Die heile Welt in der Landwirtschaft gibt es nicht

Hechenberger, Wörle und Geisler (v.l.) wissen um die schwierige Situation der Landwirte Bescheid.
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  • hochgeladen von Günther Reichel

AUSSERFERN (rei). Als "gedämpft" bezeichnet Richard Wörle die Stimmung unter den Außerferner Bauern. Als Tirols jüngster Bezirksobmann des Bauernbundes ist es ihm naturgemäß besonders wichtig, dass seine Zunft möglichst positiv nach vorne schauen kann, doch das fällt nicht leicht.
Vergangene Woche konnte Wörle Tirols Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler und LK-Präsident Josef Hechenberger im Bezirk begrüßen. Alle drei stellten sich am Abend der Diskussion mit den Außerferner Bauern in Höfen. Zuvor gaben sie im Rahmen eines Pressegesprächs Einblicke in die aktuelle Situation der Bauernschaft im Bezirk Reutte.
703 Landwirte gibt es aktuell im Außerfern. Ein Drittel weniger, als vor dem EU-Beitritt Österreichs. "Derzeit ist die Zahl aber stabil", erklärte Wörle. Er sieht derzeit sogar da und dort wieder etwas mehr Zuversicht aufkeimen: "Manche Junge haben neue Stelle errichtet. Auch im Zwischentoren", wie Wörle zu berichten wusste. In der Tourismus-orientierten Region stellte sich die Situation zuletzt eher schwierig dar. Umso wichtiger sind hier sämtliche Aktivitäten, die gesetzt werden. "Ich bin jedenfalls positiv überrascht", so der Pinswanger Landwirt.
Hört man von den Sorgen und Nöten der Bauern, denkt man gerne sofort an den niedrigen Milchpreis. Der ist auch ein Problem, aber Wörle kennt noch ganz andere Nöte: "Bei uns auf der Kammer langen regelmäßig Beschwerden ein, wenn Gülle oder Mist ausgebracht wird, es stinkt oder der Mist auf der Straße liegt." Nicht selten wird dann auf der Kammer nachgefragt, "dürfen die das?"
"Für so manchen Bauern ist das eine große Belastung", berichtete Wörle.

Landwirtschaft hat Zukunft

Von Landesseite hat man u.a. die Themen Ausbildung und Betriebsübernahmen im Fokus. "Die Landwirtschaft hat sicher Zukunft", zeigte sich Präsident Hechenberger überzeugt. Denn niedrigen Milchpreis sieht er sehr kritisch. Ärgerlich ist für ihn, wenn die Bauern als "Feigenblatt" für eine heile Welt herhalten sollen. Wenn es darum gehe, ihnen faire Preise für ihre Produkte und Leistungen zu zahlen, sei es mit der Fairness aber schnell vorbei.

Umbruch läuft

Josef Geisler sieht die heimische Landwirtschaft im Umbruch. Er sieht durchaus Chancen in diversen Entwicklungen, etwa jener, die wieder hin zu kleineren Einheiten führt. Das komme gerade der Landwirtschaft im Außerfern entgegen.
Geisler erinnerte daran, wie wichtig die Arbeit der Bauern nicht nur bei der Erzeugung von Lebensmitteln ist, sondern auch beim Erhalt unserer Kulturlandschaft. "Eine Alm ist keine Natur- sondern eine Kulturlandschaft", mahnte er zur richtigen Betrachtungsweise und fügte an: "Dort wo die Landwirtschaft absiedelt, droht langfristig auch den Dörfern die Entsiedelung."
Einig sind sich alle drei Bauernvertreter, dass die Landwirtschaft trotz schwieriger Rahmenbedingungen Zukunft hat. Einfacher wird es aber nicht, für die Bauern. Dass diese heute versuchen, neue Geschäftsfelder aufzubauen, sei legitim, aber: "Ein Gemüsebauer ist schon super. Wir brauchen aber auch Rinder, um unsere Almen zu beweiden", mahnte Geisler.

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