Sportchef Omer Tarabic
"Ich brenne für diese Aufgabe"

Nach seinem Aus in Gurten wurde Omer "Otschi" Tarabic sportlicher Leiter in Vöcklamarkt.  | Foto: Friedl
  • Nach seinem Aus in Gurten wurde Omer "Otschi" Tarabic sportlicher Leiter in Vöcklamarkt.
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Omer „Otschi“ Tarabic ist sportlicher Leiter des Regionalligisten UVB Vöcklamarkt. Der 40–jährige Mehrnbacher spricht im Interview über seinen Werdegang, die Enttäuschung nach dem Aus bei der Union Gurten, Transfers und die Regionalliga Mitte.

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Herr Tarabic, wann und wie sind Sie zum Fußball gekommen?
Tarabic: Fußballverrückt war ich schon immer, gespielt habe ich nach unserer Flucht aus Bosnien beim SV Pram. Da war ich acht Jahre alt.

Also Integration durch den Fußball…
Ja genau. Ich habe kein Wort Deutsch gesprochen, wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Aber es hat funktioniert. 

Wie war Ihre aktive Zeit?
Ich war Torhüter beim SV Pram, habe allerdings mit 23 Jahren aufgehört. Mit 28 habe ich nochmal begonnen zu kicken. In Pram habe ich für einige Zeit die Reservemannschaft übernommen, das war allerdings kein wirklicher Trainerjob, sondern eher eine organisatorische Geschichte. Meinen ersten richtigen Trainerjob hatte ich bei den Damen des SV Riedau. Mit den Mädels bin ich auch Meister geworden, das war sehr cool.

"Ich habe kein Wort Deutsch gesprochen, wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt."

Das Trainergeschäft war auf Dauer nichts für Sie?
Es war schon sehr spannend, und wäre das Angebot von Gurten nicht gekommen, wäre ich vermutlich noch heute wo Trainer.

Sie sprechen es an: Wie wurden Sie stellvertretender sportlicher Leiter bei der Union Gurten?
Wir hatten beim SV Pram einen Torhüter aus Ungarn, der etwas unter dem Radar lief. Ich hatte beruflich mit dem damaligen Gurten-Trainer Rainer Neuhofer und seinem Co-Trainer Peter Madritsch zu tun. Ich habe das Duo dann angesprochen, ob die Gurtner diesen Torhüter nicht brauchen könnten? Sie waren skeptisch, weil er ja nur in der Reserve des SV Pram spielte, aber es kam tatsächlich zum Transfer.

"Gurten - vor allem Franz - hat mich damals toll unterstützt." Tarabic über seine Anfänge

Das hat die Gurtner so beeindruckt, dass Sie verpflichtet wurden ?
Vermutlich! Ich habe mich mit Johann Weinberger getroffen und er hat mir das Angebot gemacht, an der Seite von Franz Reisegger zu lernen. Am Beginn hat mir das natürlich brutal geholfen. Gurten - vor allem Franz - hat mich da toll unterstützt. Danach habe ich mir selbst ein Netzwerk aufgebaut und bin ich nach Deutschland oder Kroatien gefahren, um Spieler zu beobachten. Es war und ist nach wie vor sehr spannend für mich bei einem Regionalligisten für den Kader verantwortlich zu sein, das hat schon was. Es waren sechs tolle Jahre.

Wie ging es Spieler, die das Innviertel nicht kannten, wenn Sie denen die Union Gurten vorstellten?
Die waren erstmals überrascht, dass Gurten 1.200 Einwohner zählt. Unser Glück war – und das ist es für die Union Gurten noch heute - die SV Ried. Den Verein kennen auch Spieler aus dem Ausland und viele sehen Gurten als mögliches Sprungbrett. Ante Bajic hat es vorgemacht.

Führen Sie uns in die Welt eines sportlichen Leiters ein! Was haben Sie da schon erlebt?
Wir wollten einen Spieler verpflichten, mit dem waren wir uns schon einig und der Vertrag bereits unterschrieben. Doch plötzlich habe ich erfahren, dass er nach Wels wechseln wird. Das ist schon frustrierend, da ich ein Mann mit Handschlagqualität bin.

Sie waren sechs Jahre in Gurten, was waren Ihre persönlichen Highlights?
Natürlich die Cupspiele gegen Austria Lustenau, Altach und Horn. Ganz besonders aber, waren es die Derbys, auf die ich mich freute. Insgesamt hatten wir super Burschen in unseren Mannschaften - das ist das Wichtigste.

