Rieder Jugendservice berät
Hass im Netz – sogar Kinder schon betroffen

In sozialen Netzwerken werden Menschen aller Altersgruppen, oft auch Kinder, mit Beschimpfungen konfrontiert.  | Foto: AntonioGuillem/panthermedia
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  • In sozialen Netzwerken werden Menschen aller Altersgruppen, oft auch Kinder, mit Beschimpfungen konfrontiert.
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Beschimpfungen, Beleidigungen auf Facebook, TikTok und Co stehen auf der Tagesordnung. Corona hat das Ganze noch verschärft. Wie kann ich damit umgehen? Christine Wagneder vom JugendService Ried gibt Tipps. 

BEZIRK RIED. "Gerade in sozialen Netzwerken wie etwa TikTok, Facebook, Youtube etc. werden Menschen aller Altersgruppen, oftmals auch Kinder im späten Volksschulalter, mit Beschimpfungen konfrontiert", weiß die JugendService-Leiterin Christine Wagneder. Speziell jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie seien viele Menschen zusätzlich belastet. Sie äußern ihre Wut und Verzweiflung im Netz. 

"Vor allem sehr junge Nutzer wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen und welche Antworten und Verhaltensstrategien hier hilfreich sein können", schildert Wagneder. Was sie nun brauchen ist Unterstützung. Denn: "Wird kein Widerspruch auf Hasskommentare geleistet, so lernen Kindern und Jugendliche, dass solche Beschimpfungen normal sind und verfallen im schlimmsten Fall selbst in ein solches Verhalten", erklärt sie. 

Ob mit Fakten zu reagieren, die Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken oder die Situation mit Humor aufzulockern: Laut Wagneder gibt es verschiedene Strategien, die im direkten Konter besonders hilfreich sein können. Dazu zähle auch, die Betroffenene zu unterstützen und gemeinsam mit anderen gegen negative Kommentare vorzugehen. "Etwa durch Likes für diejenigen, die bereits gekontert haben. So kann eine entsprechende positive Stimmung verbreitet werden", weiß die JugendService-Leiterin. 

Gegenrede – aus dem Englischen die sogenannte "Counter Speech" sei ebenfalls ein wirkungsvolles Mittel, um Hasspostings im Internet entgegenzutreten. Die Idee dahinter: "Hass soll auch im Netz nicht ignoriert werden. Es lohnt sich, die Verfasser aktiv zu konfrontieren", erklärt Wagneder. Dabei werden diskriminierende oder extremistische Botschaften auseinandergenommen und mit stichhaltigen Argumenten widerlegt. "Oft geraten Hater dann in Erklärungsnot und ihre Postings verlieren ihre Wirkung." Wichtig hierbei: Bei Gegenrede gehe es weniger darum, überzeugte Hater umzustimmen. Vielmehr können solche fundierte Argumente helfen, stille Mitlesende zum Nachdenken zu bringen. Und noch ein Tipp von Wagneder dazu: "Hass im Internet niemals mit Hass begegnen. Argumente zur Gegenrede sollen immer ruhig und sachlich vorgebracht werden." 

Hasspostings sind kein Kavaliersdelikt

Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen sind auch online strafbar. Man kann solche Beiträge bei jeder Polizeidienststelle anzeigen. Man muss jedoch Beweise vorlegen – etwa Screenshots. Folgende Straftatbestände können mit Hasspostings erfüllt sein: Verhetzung, Verstoß gegen das Verbotsgesetz, Üble Nachrede, Beleidigung, Verleumdung, Kreditschädigung, Gefährliche Drohung, Nötigung oder Cyber-Mobbing.

So kann Gegenrede funktionieren: 

  • Mach dir deine eigene Position bewusst und überlege, wie du mit Gegenreaktionen umgehst – diese können sehr aggressiv und persönlich ausfallen.
  • Beobachte die Strategie der Hater. Die passende Art der Gegenrede hängt immer von den Hassinhalten der anderen und deren Verhalten ab.
  • Themen-Hopping: Die Hater bleiben nicht beim Streitthema und posten immer wieder neue Provokationen. Bleibe selbst unbedingt beim Thema und zeige die Strategie des Gegenübers auf („Du willst mit Ihren vielen Themen doch nur die Diskussion stören. Wir diskutieren hier zum Thema XY.“).
  • Falsche „Fakten“: Hater zitieren angebliche Studien bzw. Statistiken oder bringen Fotos in einen anderen Zusammenhang, um ihre Theorien zu untermauern. Frage ganz konkret nach der Quelle der Studien und prüfe, wie seriös die Autor/innen sind. Sprich es an, wenn dir etwas unschlüssig vorkommt („Die Fragestellung klingt rassistisch“ – „Wer wurde hierfür befragt?“). Die ursprüngliche Herkunft von Fotos kannst du  mit einer umgekehrten Bildersuche überprüfen.
  • Personalisierte Lügen: Um die Glaubwürdigkeit von Geschichten zu erhöhen, werden diese als „persönliches Erleben“ vorgetragen („Die Cousine des Bruders meines Kollegen arbeitet im Flüchtlingsheim und da hat…“). Verlange in so einem Fall weitere Quellen (z. B. Presseberichte) – manchmal hilft schon eine schnelle Recherche im Internet, um erfundene Geschichten zu enttarnen. Das angeblich selbst „Erlebte“ ist oft aus dem Internet kopiert oder komplett frei erfunden.
  • „Bürgerlicher Rassismus“: „Ich bin kein Rassist, aber…“ – danach folgen dennoch oft rassistische Aussagen – viele versuchen, dabei ihre tolerante Fassade zu bewahren. Begründe, warum die Poster/innen trotzdem Rassisten sind (z. B. „Sie verallgemeinern alle Einwohner/innen eines Landes bzw. Anhänger/innen einer Religion.“).
In sozialen Netzwerken werden Menschen aller Altersgruppen, oft auch Kinder, mit Beschimpfungen konfrontiert.  | Foto: AntonioGuillem/panthermedia
Christine Wagneder, Leiterin JugendService Ried. | Foto: Wagneder
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