Frauenhaus Innviertel
Wird die Standortsuche zum politischen Debakel?

Vizebürgermeister Thomas Dim, Vizebürgermeisterin Gabriele Luschner, Bürgermeister Albert Ortig, Fraktionsobfrau der Grünen Ingrid Oberwagner. | Foto: BRS
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  • Vizebürgermeister Thomas Dim, Vizebürgermeisterin Gabriele Luschner, Bürgermeister Albert Ortig, Fraktionsobfrau der Grünen Ingrid Oberwagner.
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Nachdem der Standort "Brauereipark" abgelehnt wurde, sprach Bürgermeister Albert Ortig bei einer Pressekonferenz über einen neuen Vorschlag.

RIED. "Die genaue Lage wird aufgrund der Wahrung der Anonymität nicht kommuniziert. Nur soviel: es handelt sich um ein Grundstück, das im Besitz der Stadt Ried ist und den Anforderungen der Raumordnung und des Bebauungsplans entspricht. Gestern habe ich diesen Standort der Fachabteilung von Landesrätin Birgit Gerstorfer präsentiert. Er wurde im ersten Schritt als "optimal" bezeichnet". Nun folgt die weitere, tiefgehende Prüfung. Geplant ist, dass die Stadt Ried einen 25-jährigen Baurechtsvertrag an den Verein Frauenhaus Innviertel vergibt, gegen einen "Erinnerungseuro" als Pachtgeld.

Mehrere Standorte abgelehnt

Rückblick: In den vergangenen Wochen wurden bereits einige Grundstücke und Liegenschaften als potentielle Standorte geprüft. Aufgrund von bestehendem Denkmalschutz, zu hohen Kosten oder fehlenden Gärten fielen bisher aber alle durch den Rost. Beim Brauereipark machte die Umwidmung aus "Luftreinhaltungsgründen" Probleme. Auch gab es hier großen Widerstand von der Bevölkerung. Die Bürgerinitiative "Wir retten den Brauereipark - Gemeinsam!" machte mobil und sammelte bei Anrainern sowie in einer Online-Petition zahlreiche Unterschriften. Dabei wurde ganz deutlich der Park als möglicher Standort für das Frauenhaus kommuniziert, wodurch das moralische Gebot der Anonymität gebrochen war. "Wir Grünen haben uns schon oft gegen die Versiegelung von Grünflächen eingesetzt. Bisher hat das aber nie jemanden interessiert. Daher glaube ich nicht, dass in diesem Fall die Angst um den bedrohten Grünzug, sondern die Angst vor dem Frauenhaus im Vordergrund stand", so die Fraktionsobfrau der Grünen, Ingrid Oberwagner. "Solche Ängste kann ich nicht verstehen. Das Frauenhaus ist eine Einrichtung für schutzbedürftige Kinder und Frauen, die misshandelt und geschlagen wurden und einen Weg zurück ins Leben suchen. Es ist meine Grundsatzeinstellung, dass ich Schutzbedürftige mit ganzer Kraft unterstütze", betont Ortig. Auch Vizebürgermeister Thomas Dim zeigte sich von der Bürgerinitiative enttäuscht. "Eigentlich befürworte ich politisches Engagement von Bürgern. Doch normalerweise hat eine Bürgerinitiative etwas mit Dialog zu tun. Das war hier nicht der Fall: Obwohl ich einige der Aktiven persönlich kenne, hat mich nie jemand angerufen! Trotzdem bin ich jetzt froh, dass diese wichtige Sozialeinrichtung in Ried bleiben kann."

Neos sauer, Grüne lenken ein

Neben der moralisch bedenklichen Taktik der Bürgerinitiative stößt einigen Parteien auch Ortigs Vorgehensweise bezüglich des neuen Standortes sauer auf. SPÖ und Neos blieben der Presskonferenz fern. Neos-Ersatzgemeinderätin Elisabeth Kitzmüller kontaktierte empört die BezirksRundschau: "Der Gemeinderat wurde über den neuen Vorschlag nicht informiert. Wir wollen nicht Einigkeit zelebrieren, wo keine Einigkeit herrscht. Einen Gemeinderat kann man nicht führen wie eine Firma!" Über den neuen Standort wissen auch die Grünen nicht Bescheid. "Wir waren in die Suche nicht eingebunden und wissen auch nicht, wo sich das neu präsentierte Grundstück befindet. Was die Parteien aber verbindet, ist die Tatsache, dass wir das Frauenhaus hier in Ried bauen wollen", so Oberwagner.

Kommantar von Redakteurin Bernadette Wiesbauer: Anonymität mit Füßen getreten

Seit 20 Jahren bietet das Frauenhaus Innviertel zahlreichen Frauen und Kindern die mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind, Schutz und Hilfe in ihrer schwierigen Situation. Hier können Betroffene zur Ruhe kommen und überlegen, wie es weiter gehen soll. Meist blicken die Frauen auf einen langen Leidensweg zurück, denn der Einzug ins Frauenhaus ist keine einfache, und selten eine ad-hoc Entscheidung. Die Ablehnung der Flächenumwidmung des Brauereiparks wegen "Luftreinerhaltungsgründen" wird die Bürgerinitiative erfreuen. Endlich ist die Luft wieder rein, und kann nicht mehr von schutzsuchenden Frauen und Kindern verschmutzt werden. Auch wenn die Unterschriftenaktion als Naturschutzinitiative verkauft wurde, bleibt ein fahler Beigeschmack. Denn das moralische Gebot der Standortanonymität wurde mit Füßen getreten.

Zahlen und Fakten

• Das Frauenhaus Innviertel engagiert sich seit 20 Jahren für die Anliegen von Opfern häuslicher Gewalt und ist rund um die Uhr unter 07752/71733 erreichbar.
• In Oberösterreich gibt es 15 Vereine. Hier wurden im Jahr 2018 insgesamt 1253 Personen, darunter 630 Kinder, betreut.
• Im Frauenhaus Innviertel fanden 2018 insgesamt 25 Frauen und 30 Kinder Unterschlupf.
• Betroffene Frauen könnenbis zu einem Jahr bleiben und ihr Leben neu ordnen.
• Das Frauenhaus Innviertel wird von Ursula Walli geleitet.
• Die meisten Frauen haben einen sehr langen Leidensweg hinter sich.
• Die Mitarbeiter des Frauenhauses Innviertel führen kostenlose Beratungsgespräche mit Betroffenen durch. 2018 waren es 157 ambulante, telefonische oder Internet-Beratungen.

Vizebürgermeister Thomas Dim, Vizebürgermeisterin Gabriele Luschner, Bürgermeister Albert Ortig, Fraktionsobfrau der Grünen Ingrid Oberwagner. | Foto: BRS
Elisabeth Kitzmüller, Ersatzgemeinderat der Neos. | Foto: NEOS
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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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