2022 ging Franz Reisegger in Fußballpension, warum sind Sie nicht sein Nachfolger geworden?
Ich möchte klarstellen, dass ich Franz unglaublich dankbar bin und ich vor allem seine Ruhe schätze und bewundere. Tja, jetzt zur eigentlichen Frage! Ich habe es am 22. April zufällig erfahren und bin an diesem Tag auch zurückgetreten.

"Ich hätte mir zumindest erwartet, dass die Verantwortlichen früher mit mir das Gespräch gesucht hätten. Doch da kam nichts. Ich war sehr enttäuscht!" Tarbic über das Aus in Gurten.

Sebastian Dietrich folgte Reisegger nach. Wussten Sie davon nichts?
Doch! Es ist auch nichts gegen Sebastian persönlich. Ich war sehr dafür ihn mit ins Boot zu nehmen, aber für mich – und auch für Teile der Mannschaft - war klar, ich werde der neue sportliche Leiter. Ich hätte mir zumindest erwartet, dass die Verantwortlichen früher mit mir das Gespräch gesucht hätten. Doch da kam nichts. Ich war sehr enttäuscht!

Sitzt die Enttäuschung heute auch noch tief?
Nein, ich bin mit Gurten mittlerweile im reinen. Mit der Mannschaft war ich es immer, aber auch mit dem Vorstand ist alles geklärt. Es hat sich ja auch gut entwickelt für mich.

Im Sommer wurden Sie sportlicher Leiter beim Regionalligisten UVB Vöcklamarkt. Wie war der Start?
Ich kam eine Woche vor Ende der Transferzeit und wir spielten im ersten Halbjahr gegen den Abstieg. Vöcklamarkt spielte eine großartige Vorsaison, aber mir war klar, in diesem Jahr wird es schwer. So kam es auch, doch wir konnten uns am Ende retten, auch weil wir mit Marco Meilinger einen „Königstransfer“ tätigten. Davor gab es nach sieben Runden einen Trainerwechsel.

Was ist der große Unterschied zu Gurten?
240 Nachwuchsfußballer! Die UVB ist der größte Verein im Hausruck und trägt auch viel zur Sozialisierung der Jugendlichen bei. Es gibt hierfür zwar eigene Nachwuchsleiter, allerdings ich sehe ich es als meine Aufgabe, mich auch darum zu kümmern.

Wie viel Zeit investieren Sie in den Regionalligisten?
Ich bin drei bis vier Mal vor Ort. Neben meinem 40-Job als Redakteur und den eigenen Privatleben wird es da nicht wirklich langweilig. Aber ich brenne für diese Aufgabe.

"Zum Planen ist die neue Saison besonders schwierig, da wir nicht wissen, wie viele Vereine am Ende tatsächlich absteigen werden. Darum müssen wir „zweigleisig“ planen." Tarabic über die aktuelle Saison und den Abstiegskampf.

In der aktuellen Saison liegt Vöcklamarkt mit 20 Punkten auf Platz neun der Tabelle. Sind Sie bisher zufrieden?
Im Sommer haben wir viele junge Spieler eingebaut! Das Ziel ist deshalb auch in dieser Saison der Klassenerhalt, deshalb wollen wir diesen ehestmöglich fixieren. Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen. Zum Planen ist die neue Saison besonders schwierig, da wir nicht wissen, wie viele Vereine am Ende tatsächlich absteigen werden. Darum müssen wir „zweigleisig“ planen.

Wie können sich Vereine wie Gurten oder Vöcklamarkt gegen finanzstärkere Klubs durchsetzen, wenn es um Spielertransfers geht?
Das Gesamtpaket muss stimmen! Wir können den Spielern Arbeit besorgen und andere „Zuckerl“ anbieten. Wie bereits erwähnt, der Sprung zur SV Ried ist speziell in Gurten ein großer Anreiz. Natürlich gibt es auch „Aufwandsentschädigungen“, aber da kommen wir gegen die großen nicht mit.

Was ist das langfristige Ziel Ihres Vereins?
Sechs von elf Spielern sollen in Zukunft aus den eigenen Reihen kommen. Diese Spieler und die Routiniers sollen den perfekten Mix darstellen. Wenn ich von unserem Nachwuchs spreche, meine ich auch, die besten Jugendspieler aus der Region bei uns auszubilden beziehungsweise weiterzuentwickeln.

Tabelle Regionalliga Mitte

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