Analyse des Experten
Das erste Jahr von Oliver Glasner bei Frankfurt

Christopher Michel mit der Europa-League-Trophäe. | Foto: Christopher Michel
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RIEDAU/EITZING/FRANKFURT. Der Journalist Christopher Michel berichtet seit zwei Jahren für „Sport 1“ hautnah über Eintracht Frankfurt. Der deutsche Bundesligist, trainiert vom Riedauer Oliver Glasner (47), konnte diese Saison überraschenderweise den Europa-League-Titel holen. "Er ist ein intelligenter Trainer, der es auch nicht scheut, zu politischen und gesellschaftlichen Themen Stellung zu nehmen", sagt Michel im Gespräch mit der  BezirksRundschau. Weiters spricht der 37-jährige Eintracht-Experte, der nur rund 20 Minuten vom Stadion entfernt wohnt, über das Image des „langweiligen“ Oliver Glasner, den Eitzinger Michael Angerschmid (48) und was der Titel für die Eintracht bedeutet.

War Eintrachts Europacupreise in den letzten Wochen Arbeit für Sie?
Christopher Michel: Rund um die Spiele in Barcelona und Sevilla habe ich mir noch ein paar Tage freigenommen, ansonsten haben wir permanent von den Spielen und das Drumherum berichtet. Ich freue mich jetzt auf Urlaub, im August geht es dann richtig weiter.

Was war Ihr persönliches Europa-League-Highlight?

Eindeutig das Spiel in Barcelona! Mein erstes Trikot, was ich als Kind bekommen habe, war ein „Barca“-Trikot. Einmal die Eintracht im Camp Nou zu sehen, war schon immer mein Traum. “

Welches war das große Erfolgsgeheimnis der Eintracht in dieser Europa-League-Saison?
Auch wenn die Eintracht mit Kostic, Trapp oder Hinteregger großartige Einzelspieler hat, war es die mannschaftliche Geschlossenheit, welche Frankfurt auszeichnete. In der ganzen Europa-League-Saison unter Oliver Glasner war man immer konkurrenzfähig und einige Prozent besser als der Gegner. Ein weiterer Vorteil war es, dass sich der Großteil des Teams bereits drei oder vier Jahre kannte. Viele sind bereits 2019 im Halbfinale gestanden und wollten diese Saison unbedingt ins Finale.

"Ich selbst habe ebenfalls öfters sehr hart über ihn berichtet, trotzdem war er immer fair zu mir." Michel über sein Verhältnis zu Oliver Glasner. 

Ihr Urteil zu Oliver Glasner?
Viele dachten zuvor, er sei ein eher langweiliger, farbloser Typ. Das kommt vermutlich auch davon, weil er zuvor einen als eher grau geltenden Verein wie den VfL Wolfsburg trainierte. Wir in Frankfurt haben aber bereits zu Beginn gemerkt, dass er einen guten Humor und sehr viel Ahnung vom Fußball hat. Er kann Dinge gut erklären und ist sehr authentisch. Ich selbst habe ebenfalls öfters sehr hart über ihn berichtet, trotzdem war er immer fair zu mir. Gelegentlich kommen da schon Kommentare von ihm, mit einem kleinen Augenzwinkern. Er ist ein intelligenter Trainer, der es auch nicht scheut, zu politischen und gesellschaftlichen Themen Stellung zu nehmen.

Wie wird in Frankfurt die Arbeit der Co-Trainer Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr wahrgenommen?
Außerhalb des Trainings ziehen sie sich eher zurück. Ich persönlich bin ihnen schon in der Stadt begegnet. Sie sind beide sehr höfliche und humorvolle Typen, die im Training aber schon laut werden können. Die Co-Trainer sind sehr aktiv, bringen ihre Ideen ein und haben wichtige Aufgaben. Glasner lobt sein Team immer wieder.

"Sie sind beide sehr höfliche und humorvolle Typen, die im Training aber schon laut werden können." Michel über die Co-Trainer Angerschmid und Brunmayr. 

Warum lief es in der deutschen Bundesliga nicht so optimal?
Der Beginn war schwer, die Mannschaft und das neue Trainerteam mussten sich erst finden. Zum Ende der Hinrunde gab es eine starke Serie. Zum Beginn der Rückrunde lag man gegen Dortmund mit 2:0 in Front, verlor aber noch mit 2:3. Das war meiner Meinung nach ein Knackpunkt. Nach der Niederlage gegen den SC Freiburg war klar, dass man die Europa League über die Liga nicht mehr erreichen würde. Spätestens nach dem Erreichen des Viertelfinals lag der Fokus klar auf der Europa League. Platz elf in der Liga ist nicht gut, aber im Endeffekt auch egal.

"Die 60 Millionen nehmen Druck vom Kessel." Der Journalist über die finanzielle Lage bei der Eintracht.

Was bedeutet dieser Titel und die rund 60 Millionen Euro, die dadurch verdient wurden, für die finanziell angeschlagene Eintracht?
Das nimmt Druck vom Kessel! Die Eintracht muss jetzt nicht, sondern kann seine Stars verkaufen. Vertragsgespräche sind dadurch etwas leichter zu führen. Aufgrund der Champions-League-Teilnehme wird Frankfurt auch attraktiver für die Spieler. Markus Krösche (Anm. d. Red.: Eintracht Sport-Vorstand) wird keine Harakiri-Transfers tätigen, man weiß ja auch nicht, was der Herbst bringt. Gibt es nochmal Geisterspiele oder Beschränkungen? Deshalb tut das Geld sehr gut.

Was erwarten Sie in der kommenden Saison von der Frankfurter Eintracht?
Die Ziele sind klar definiert. Am Ende soll es auch 2023 wieder ein internationaler Wettbewerb werden. Außerdem will man die Gruppenphase in der Champions League überstehen und im nationalen Pokal weiterkommen.

In einer großen deutschen Boulevardzeitung stand vor kurzem: „Real Madrid hat Eintracht-Coach Oliver Glasner auf dem Zettel!“, was kann man davon halten?
Ein Trainer, der den FC Barcelona eliminiert und den Titel holt, fällt natürlich auf. Allerdings sehe ich das eher als Würdigung für seine Arbeit. Glasner ist als Trainer noch jung und ich bin mir sicher, dass er in Frankfurt bleibt.

Zur Person:

Christopher Michel, Jahrgang 1985, studierte Katholische Theologie und Philosophie an der Universität Frankfurt. Nach vielen Jahren auf der Fan-Plattform SGE4EVER.de folgte der Wechsel zu fussball.news/One Football und dem Hessischen Rundfunk. Im Mittelpunkt stand dabei stets Eintracht Frankfurt. Seit September 2020 berichtet der gebürtige Frankfurter für SPORT1 über die SGE.

Folgen Sie Christopher Michel auf Twitter: @CMoffiziell

Info: Hier finden Sie alle Artikel von Christopher Michel.

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