Manuel Ortlechner: "Bei uns geht richtig die Post ab"

- Oben auf: Austria Wien-Kapitän Manuel Ortlechner und seine Mannschaft gehen mit sieben Punkten Vorsprung auf Red Bull Salzburg in das Frühjahr.
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Mit 32 Jahren ist Manuel Ortlechner auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Nach über 340 Spielen in der Bundesliga will der gebürtige Orter, Bezirk Ried, heuer den Meisterteller und den Pokal nach Favoriten holen. Auch privat steht mit der Hochzeit am 12. Jänner ein Höhepunkt bevor.
BezirksRundschau: Es klingt abgedroschen, aber haben Sie Neujahrsvorsätze?
Manuel Ortlechner: Naja grundsätzlich halte ich davon nur wenig, aber ich möchte auch heuer wieder sehr hart an mir arbeiten, um das Bestmögliche herauszuholen
Was soll das Jahr 2013 für Manuel Ortlechner bringen?
Fix ist, dass ich am 12. Jänner meine langjährige Freundin Kerstin im Schloss Schönbrunn standesamtlich heiraten werde. Auf diesen wunderschönen Tag freuen wir uns schon natürlich schon sehr. Kirchlich heiraten wir im Sommer in Maria Wörth am Wörthersee. Sportlich hoffe ich, dass es so gut weiterläuft wie in der Herbstsaison.
Die Austria hat sieben Punkte Vorsprung auf Red Bull Salzburg. Ist die Zeit reif für den Titel?
Auf dem Papier ist Salzburg nach wie vor der Favorit, aber dieses Stück Papier ist schon etwas rissig. Die Ausgangslage ist für uns natürlich eine Gute. Jetzt müssen wir möglichst gut in die Saison starten, dann ist alles möglich. Zudem haben wir auch noch die Möglichkeit den Pokal zu holen. Mir fehlt noch ein Titel in meiner Karriere. Einen solchen möchte ich heuer unbedingt holen. Das ist das große Ziel eines jeden Fußballers. Es ist noch ein langer Weg dorthin, aber ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen können.
Zum Auftakt geht es gleich im Hanappi Stadion gegen Rapid. Ihre Erwartungen?
Ich freue mich schon jetzt auf dieses Spiel. Es gibt nichts aufregenderes als ein Derby. Schon die Woche vor dem Spiel ist die Stimmung in der ganzen Stadt förmlich spürbar. Wir können mit breiter Brust in das Spiel gehen. Wir wollen die Nummer 1 Position in Wien weiter festigen.
Sind Sie mit 32 Jahren auf ihrem vorläufigen Höhepunkt Ihrer Karriere angelangt?
Ich denke schon. Wir haben eine tolle Mannschaft mit einem perfekten Teamgefüge. Bei uns geht so richtig die Post ab. Aber man darf nicht vergessen, dass das Jahr 2012 am Anfang alles andere als lustig war. Als frischgewählter Kapitän durfte ich, als es sportlich überhaupt nicht nach Wunsch lief, jede zweite Woche mit den Fans diskutieren. Dadurch habe ich mich intensiver mit der Fanszene auseinandergesetzt, der Kontakt zu den Fans hat sich dadurch sicher verbessert.
Wie fühlt man sich als Kapitän der Wiener Austria?
Die Austria ist ein Verein mit so langer Tradition und das ist eine große Ehre für mich. Dass ich zum Kapitän gewählt wurde, macht mich wahnsinnig stolz und wenn ich daran denke, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut.
Es klingt so, als ob Sie bei der Austria rundum zufrieden wären?
Es könnte nicht besser laufen. Als ich zur Austria gekommen bin, dachte ich, dass hier alles sehr anonym ablaufen wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es herrscht ein sehr familiäres Klima und ich habe viele Freunde, auch mannschaftsintern, gefunden. Obwohl alles viel größer ist, erinnert mich vieles an meine Zeit in Ried.
Als Sie in Ried Ihre Karriere begannen waren nicht alle überzeugt davon, dass Sie den Durchbruch schaffen würden. Verspüren Sie so etwas wie Genugtuung?
Nein, mir ist das sowieso egal, was gewisse Leute denken. Viele glauben sowieso, dass sie die „Gscheitesten“ sind und den Fußball erfunden haben. Das darf man nicht so ernst nehmen.
Stichwort SV Ried. Könnten Sie sich vorstellen zurückzukehren?
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich bin jetzt seit 2004 nicht mehr im Innviertel und kann sagen, dass der Verein einen extrem guten Ruf in der Österreichischen Fußballszene genießt. Ob es das Stadion, die Nachwuchsarbeit oder die wirtschaftliche Führung des Vereines ist – das was in Ried aufgebaut wurde, verdient Respekt und Anerkennung. Die Verantwortlichen bei der SV Ried können darauf zu Recht stolz sein.
In einem Interview mit 90Minuten.at haben Sie gesagt, dass Sie zu Amateurzeiten mit vielen anderen auf einer Stufe gestanden sind. Warum haben ausgerechnet Sie den Durchbruch geschafft?
Schwer zu sagen. So eine Karriere ist nicht planbar. Ich weiß, mir ist nichts zugeflogen und mir wurde nichts geschenkt. Ich habe immer sehr hart an mir gearbeitet und mache das nach wie vor Tag für Tag. Es gibt zahlreiche Spieler mit viel Talent. Aber, um als Sportprofi, egal in welcher Sportart, wirklich erfolgreich zu sein, braucht es in den allermeisten Fällen viel mehr als nur Talent.
Sie haben rund 340 Bundesliga Spiele in Österreich bestritten. War das Ausland nie ein Thema?
Es gab einige lose Anfragen, aber etwas richtig Konkretes war nicht dabei. Klar war es ein Ziel, einmal im Ausland zu spielen. Es hat sich halt nicht ergeben und ich bin keinesfalls traurig darüber, zumal ich einige Spieler kenne, die ins Ausland gewechselt sind und alles andere als glücklich waren.
Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere bei der Austria zu beenden?
Ich fühle mich pudelwohl. Mein Vertrag läuft bis 2014 mit einer Option für ein weiteres Jahr. Also warum nicht? Viel hängt davon ab, ob ich verletzungsfrei bleibe. Ich versuche so professionell wie möglich zu leben. Ich werde aber sicher nicht so lange spielen, bis ich irgendjemanden im Weg stehe.
Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass sie fast nie den Sportteil der Tageszeitungen lesen. Warum?
Es gab einige Sachen im Laufe meiner Karriere, die mich wirklich angewidert haben. Es wurde so viel Blödsinn geschrieben. Und warum soll ich am Sonntag genau das lesen, was ich einen Tag vorher auf dem Platz hautnah miterlebt habe ...
Welche Pläne gibt es für das Leben nach der Fußballer-Karriere?
Es schwirren so viele Ideen in meinem Kopf herum. Ich bin jetzt wieder auf der Universität in Wien eingeschrieben und werde versuchen einige Prüfungen zu absolvieren. Nächstes Jahr möchte ich mit dem Trainerschein beginnen. Es ist durchaus vorstellbar, dass ich dem Fußball auch nach meiner aktiven Zeit treu bleibe, auch wenn ich das vor zehn Jahren noch ausgeschlossen hätte.




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