Herausfordernde Zeiten
Licht und Schatten im Lebensmittelgewerbe
Das Lebensmittelgewerbe im Bezirk Reutte versorgt die Menschen nicht nur mit qualitativ hochwertigen Produkten aus der Region, sondern sind auch von großer Bedeutung für die heimische Wirtschaft. Es gibt aktuell aber auch große Herausforderungen und Handlungsappelle an die Politik.
BEZRIK REUTTE (eha). Die Wirtschaftskammer in Reutte war am Mittwoch Treffpunkt für die Vertreter des Tiroler Lebensmittelgewerbes. Innungsmeister Georg Schuler, Innungsgeschäftsführer Simon Franzoi, der Sprecher der Tiroler Bäcker:innen Gerhard Gstrein und WK-Obmann Christian Strigl informierten über aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen sowie über künftige Entwicklungen.
42 Mitgliedsbetriebe
Aktuell verzeichnet das Lebensmittelgewerbe 42 Mitgliedsbetriebe (ohne Filialen) im Bezirk Reutte, davon zwölf Bäckereien, acht Konditoreien, vier Metzgereien und 18 Betriebe des Nahrungs- und Genussmittelbereichs. Sie alle waren in den letzten Jahren mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Massive Kostensteigerungen bei Mieten und Energiepreisen, und ein eklatanter Fachkräftemangel bereiteten ihnen Kopfzerbrechen. Georg Schuler, selbst Metzgermeister, spricht von einem "Dauerkrisenmodus", den es zu durchbrechen gilt.
"Wir können die Kosten auf Dauer nicht alleine schlucken, und wollen die Preissteigerungen nicht 1:1 an unsere Kunden weitergeben. Gute Tiroler Produktqualität sollte weiterhin leistbar bleiben. Damit wir dies garantieren können, benötigen wir allerdings dringend eine Senkung der Energiepreise“,
appelliert Schuler an die Tiroler Landespolitik.
Optimistisch stimmt das Lebensmittelgewerbe die positive Entwicklung des Tourismus im Bezirk. Die Nächtigungszahlen waren 2022/2023 so hoch wie nie, was sich auch bei den heimischen Lebensmittelproduzenten bemerkbar macht.
Nahversorgerprämie für alle
Die wirtschaftlichen Probleme bleiben groß, deshalb sei es wichtig, den Betrieben durch weitere Maßnahmen zu helfen. Die Tiroler Lebensmittelbetriebe drängen darauf, die Nahversorgerprämie anzupassen, damit alle Lebensmittelgeschäfte davon profitieren können.
"Wenn die Versorgung im Ort gefährdet ist, ist es schon zu spät",
so Schuler. Außerdem fordern sie die Regierung auf, öffentliche Einrichtungen dazu zu bringen, regionale Produkte von Metzgereien, Bäckereien und anderen Betrieben zu kaufen.
"Das wäre gut für alle: Die Leute bekommen gute regionale Produkte, und die Betriebe machen mehr Umsatz, und schaffen Arbeitsplätze vor Ort",
sagt Innungsgeschäftsführer Simon Franzoi.
Neue Ausbildung zum Junior-Bäcker
Bei einer Studie, die im vergangenen Jahr im Auftrag der WK Tirol - Innung Lebensmittelgewerbe durchgeführt wurde, wurde die Stimmung in Mitgliedsbetrieben abgefragt. Mit ernüchterndem Ergebnis: Über die Hälfte (55,6%) leidet stark unter Fachkräftemangel. Gerhard Gstrein, Tiroler Bäckersprecher:
"Unsere Handwerksqualität braucht engagierte Menschen. Mitarbeiter zu finden, bleibt schwierig. Mit der neuen Ausbildung zum Junior-Bäcker wollen wir dieser Problematik entgegenwirken und Quereinsteigern in einem 14-tägigen Kurs die Grundlagen des Brotbackens beibringen."
Der erste Kurs startet nach Ostern am WIFI Innsbruck. Anmeldungen werden noch gerne entgegengenommen.
(Online)-Wege: tirol-schmeckt.at
Seit 2021 präsentieren die Bäcker:innen, Metzger:innen, Konditor:innen und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe auf www.tirol-schmeckt.at die Vorteile und den Mehrwert ihrer Branchen.
Mit spannenden Geschichten rund um das Wirken der vier Berufsgruppen bekommen die User:innen exklusive Einblicke in die Backstube, Metzgerei oder Produktionsstätte – Mitgliederportraits inklusive. Mit Erfolg wie Franzoi berichtet: "Es freut uns, dass unser Angebot so gut angenommen wird. Allein im vergangenen Jahr erreichten die Stories mehr als 600.000 Menschen." Darüber hinaus bietet die Plattform einen kompakten Überblick über alle Lebensmittelbetriebe in der Region.
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