Naturschauspiel in Münsteuer
Schwäne erobern das Festland
Der Ortsteil Münsteuer der Gemeinde Reichersberg ist Schauplatz eines sehr interessanten Naturschauspiels, welches einem kleinen Wunder gleicht, wie der erfahrene Ornithologe Karl Billinger aus Obernberg weiß.
REICHERSBERG. "Es handelt sich um Höckerschwäne. Das Beeindruckende: Schwäne können normalerweise am Festland nicht landen. Diese Exemplare haben das aber im Laufe der letzten Jahre gelernt und sich nun in Getreidefeldern und Wiesen niedergelassen", so der Vogelexperte. Die Landemanöver seien noch nicht perfekt, oft "zerwuzle" es die Schwäne ganz schön. Aber irgendwie bekommen sie die Landungen hin und werden dafür mit genügend Nahrung belohnt. Für die Landwirte, denen diese Felder und Wiesen gehören, wären die Schwäne laut BIllinger kein Nachteil: "Zumindest habe ich bis jetzt noch keine negativen Meldungen bekommen. Die Schwäne zwicken zwar die Gräser ab, die Pflanzen werden dadurch aber sogar im Wachstum angeregt", so Billinger.
Zu Wenig Wasserpflanzen im Inn
Grund für den "Umzug" ist die Tatsache, dass im Winter das Angebot an Wasserpflanzen im Inn zu gering ist. "Der Inn transportiert sehr viele Schwebstoffe, also Partikel, die noch feiner sind als Sand. Diese machen ihn besonders im Frühling und Sommer so trüb. Diese Schwebstoffe sind auch dafür verantwortlich, dass die Stauseen und Auen des Inns so schnell verlanden. Dem spärlichen Angebot an Wasserpflanzen ist es auch zuzuschreiben, dass die Schwäne am Inn kaum brüten. "Es gibt nur wenige Paare, die hier erfolgreich brüten. Die meisten Jungvögel haben es im ersten Winter schwer, viele verhungern auch. In diesen Prozess sollte man aber nicht eingreifen und die Schwäne auch nicht füttern. Der Schwan ist kein heimischer Vogel, sondern wurde in den vergangenen Jahrhunderten aufgrund seiner Pracht bei uns angesiedelt", so Billinger.
Weitere interessante Vogelarten am Inn
Am Inn, und ganz besonders im Europareservat Unterer Inn, existieren zahlreiche weitere interessante Vogelarten. "Zur Zeit kann man auch recht viele Silberreiher auf Wiesen, Feldern und Winterbrachen beobachten, wie sie Mäuse fangen", so Billinger. Diese Vögel, welche sich normalerweise von Fischen ernähren, haben ihren "Speisezettel" adaptiert. Und auch die Graureiher sind dieser neuen Strategie nicht abgeneigt. "Anhand der Silberreiher kann man sogar Aussagen darüber treffen, ob es in einem Jahr viele oder wenig Feldmäuse gibt. Heuer wird, wie es scheint, wieder ein ehermausreiches Jahr", so Billinger, welcher die grenzübergreifende ornithologische Datenbank unterer Inn, kurz ODUI, betreut.
Life-Projekt
In dieser Funktion ist er auch in das von der EU geförderte "Life Riverscape Lower Inn"-Projekt eingebunden. "Heuer soll die Realisierung des Umgehungsgerinnes, also des Fischaufstiegs, beim Kraftwerk Braunau-Simbach starten. Voraussichtlich 2024 wird das Kraftwerk in Obernberg an die Reihe kommen. Ebenfalls auf dem Programm steht Eintiefung verlandeter oder verlandender Altwässer im Innstau Obernberg, was für die Erhaltung der Arten- und Lebensraumvielfalt sehr wichtig ist", so Billinger.
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