ARA-Notarzthubschrauber
Nachtflüge nur mehr in Notfällen

Schwerer nächtlicher Verkehrsunfall in Reutte vor wenigen Tagen. Dank der neuen Dienstzeiten bei der ARA Flugrettung war der Notarzthubschrauber RK-2 rasch vor Ort und brachte intensivmedizinische Hilfe. | Foto: ARA
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  • Schwerer nächtlicher Verkehrsunfall in Reutte vor wenigen Tagen. Dank der neuen Dienstzeiten bei der ARA Flugrettung war der Notarzthubschrauber RK-2 rasch vor Ort und brachte intensivmedizinische Hilfe.
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EHENBICHL (rei). Wenn der ARA-Notarzthubschrauber RK2 zu einem Einsatz gerufen wird, dann steigt eines der modernsten Fluggeräte in die Luft, das es derzeit weltweit gibt. Der "H145" ist entsprechend vielseitig und kann dank umfangreicher Ausrüstung etwas, das andere nicht können - in der Nacht fliegen.

Lebensrettende Nachtflüge

Diese Fähigkeit wurde schon mehrfach benötigt und war lebensrettend, wie man von Seiten der Betreiber versichert. „Zuletzt haben wir bei Nacht ein Kleinkind in kritischem Zustand ins Klinikum nach München geflogen“, erzählt ARA-Stationsleiter und Pilot Christian Brunnlechner.
Er berichtet von zahlreichen positiven Reaktionen auf die Dienstzeitenerweiterung. „Egal ob Einsatzorganisationen, Lokalpolitiker oder Privatpersonen. Die Resonanz auf unsere nächtlichen Aktivitäten ist beachtlich. In Elbigenalp durften wir zuletzt sogar den soeben fertiggestellten Nachtlandeplatz einweihen.“

Kritik an Übungsflügen

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn mit der Einführung der Nachtflüge waren im Vorfeld nächtliche Übungseinheiten notwendig. Die kamen dann weniger gut an. Wirklich problematisch seien zwei solcher Nachtübgen gewesen, räumt ARA-Geschäftsführer Thomas Jank ein. Die fanden nach 2 Uhr statt. "Dafür haben wir uns entschuldigt, das wird nicht mehr vorkommen!"
Die Piloten sind inzwischen geschult, neue Piloten, denen die Ausbildung für Nachtflüge fehlt, werden laut Jank künftig an anderen Orten trainiert und kommen dann voll ausgebildet nach Ehenbichl. Heute könne man somit sagen, dass jeder Nachtflug auch tatsächlich medizinisch notwendig ist. 
Und Jank ergänzt: "Wir suchen uns die Einsätze nicht aus, sondern werden gerufen." 

"Zweischneidiges" Thema

Ehenbichls Bürgermeister Wolfgang Winkler sieht das Thema Nachteinsätze "zweischneidig". Was die medizinische Seite anlangt, also die Möglichkeit einer raschen Hilfe nach Unfällen, bei Schlaganfällen, Herzinfarkten usw., ist er voll des Lobens: "Das ist absolut positiv! Man muss sich nur überlegen, wenn man selbst oder ein naher Angehöriger diese Flugeinsätze braucht, wie wichtig das ist."
Die "Krux" liege wo anders, am Standort. Der ARA-Notarzthubschrauber ist beim Bezirkskrankenhaus, genauer gesagt in direkter Nachbarschaft zum Pflegeheim Haus Ehrenberg angesiedelt. Für die alten, pflegebedürftigen Bewohner sei es nicht einfach, wenn sie mitten in der Nacht durch die Hubschraubergeräusche aus dem Schlaf gerissen werden. Auch das Pflegepersonl hat dann mitunter einiges zu tun.

Pflegeheimerweiterung schwer möglich

Derzeit läuft im Bezirk die Diskussion, mehr Pflegeplätze zu schaffen. Der Standort in Ehenbichl würde sich anbieten. "Durch die Nachtflüge ist eine Erweiterung in Ehenbichl aber wohl passé", glaubt Winkler. Die Entscheidung in dieser Frage ist noch nicht gefallen. Die Gespräche laufen. 
Aber Ehenbichls Bürgermeister hält auch fest: "Das positive Gefühl überwiegt. Wenn der Hubschrauber in der Nacht abhebt, handelt es sich immer um einen Notfall. Da kann man nicht dagegen sein!"

Entwicklung der Flugbewegungen ist unklar

Unklar ist, ob das "positive Gefühl" dauerhaft ist, denn: "Wir wissen nicht, wie sich die Zahl der Fugbewegungen in der Nacht entwickelt", ergänzt Winkler. Wenn der Hubschrauber hin und wieder abhebt sei das in Ordnung. Mehrere Flugbewegungen in einer Nacht sieht er problematisch.
Ob diese Entwicklung so kommt, kann aber niemand sagen. ARA- Geschäftsführer Thomas Jank erklärt: "Wir können das nicht einschätzen!" 
Wolfgang Winkler hat seinerseits eine Statistik parat, die zeigt, wie sehr aber ein Angebot (Hubschrauber) die Nachfrage (Einsätze) steigern kann. 1997 habe es 57 Flüge gegeben, 2018 waren es 1009, Tagflüge, wohl gemerkt.

Was rein die ARA und somit den Rettungshubschrauber RK2 betrifft  (Flugbewegungen werden auch von anderen Anbietern verursacht) werden für 2018 840 Einsätze ausgewiesen. Eine zuletzt relativ konstante Zahl, wobei laut ARA-Auswertung die Windeneinsätze stark zugenommen haben (siehe Zur Sache).

Zur Sache

Entwicklung bei den Windenbergungen.
Allein heuer wurden bereits 74 Einsätze mit der im modernen Notarzthubschrauber H145 fix angebauten und 90 Meter langen Seilwinde absolviert. „Im Jahr 2018 haben wir die Winde 180 Mal eingesetzt. 2016 waren es lediglich 96 Einsätze“, verrät ARA-Windenoperator Gerd Amann. Diese extreme Steigerung von fast hundert Prozent kommt für Amann nicht überraschend: „Egal ob Sommer oder Winter, die Menschen zieht es vermehrt in die Berge. Und bei Unfällen speziell im alpinen Gelände können wir mit unserer Winde einfach schneller medizinische Hilfe zum Verunfallten bringen und diesen dann in weiterer Folge auch mitunter lebensrettend zeiteffizient ins nächstgelegene Krankenhaus fliegen.“

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Schwerer nächtlicher Verkehrsunfall in Reutte vor wenigen Tagen. Dank der neuen Dienstzeiten bei der ARA Flugrettung war der Notarzthubschrauber RK-2 rasch vor Ort und brachte intensivmedizinische Hilfe. | Foto: ARA
Bürgermeister Wolfgang Winkler | Foto: Reichel
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