Herbert Gadermayr
"Ich war mehr tot als lebendig!"

Herbert und Anna Gadermayr vom "Ecker-Gut" in Lohnsburg. "Ihr habe ich mein Leben zu verdanken", so Gadermayr. | Foto: BRS/ Wiesbauer
  • Herbert und Anna Gadermayr vom "Ecker-Gut" in Lohnsburg. "Ihr habe ich mein Leben zu verdanken", so Gadermayr.
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Als erster Europäer überlebte Herbert Gadermayr aus Lohnsburg vor 35 Jahren einen septischen Schock samt Multiorganversagen.

LOHNSBURG. Wenn Herbert Gadermayr heute an die schwierige Zeit vor mehr als 30 Jahren zurückdenkt, dann immer mit einem Schmäh auf den Lippen. Seine Frau Anna hingegen kann ihre Tränen nicht zurückhalten, wenn sie von "damals" erzählt. Zu tief sitzt der Schock, auch heute noch. "Im Grunde begann alles, als ich beim Bundesheer einen Milzriss erlitt. Ich hatte damals zwar großes Glück, dass man mich zur Behandlung ins Krankenhaus und nicht in die Heeressanitätsanstalt gebracht hatte. Dort wäre ich wahrscheinlich innerlich verblutet. Doch ohne Milz war mein Immunsystem von da an sehr schlecht und ich benötigte viele Spritzen", so Gadermayr. Völlig unbemerkt bildeten sich durch drei dieser zahlreichen Spritzen Abszesse. Als der Landwirt 31 Jahre alt war, öffnete sich einer dieser Abszesse nach innen, was für den Lohnsburger beinahe zum Todesurteil wurde.

Mehr tot als lebendig

Seine Frau Anni erinnert sich noch genau an jenen Tag, als Herbert auf einmal zusammenbrach: "Herbert erlitt einen septischen Schock samt Multiorganversagen. Direkt vor den Augen unserer Tochter brach er zusammen. Eine Thrombose führte zusätzlich zu einer Halbseitenlähmung. Nur sein Herz funktionierte noch. Nach neun Tagen Blutwäsche wollten die Ärzte die Maschinen abschalten, als plötzlich Herberts Nieren wieder ansprangen. Bei der weiteren Behandlung hat sich der Primar an eine Dokumentation aus Amerika gehalten, wo eine Person diesen Zustand bereits überlebt hatte. In Europa gab es bis dahin keinen Überlebenden", so Anna Gadermayr.

Wie ein Wunder

Dann passierte das Wunder: Nach 71 Tagen konnte Herbert Gadermayr die Intensivstation verlassen. Nicht zu Fuß, denn gehen konnte er noch lange nicht. Trotzdem entschied man sich dafür, dass der Lohnsburger zuhause besser aufgehoben war als auf der Normalstation des Krankenhauses. Zu groß war das Interesse von Schaulustigen, die den Überlebenden begaffen wollten. "Am Karfreitag bin ich heimgekommen, am Ostersonntag habe ich mir dann das Musi-Konzert angehört. Das war in all der Zeit im Krankenhaus mein Ziel, und ich habe es geschafft. Ich bin zwar in einem extra Raum in einem extra Sessel gesessen, aber ich was da!", so Gadermayr. Kein Jahr später hat Anna Gadermayr nach zwei Töchtern noch einen Sohn zur Welt gebracht. "Auch das habe ich geschafft", grinst Gadermayr.

Schwierige Zeit

Trotzdem waren die ersten zehn Jahre nach dem langen Krankenhausaufenthalt eine sehr schwierige Zeit. Für beide. "Ich musste alles wieder lernen: Sprechen, Gehen, einfach alles", so Gadermayr. Auf die Unterstützung von Therapeuten und Experten konnte das Paar nicht zählen. "Diese Angebote gab es damals einfach noch nicht. Die Ärzte haben mir nur gesagt. "Red viel damit" – und das habe ich getan", sagt Anna. "Ich habe meiner Frau mein Leben zu verdanken. Ohne sie wäre ich nicht mehr geworden!" so Gadermayr, der auch in seinem späteren Leben noch öfter sehr viel Glück im Unglück hatte. "Nach einem Unfall bei Holzarbeiten musste mir beinahe ein Bein amputiert werden und aufgrund einer massiven, aber lange unerkannt gebliebenen Schilddrüsenüberfunktion wäre ich noch einmal fast gestorben. Aktuell habe ich mit Stimmband-Tumoren und mit einem schlechten Gedächtnis als Folge der Thrombose zu kämpfen. Aber ich lasse mich auch weiterhin nicht unterkriegen!"

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