Traditionsberufe kämpfen um Zukunft

Die Vertreter der vier Traditionsbetriebe wollen auf die Vielfalt an Spezialgeschäften in Ried aufmerksam machen. | Foto: Stadtmarketing Ried
  • Die Vertreter der vier Traditionsbetriebe wollen auf die Vielfalt an Spezialgeschäften in Ried aufmerksam machen.
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RIED (kat). "1954, als wir eröffnet haben, hat es 13 Bäcker in der Stadt Ried gegeben. Heute sind es nur mehr drei", berichtet Karl Mayer, Seniorchef der Bäckerei Mayer in Ried. Der gesamte Bezirk Ried zählt heute 30 aktive Bäcker. Vor allem die Supermärkte sowie die Aufback-Stationen sind für das traditionelle Handwerk zur Herausforderung geworden. "Früher haben die Bäcker noch die Nische Regionalität besetzt. Aber dieses 'Mascherl' binden sich jetzt auch schon die Supermärkte um. Das bedeutet, die Nische für die traditionellen Handwerksbetriebe wird immer kleiner. Um zu bestehen, müssen sich die Bäcker positionieren. Regionalität alleine reicht nicht mehr", erklärt der Geschäftsführer von Mayer Bäcker, Christian Mayer. Auch das Rieder Traditionsunternehmen hat das erkannt und setzt nun zusätzlich auf Gesundheit und Ernährung. So wird beispielsweise gerne Auskunft über Zutaten, Allergene und Co. gegeben. "Die Bäcker müssen sich etwas einfallen lassen, müssen sich bewusst erneuern. Auch wir haben unser Geschäft neu gestaltet und bauen 2016 unser Kaffeehaus um", so Mayer. Um Kunden anzuziehen, gebe es noch ein weiteres Kriterium: Frische. "Heutzutage muss man mehrmals täglich frisch backen. Die Leute verlangen danach. Für kleinere Betriebe ist das aber eine große Herausforderung, denn das bedeutet, dass der Bäcker länger arbeiten muss." Eine ähnliche Situation zeigt sich bei den Fleischern/Fleischhauern. Derzeit gibt es noch 18 aktive Betriebe im Bezirk Ried. Vor zirka 40 Jahren gab es alleine in der Stadt Ried 14 Metzger, heute sind es drei. "Das ist der Wandel der Zeit, das Umfeld für Metzger, Bäcker & Co. wird schwieriger", erklärt Alfred Lang. Er führt die gleichnamige Metzgerei in Ried bereits in vierter Generation. Punkten würden Handwerksbetriebe vor allem mit Qualität: "Bei uns können die Kunden sicher sein, dass alle Produkte selbst gemacht sind. Alles, was wir verkaufen, wird hier am Standort erzeugt." Das Fleisch bezieht Lang von regionalen Lieferanten, die Rückverfolgbarkeit ist stets gewährleistet. Vor allem Schmankerl wie die Gemüsewurst, die Haussalami oder der Weihnachtsaufschnitt, der bei Lang noch handgemacht ist, seien bei den Kunden sehr beliebt.

Auf Lehrlingssuche

Lehrlinge für diese Traditionsberufe zu finden, wird immer schwieriger. "Schon vor zehn Jahren, als ich die Berufsschule absolviert habe, waren wir nur 15 angehende Metzger. In unserem Beruf muss man den Umgang mit Fleisch mögen, die Liebe zum Produkt muss vorhanden sein. Man sieht jeden Tag seine Ware, stellt tolle Lebensmittel her", erklärt Lang. Bei den Bäckern seien auch die Rahmenbedingungen ein Problem: "Das Jugendschutzgesetz besagt, dass junge Menschen nicht vor vier Uhr früh zu arbeiten beginnen dürfen. Wenn man bedenkt, dass Jugendliche ab 16 Jahren aber unbegrenzt fortgehen dürfen, ist das eine Farce. Ein Lehrling muss von seinem Beruf alles sehen. Fängt er um 4 Uhr an, hat er schon viel verpasst", erklärt Mayer. Derzeit absolvieren 16 junge Menschen im Bezirk Ried eine Ausbildung zum Bäcker, drei sind in der Fleischverarbeitung tätig. Da es immer schwieriger wird, als Einzelner zu bestehen, hatten vier Rieder Traditionsbetriebe vor rund einem Jahr die Idee, sich zusammenzuschließen.

Der Rieder Feinspitz

Die Metzgerei Lang, das Fisch-, Wild- und Feinkostgeschäft Zöls, die Konditorei Kolm sowie die Bäckerei Mayer machen unter der Marke "Rieder Feinspitz" gemeinsame Sache. Sie vermarkten sich und ihre Produkte gemeinsam, zweimal im Jahr wird ein Kundenjournal herausgegeben. Kunden sollen durch die Kooperation von einem Geschäft ins nächste gelockt werden. "Wir produzieren alle im eigenen Betrieb mit regionalen Rohstoffen. Ein Einkauf bei uns ist wesentlich mehr als der bloße Austausch von Geld und Waren. Wir geben gerne darüber Auskunft, was in den Produkten steckt oder wie man sie zuhause zubereitet. Das ist das Zuckerl der Handwerksbetriebe", so Alfred Lang und Christian Mayer.

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