Waldpädagogin Petra Lobmeier

"Der Wald hat eine enorme Wirkung"

Als Petra Lobmeier aus Aurolzmünster schwer erkrankte, reifte in ihr der Wunsch, aus ihrem Berufsleben als Führungskraft im Sozialbereich auszusteigen und Waldpädagogin zu werden. Seit einiger Zeit begleitet sie nun verschiedene Zielgruppen in den für sie gesündesten Platz der Welt. Wir haben mit ihr gesprochen. 

Was hat Sie dazu bewogen, eine Ausbildung zur Waldpädagogin zu machen?
Lobmeier: Ich hatte diesen Wunsch schon mehrere Jahre lang, aber durch meinen Beruf nie die Zeit, die Ausbildung zu machen. 2019 wurde ich dann durch eine Krebserkrankung quasi ausgebremst und war sehr viel im Wald. Ich habe gemerkt, dass es mir dort besonders gut geht. 2021 beschloss ich, ein anderes Leben zu führen und aus der Sozialwirtschaft auszusteigen. Da war für mich sonnenklar, was ich werden wollte. Waldpädagogin.

Wie läuft die Ausbildung ab?
Ich habe meine Ausbildung an der FAST, der Forstliche Ausbildungsstätte in Traunkirchen in Oberösterreich und Pichl in der Steiermark innerhalb eines Jahres absolviert.  Man lernt nicht nur, wie man Menschen jeder Altersgruppe und mit besonderen Bedürfnissen den Wald näher bringt, sondern muss auch die Forstfachliche Prüfung vor einer Kommission absolvieren. Das heißt man lernt, wie man aufforstet, den Wald pflegt, Bäume fällt und Schädlinge bekämpft. 

Ihr Angebot richtet sich an sehr verschiedene Zielgruppen. Wo liegt bei jeder Zielgruppe der Fokus Ihrer Arbeit?
Ich sehe mich als Botschafterin des Waldes. Ich versuche, Menschen jeder Altersgruppe den Wald und seine wichtigen Funktionen näher zu bringen und sie zu motivieren, den gesündesten Platz der Welt immer wieder aufzusuchen. Bei Kindergarten- oder Schulkindern funktioniert das auf spielerische Art und Weise. Wir sammeln, gestalten und machen Experimente. Bei Menschen mit Beeinträchtigung kann so ein Waldausgang alle Sinne aktivieren: hören, sehen, riechen und fühlen. Von der Waldmeditation bis hin zum Bau einer Kugelbahn oder eines Waldsofas ist alles möglich.

Und wie schaut ein Waldbesuch mit Senioren aus?
Bei Senioren finde ich es schön, dass der Wald bei ihnen oft viele Erinnerungen aufleben lässt. Der Wald bietet gerade für ältere Menschenaber auch eine gute Möglichkeit, die Trittfestigkeit und das Gedächtnis zu trainieren. Menschen mit Demenz sind im Wald herzlich willkommen. Derzeit plane ich gerade mit einer MAS-Trainerin ein spezifisches Angebot.

Bieten Sie auch Waldausgänge für Gruppen an?
Das ist sogar mein Schwerpunkt. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Führungskraft weiß ich, dass die Corona-Jahre tiefe Spuren hinterlassen haben. Es gab wenig Austausch untereinander, Firmenfeste und Ausflüge mussten abgesagt werden. Das hat ein Vacuum erzeugt. Und die Überlastung vieler Arbeitnehmer:innen ist aufgrund des Fachkräftemangels leider nicht vorbei. Bei den Waldausgängen sollen die Teams wieder näher zusammenfinden und eine Auszeit vom stressigen Berufsalltag finden. Es geht darum, das große Ganze zu erleben, zu spüren, dass man nicht alleine ist, sondern mit Menschen ein Team bildet. Als ausgebildete systemische Coachin weiß ich, wie ich den Wald als Cotrainer nutzen kann.  

Hilft der Wald beim gesund werden oder gesund bleiben?
Ich habe erlebt, dass ein Waldausgang sehr viel bewirken kann. Es ist die Einfachheit, die mich selbst überzeugt hat. Mittlerweile gibt es sehr viele wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien zum Thema Wald und Gesundheit. So senkt sich im Wald dein Blutdruck, dein Puls reguliert sich und nach 20 Minuten steigt der Serotoninspiegel, also das Glückshormon, auf das Maximum an. Besonders Mischwälder wirken auf Grund der Helligkeit entschleunigend und beruhigend, so dass der Wald auch in der Schmerz- und Psychotherapie mittlerweile eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Sogar Bilder oder die Aussicht auf einen Wald haben bereits enorme Wirkungen. So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass Patienten im Krankenhaus, welche einen Park als Aussicht haben, früher genesen als jene, die auf eine Betonmauer starren.

Was kostet Ihr Angebot und gibt es Förderungen?
Ein Waldausgang für Kindergarten, Schulklassen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Lehrpersonal kostet 60 Euro. Dies ist deshalb so günstig, weil Waldausgänge durch eine zertifizierte Waldpädagog:in für diese vier Zielgruppen vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft gefördert werden. Ich kümmere mich auch um die Förderung, damit den Einrichtungen kein bürokratischer Aufwand entsteht. Ein Waldausgang für Teams, Familien und Senioren kostet zwischen 200 und 350 Euro je nach Dauer des Ausganges. Es können bis 20 Personen teilnehmen. Mir ist wichtig, dass sich dieses Angebot alle leisten können und ich es so gestalten kann, dass sich alle wohl fühlen.

Wie können sich Interessierte an Sie wenden?
Ich bin unter 0660/5601292 oder info@petralobmeier.at erreichbar und habe auch eine eigene Homepage, www.petralobmeier.at und bin auch auf Instagram und Facebook zu finden.