Leserbrief
Man muss den Menschen zum Glück anderer zwingen

Ruhe. Ein Gespräch führen können ohne schreien zu müssen. Kein Aufheulen von Motoren um am Zebrastreifen schnell noch zu überholen. Seinen Garten genießen können. All das, erleben wir in Weißenbach am Lech seit zwei Tagen. Wieso? Weil eine Großbaustelle den Verkehr dazu zwingt. Leider wohnt meine Familie genau an einer belebten Bundesstraße, die zu Zeiten des Hausbaus noch nicht existierte. Tja, Pech gehabt. Das Land zahlte Lärmschutzfenster (zumindest einen Beitrag dazu) und scheint seiner Verantwortung genüge getan zu haben. Die B198 führt mit 70 km/h direkt zwischen den Häusern ein seltenes Dasein. In allen anderen Gemeinden des Bezirks Reutte schien es möglich zu sein die Geschwindigkeit auf 50 km/h zu reduzieren – nur eben in Weißenbach nicht. Eine Unterschrifteninitiative dazu brachte die BH Reutte lediglich dazu die „Strecke zu überprüfen“. Wann die „Überprüfung“ zu einem Ende kommen wird, weiß man nicht.

Die aktuelle erzwungene Maßnahme der Baustelle ist jedenfalls Grund genug einmal hinzuhören und, keinen sonst so üblichen Straßenlärm zu hören. Es könnte doch so schön sein. „Freiwillig“ 50 km/h zugunsten der Lebensqualität, Sicherheit, des Lärmschutzes, Klimas (weniger Abgase) – das macht das Kraut nicht fett. ABER: wenn der Mensch gezwungen 30 km/h (sind angeschrieben – aber die meisten werden 50 km/h fahren) zu fahren um sein Auto und seine wertvollen Reifen zu schonen – ja, dann geht es wunderbar. Unsere Mitmenschen sollten es uns wert sein, weniger auf´s Gas zu treten – wo ist die hochgepriesene Solidarität aus der Coronakrise geblieben? Ach ja, jetzt muss ja jeder schnell noch alles in Eile nachholen, was er/sie in der Krise versäumt hat – „revenge travel“ trotz hoher Spritpreise etc.

Alle Kritiker der 50 km/h welche mit der Angst vorm Stau leben wenn die Gesamtgeschwindigkeit gedrosselt wird möchte ich bitten nun genau hinzuschauen, denn es sind sogar 30km/h (!) angeschrieben und der Verkehr rollt und rollt. Nur eben leiser, sicherer und abgasärmer. Die Zeit welche wir auf der Strecke dadurch verlieren muss es uns doch Wert sein?! Nach eigener Messung würden wir bei durchgehenden 50 km/h statt der 70 km/h (am Ortsende Weißenbach Richtung Lechtal sind sogar 80 km/h und im Winter glatte 100 km/h erlaubt!) auf einer Strecke vom Holzplatz Baggersee bis zum ehemaligen Brauereilager (Unterbach) nur 1 min 14 sek. verlieren. Auch in Lechaschau, Höfen, Pflach… funktioniert´s. Warum muss Weißenbach hier die Ausnahme sein um schneller von A nach B zu kommen? Gerecht ist das nicht.

Meine Familie jedenfalls erfreut sich an den paar Tagen Ruhe durch die Baustelle.

Die autozentrierte Politik sollte doch in modernen Zeit endlich ausgedient haben und Mensch und Natur im Mittelpunkt stehen.

Maga. Melanie Hammerle
6671 Weißenbach am Lech

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