"De LAK's san gstorbn wia d'Fliagn"

Im ersten Stock dieses Stalles wurden während des zweiten Weltkrieges 60 "fremdvölkische Kinder" untergebracht.
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BEZIRK (lenz). "Jede Auseinandersetzung mit Gestern ist eine Lernchance für Morgen." So treffend formuliert der Autor Martin Kranzl-Greinecker in seinem Buch "Die Kinder von Etzelsdorf" den Beweggrund für viele Projekte, die sich heute der Geschichte und den Opfern des Nationalsozialismus widmen. Eines davon fand vergangenen Samstag mitten im Bezirk Ried statt. Organisiert vom Verein M.u.T., dem Volksbildungswerk, dem Bildungszentrum St. Franziskus und dem Treffpunkt der Frau besuchten rund 55 Personen Wohn- und Wirkungsstätten von NS-Opfern im Bezirk. Verwandte, Zeitzeugen, Historiker und Heimatforscher berichteten von den vielfach unbekannten Schicksalen. Wie dem der Kinder im "fremdvölkischen Kinderheim" in Wilhelming bei Utzenaich.

Kinder unter den Opfern
"De LAK san gstorbn wia d'Fliagn", berichtete damals ein Sargtischler in Utzenaich. "LAK", das war die Bezeichnung für "Landarbeiterkinder" – die Kinder der Ostarbeiterinnen aus den eroberten Gebieten. Um ein Aufwachsen dieser "fremdvölkischen Kinder" mit dem "arischen Nachwuchs" zu vermeiden, wurden sie ihren Müttern entzogen und in Kinderheimen untergebracht. Ab Herbst 1944 bis Kriegsende wurden dem Kinderheim in Wilhelming 60 Kinder zugewiesen – eingepfercht auf 58 Quadratmetern. Die Namen von 34 Kindern finden sich in den Totenbüchern wieder. Als Todesursachen sind Diphterie, Lungenentzündung oder gar Lebensschwäche angegeben. "In Wahrheit starben sie an einem Mangel an Hygiene, Versorgung und Zuwendung", weiß Gottfried Gansinger, Organisator der Zeitgeschichte-Reise und M.u.T.-Sprecher. Ein halber Liter Milch und zwei Stück Zucker – die Lebensmittelration für die Säuglinge hielt sich in Grenzen. "Man wollte die Kinder sterben lassen, da sie 'rassisch minderwertig' waren", erklärt Gansinger.

Die Würde zurückgeben
Die Zeitgeschichte-Reise führte die Teilnehmer noch zu sieben weiteren Schicksalen in Reichersberg, St. Martin, Eberschwang, Lohnsburg, Wippenham und Ried. "Um zu vermeiden, dass so etwas wieder geschieht, müssen wir darüber reden", erklärt Gansinger. Das Projekt sei ein Versuch, den Opfern ihre Namen und ihre Würde wiederzugeben. "Wir sind es ihnen schuldig, sie nicht ganz zu vergessen."

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