Studie ergab:
Prähistorische Erdbeben verursachten Bergstürze am Fernpass

Das Team vom Institut für Geologie entnahm von einer schwimmenden Bohrplattform bis zu acht Meter lange Bohrkerne aus dem Plansee. | Foto:  Jasper Moernaut
  • Das Team vom Institut für Geologie entnahm von einer schwimmenden Bohrplattform bis zu acht Meter lange Bohrkerne aus dem Plansee.
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IBK./AUSSERFERN. Seltene, aber starke Erdbeben sind die Ursache für prähistorische Bergstürze am Fernpass und am Tschirgant, das haben Geologen der Uni Innsbruck in einer Studie herausgefunden.

In zahlreichen Alpentälern mit steilen Flanken finden sich die Überreste großer Bergstürze im Ausmaß mehrerer hundert Millionen Kubikmeter Gestein. „Wie sie entstanden sind, ist oft schwer zu rekonstruieren, da sie vor mehreren Tausend Jahren stattfanden“, erklärt Patrick Oswald, Doktorand in der Arbeitsgruppe für Sedimentgeologie am Institut für Geologie der Universität Innsbruck und Hauptautor der Studie. „Interessanterweise traten viele dieser alten Bergstürze auf eher kleinem Raum auf und haben ein ähnliches Alter, bildeten also eine Art ‚Cluster‘.“ Dieses rätselhafte Muster sorgt in der Fachwelt bereits seit vielen Jahren für zahlreiche Diskussionen rund um mögliche Ursachen. Neben abrupten klimatischen Veränderungen gelten auch Erdbebenerschütterungen als potenzielle Auslöser.

Zehn schwere prähistorische Erdbeben

Um Letzteres genauer zu erforschen entnahmen die Geologen bis zu acht Meter lange Bohrkerne aus dem Plansee  und dem Piburgersee im Ötztal und suchten nach spezifischen Spuren im Schlamm – ausgelöst von starken Erdbeben. Durch Radiokarbon-Datierung von organischem Material in den Bohrkernen entdeckten die Forscher zehn prähistorische Erdbeben während der letzten 10.000 Jahre mit einer Magnitude zwischen 5,5 und 6,5 auf der Richterskala, und fanden zudem auch Spuren des historischen Erdbebens mit Richter-Magnitude 5.3 vom 8. Oktober 1930 in Namlos. 

Erdbeben und Bergstürze gleichzeitig

Die Ergebnisse der Innsbrucker Geologen zeigen, dass das Auftreten der großen Bergstürze am Fernpass vor ca. 4100 Jahren und am Tschirgant vor rund 3000 Jahren mit besonders starken Erdbeben zusammenhängen. Die Analysen ergaben außerdem, dass eine enge Abfolge von mindestens fünf schweren Erdbeben den Bergstürzen vor etwa 3000 Jahren vorausging. „Wir vermuten daher, dass seismische Erschütterungen nicht nur Bergstürze selbst auslösen, sondern die Felshänge nach und nach immer instabiler werden lassen", sagt Michael Strasser, Leiter der Arbeitsgruppe.

„Mit all diesen neuen Informationen möchten wir nun einen Beitrag dazu leisten, künftige Erdbeben- und Bergsturzgefahren in den dicht besiedelten Alpentälern besser abschätzen und prognostizieren zu können. Erdbeben dieser Stärke sind zwar selten, können aber verheerende Folgen haben.“

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