin Schretter, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe | Foto: Fotostudio René
  • Dr. med. Katrin Schretter, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
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BezirksBlatt Reutte: Was genau ist eine Endometriose?
Dr. Katrin Schretter: "Als Endometriose bezeichnet man das Auftreten von Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb der Gebärmutterhöhle. Diese kleinen Herde von Gebärmutterschleimhaut finden sich in den meisten Fällen im Bauchraum, vor allem im Becken, können aber auch an anderen Stellen wie den Eierstöcken, der Scheide und sogar im Darm, in der Blase oder in seltenen Fällen in der Lunge auftreten."

Wie entsteht die Erkrankung und was sind die Ursachen dafür?
"Es gibt mehrere Theorien zur Entstehung einer Endometriose. Schleimhautzellen können beispielsweise durch eine rückwärtsgerichtete Menstruation über die Eileiter in den Bauchraum verschleppt werden. Es ist aber auch denkbar, dass sich Zellen am Entstehungsort durch bestimmte Reize, etwa durch hormonelle Einflüsse, in Gebärmutterschleimhautzellen umwandeln. Ebenfalls werden immunologische und genetische Faktoren diskutiert.
Letztlich bleibt die genaue Ursache der Endometriose aber weiterhin unklar."

Wie viele Frauen leiden an der Erkrankung?
"Die Endometriose ist die häufigste gutartige Erkrankung der Frau. Der Anteil der betroffenen Frauen im gebärfähigen Alter beträgt zwischen 4-30%. Trotz der Häufigkeit der Erkrankung durchleben Frauen oft einen langen Leidensweg bis die richtige Diagnose gestellt wird. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnosestellung vergehen in einigen Fällen mehrere Jahre."

Wie erkennt man eine Endometriose? Was sind die Anzeichen dafür?
"Das Hauptsymptom der Endometriose sind Unterbauchschmerzen, die typischerweise kurz vor und während der Monatsblutung auftreten. Dieser zeitliche Zusammenhang ist aber nicht bei jeder Frau vorhanden. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, bei Stuhlgang und Wasserlassen, Durchfall/ Verstopfung während der Menstruation sowie Blutabgang aus Blase und Darm können weitere Anzeichen einer Endometriose sein. Einige Patientinnen leiden außerdem unter verstärkten, verlängerten oder unregelmäßigen Blutungen. Nicht zuletzt kann eine Endometriose leider auch negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der betroffenen Frauen haben."

Wie wird die Diagnose gestellt?
"In vielen Fällen ergeben sich bereits aus der Befragung der Patientin zur Vorgeschichte und zu den Symptomen (Anamnese) erste Verdachtsmomente für das Vorliegen einer Endometriose. Die weitere Abklärung umfasst eine gynäkologische Untersuchung mit einer Ultraschalluntersuchung.
Leider können Endometrioseherde, die nur stecknadelkopfgroß sein können, nicht immer im Ultraschall dargestellt werden. Es kann daher nötig sein, zur Sicherung der Diagnose eine Bauchspiegelung (diagnostische Laparoskopie) in Vollnarkose durchzuführen. Dabei werden die Endometrioseherde meistens gleich entfernt. Bei besonderen Fragestellungen kommen als Zusatzuntersuchungen auch eine MRT Untersuchung oder eine Blasen- oder Darmspiegelung in Betracht."

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
"Das Ziel einer erfolgreichen Behandlung der Endometriose ist zunächst einmal die komplette Entfernung aller sichtbaren Endometrioseherde im Rahmen einer Operation. In den meisten Fällen kann dies minimal-invasiv durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen. Im Rahmen der Operation werden auch eventuell vorhandene Verwachsungen gelöst und bei Kinderwunsch die Durchgängigkeit der Eileiter überprüft.
An die Operation kann eine medikamentöse Therapie durch ein Hormonpräparat angeschlossen werden. Dadurch kann das Risiko für ein erneutes Auftreten (Rezidiv) der Endometriose verringert werden."

Was bedeutet die Diagnose für den Kinderwunsch?
"Bei 30-50% aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch kann eine Endometriose als Mitursache diagnostiziert werden. Einerseits kann eine Endometriose durch Verwachsungen zum Verschluss der Eileiter führen, andererseits kann es auch bei normaler Funktion der Eileiter durch eine Endometriose zur Sterilität kommen. Dabei spielen Auswirkungen der Endometriose auf die Qualität der Eizellen und der erschwerten Einnistung der Eizelle in der Gebärmutter eine Rolle. Bei einer adäquaten Therapie der Endometriose können aber viele der betroffenen Frauen ihren Kinderwunsch verwirklichen.
In komplexen Fällen wird ihre Frauenärztin (ihr Frauenarzt) mit einem Endometriosezentrum (zB. der Universitäts-Frauenklinik in Innsbruck) zusammenarbeiten."

Was raten Sie Betroffenen?
"Ich kann allen Frauen mit entsprechenden Symptomen nur raten sich gynäkologisch untersuchen zu lassen, damit rasch eine Diagnose gestellt und die richtige Therapie eingeleitet werden kann. Für betroffene Frauen gibt es außerdem einfach umsetzbare Ernährungsempfehlungen: Rotes Fleisch, gehärtete Fette und stark zuckerhaltige Getränke und Speisen sollten vermieden werden. Hingegen haben reichlich grünes Gemüse (Brokkoli, Spinat, Kohl…) und frische Früchte sowie kalt gepresste Öle einen positiven Einfluss auf eine Endometriose. Vollkornprodukte und Nüsse sowie magnesiumhaltige Getreide (Reis, Haferflocken, Weizenkeime) sollten auch auf dem Speiseplan stehen."

Infos & Kontakt

Bei Fragen hilft Ihnen Dr. Katrin Schretter gerne weiter.
Tel.: 05672/67241
E-Mail: info@gyn-reutte.at

Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die zum Zeitpunkt der Periode manchmal unerträgliche Schmerzen auslösen kann. | Foto: samwordley@gmail.com/panthermedia
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