Kontinuität in Gramais
Bgm. Michael Fasser bleibt bis auf weiteres im Amt

Bürgermeister Michael Fasser macht nun doch weiter. | Foto: Reichel
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Im März wollte Michael Fasser als Bürgermeister von Gramais abtreten. Nun bleibt er doch.

GRAMAIS (rei). Mit 16 wollte er aufhören. Eigentlich. Bis zum "19-er" ließ er sich überreden. Nun dürfte Michael Fasser aber wohl auch den "22-er" schaffen. Es geht nicht um Geburtstage. Die genannten hat der 50-Jährige schon lange hinter sich gelassen. Es geht um die Dienstjahre als Bürgermeister.
Der Gemeindechef der kleinsten Kommune Österreichs wollte eigentlich schon bei den Wahlen vor drei Jahren den Platz für einen bzw. eine Nachfolgerin freimachen. Aber niemand wollte das Amt.

Drei Jahre angehängt

Damit nicht die Behörde die Führung der Lechtaler Seitentalgemeinde übernehmen muss, entschied sich Fasser, drei Jahre dranzuhängen. Er, und die übrigen acht Gemeinderäte. Gramais machte österreichweit Schlagzeilen: Nur hier wurde nicht gewählt. Ausgerechnet in der kleinsten Gemeinde Österreichs wollte sich niemand finden, der das oberste Amt einnehmen will. Nicht nur eine Geschichte wurde darüber gemacht.
In Gramais konnte man mit der Situation gut leben. Michael Fasser machte aber von Beginn an klar: Noch drei Jahre hintendran. Dann ist Schluss!

"Ich mache weiter!"

Das war 2016. Heute klingt das anders. Mitte März sind die drei Jahre voll, und Michael Fasser sagt: "Ich mache weiter!" 
Aber nicht, weil er jetzt wieder mehr Lust verspürt, er vielleicht neue Ideen hat. Nein, nichts dergleichen. "Es findet sich leider niemand, der das Amt übernehmen möchte", erklärt Fasser.
Der Kreis der möglichen Kandidaten schrumpft sogar. Neun Gemeinderäte sollte Gramais haben. Sieben - der Bürgermeister ist eingerechnet - sitzen heute aber nur mehr bei den Sitzungen am Tisch. "Eine Gemeinderätin hat das Gremium kurz nach den Wahlen verlassen, eine andere im vergangenen Jahr", erzählt Fasser. Weggezogen. Beide. 

Nur noch 40 Einwohner

So wie auch andere Gemeindebürger. Wer noch von der "50-Seelengemeinde" Gramais spricht, muss nämlich revidieren. "Wir sind gerade nur noch 40 Bewohner", berichtet Fasser. Die Kleingemeinde wird immer noch kleiner.
Besonders schmerzlich für die Gemeinde war der Abschied einer fünfköpfigen Asylantenfamilie. Fünf Personen auf einmal weniger. Fünf Personen, die man voll in die Gemeinschaft aufgenommen hatte. Eigentlich fast unglaublich. Gramais schaffte, was größere Kommunen mitunter als "unmöglich" erachten.
Die Probleme werden also nicht kleiner. Nur die Einwohnerzahl sinkt. "Es gibt schon noch Junge im Ort. Aber die sind untertags nicht da. Sie gehen auswärts in die Schule, machen irgendwo eine Ausbildung", kennt Fasser die Problematik nur zu gut. Da ist die Versuchung, ganz wegzuziehen, groß.
Für die Mitarbeit im Gemeinderat können sich nur noch wenige begeistern. Daher konnten die beiden Gemeinderätinnen, die vorzeitig zurücktraten, auch nicht nachbesetzt werden: Es gab und gibt keine Ersatzgemeinderäte!
Nur mehr jene sieben, die derzeit aktiv sind, stehen auf der Liste. "Jetzt sollte uns niemand mehr ausfallen", erklärt Fasser. 

Fusion nicht ausgeschlossen

Gramais ist an einem Punkt, wo man sich durchaus mit dem Gedanken auseinandersetzt, ob nicht vielleicht doch irgendwann die Fusion mit Häselgehr kommt. "Wenn sich bis 2022 (dem Jahr der nächsten Gemeinderatswahlen in Tirol, Anm.) niemand findet, wird das unumgänglich sein", sagt Fasser, und stellt bei dieser Gelegenheit klar: "Ich mache danach nicht mehr weiter. Das ist fix!"
Noch einmal werde er sich nicht umstimmen lassen.
"Es macht mir schon Spaß. Aber nach so vielen Jahren reicht es einfach", erklärt der 50-Jährige, der seit 19 Jahren Bürgermeister ist. "Frisches Blut" an der Spitze der Gemeinde könne nicht schaden.

So geht es weiter

Jetzt haben die Gramaiser aber wieder etwas "Luft", um die Suche fortzusetzen. "Ich muss das jetzt aber bei der kommenden Gemeinderatssitzung im März noch formell mit den Gemeinderäten abstimmen", übt sich Fasser in Geduld, ehe er die kommenden Jahre angehen will.
Die Wahrscheinlichkeit, dass seine noch verbliebenen Mitstreiter im Gemeinderat ihm das Vertrauen entziehen, ist aber gering. Michael Fasser sorgt damit einmal mehr für Aufsehen: So, wie es aussieht, wird er im Frühjahr 2022 von sich behaupten können: 12 Jahre, ohne Wahl dazwischen, das höchste Amt im Ort innegehabt zu haben. Das macht ihm dann so schnell sicher keiner nach. 
Die Schlagzeilen für das Jahr 2022 können schon einmal vorbereitet werden.

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