Reutte leidet unter "hausgemachtem" Verkehr
Reutte reicht es: Alle müssen dazu beitragen, dass die innerörtliche Verkehrslast geringer wird.
REUTTE (rei). Einen Schulterschluss der Gemeinden im Talkessel von Reutte fordert Reuttes Bürgermeister Luis Oberer. Nur gemeinsam sei es möglich, das innerörtliche Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen. Und eben dieses sei ein sehr großes und "hausgemacht", wie er mit dem Blick auf die Zahlen festellt.
Bereits bei der Verkehrsdebatte am 31. August am Isserplatz hatte Oberer auf den vielen innerörtlichen Verkehr hingewiesen, nun brachte er dem Gemeinderat interessante Zahlen zur Kenntnis.
Interessante Zahlen
Reuttes Bürgermeister hatte die Daten verschiedener Zählstellen ausgewertet. Und daraus geht hervor, dass der durchschnittliche Tagesverkehr auf der Lechaschauer Brücke nahezu ident mit den Zahlen an der Zählstelle Fernsteinsee am Fernpass sind.
Das Verkehrsproblem sei also nicht nur überregional zu sehen, auch im Talkessel von Reutte seien die Belastungen enorm.
5 Millionen Fahrzeuge
Reuttes Gemeindchef bediente sich der offiziellen Zahlen des Landes Tirol. Laut diesen wurden 2017 im Tagesdurchschnitt an der Zählstelle Lechaschauer Brücke 13.657 Fahrzeuge gezählt.
"Wenn man diesen Wert auf das Jahr hochrechnet, kommen wird auf 4.984.805Autos. Das ist doch ein Wahnsinn!"
In dieser Zahl enthalten sind 371.000 LKW!
Mit dem Blick auf die andere Zählstellen im Bezirk Reutte kommt Oberer zu dem Schluss, dass dieser Verkehr "hausgemacht" ist, es sich also im Gegensatz zur Fernpassstrecke nicht um Personen- oder LKW-Transit handelt.
Vielbefahrene Brücke
13.657 Fahrzeuge wurden im Tagesdurchschnitt 2017 auf der Lechaschauer Brücke gezählt. An der Zählstelle Höfen (oberhalb des Gewerbegebietes) waren es nur noch 4861 Fahrzeuge. Ein Wert, der in Forchach mit 4394 ähnlich hoch war und ab Häselgehr (3057) nochmals merklich abnahm. In Ehenbichl wurden 2017 im Tagesdurchschnitt 3047 Fahrzeuge gezählt (Zählstelle in Rieden). In Weißenbach-Gaicht, also in Richtung Tannheimer Tal, waren es 2945 Fahrzeuge. Im Hochtal ging das Verkehrsaufkommen dann wieder nach oben, Tannheim zählte 4317 Autos im Tagesdurchschnitt.
Der Verkehr aus bzw. in Richtung Plfach war etwas höher. 7355 Autos wurden gezählt (Wert aus 2016, da 2017 die Straße wg. Bauarbeiten lange Zeit gesperrt war).
Maßnahmen gefordert
Diese Belastungen speziell auf der Verbindung von der Lechaschauer Brücke über die Lindenstraße in das Reuttener Zentrum könne man nicht länger hinnehmen.
"Wir brauchen eine Reduzierung oder eine Verlagerung", fordert Oberer.
Dabei sieht er das Land, aber auch die Umliegergemeinden ebenso gefordert, wie die Marktgemeinde. Schließlich handle es sich hier ja um Landsstraßen.
Verwundert zeigte sich der Gemeindechef, dass diese Zahlen in der Fernpass-Strategie nicht besser mitverarbeitet wurden.
Tunnel ist zu überlegen
Er forderte dazu auf, das Auto im Nahbereich vermehrt stehen zu lassen. Weil das aber wohl langfristig zu wenig Erfolg mit sich bringt, müsse man auch über andere Maßnahmen nachdenken. Etwa einen Tunnel. In anderen Gemeinden wurden solche zur Entlastung bereits gebaut.
Gemeinderat Ernst Hornstein verfolgte die Ausführungen mit Interesse. Er glaubt, dass "die Schmerzgrenze noch nicht erreicht ist." Hornstein ist daher wenig zuversichtlich, dass die privaten Autos daheim bleiben und die Bürger vermehrt auf das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
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