Bauboom noch ungebremst
Auftragsbücher trotz Lieferengpässen und Teuerung gut gefüllt
Krisenfest: Aktuellen Herausforderungen begegnen Baufirmen genauso wie Bauherren entschlossen.
RIED. Lieferengpässe, Preisexplosionen, Baustopps, Kündigungen – Schlagworte zur Situation am Bau zeichnen derzeit ein eher düsteres Bild.
Vor anstehenden Kündigungen, warnt auch Norbert Hartl, Landesinnungschef Bau. Davon sei man im Bezirk ganz weit weg, heißt es allerdings aus den Chefbüros der Rieder Baufirmen unisono.
Mitarbeiter dringend gesucht
Das Gegenteil ist hier im Inn-viertel der Fall: Alle suchen nach Mitarbeitern. "Vom Fach- bis zum Hilfsarbeiter", fasst Andreas Klein, Kaufmännischer Leiter von Greil Bau in St. Martin, den Personalbedarf zusammen. "Gerade letzte Woche hatten wir dafür eine Kampagne laufen", berichtet die Marketing-Leiterin von Wiesinger Bau, Ines Wiesinger.
Mit einer Arbeitslosigkeit von 2,9 Prozent im März kann AMS-Chef Klaus Jagereder dazu einen Extremwert liefern. Die Baubranche greift in Ried nach wie vor auf Leasingfirmen zurück, um den Personalbedarf so gut es geht zu decken.
Bei den Bauvorhaben herrsche eine gute Auslastung, berichtet Birgit Mayr von Bau Mayr in Waldzell: "Ich bin selbst überrascht über die gute Auftragslage." Dass weniger geplant und gebaut werde, davon sei bislang nichts zu bemerken. Manch höhere Kosten müssten geschluckt werden, erklärt Mayer: "Noch ist das machbar."
Volle Auftragsbücher gibt es auch bei Wiesinger Bau in Tumeltsham. Bauherren seien flexibel genug, um leichte Preiskorrekturen zu bewältigen. "Alle Aufträge werden abgearbeitet, was bei den derzeit vorherrschenden wirtschaftlichen Bedingungen nicht einfach ist", heißt es. Die Bauunternehmen in der Region sind so wie Wiesinger Bau breit aufgestellt. Auftragsausfälle könnte es beim Gemeinnützigen Wohnbau geben. Die ISG legt Bauvorhaben vorübergehend auf Eis.
Laut ISG-Direktor Herwig Pernsteiner seien die vorgeschriebenen Errichtungskosten bei den derzeitigen Preisen einfach nicht einzuhalten.
Teuerung lehrt Sparsamkeit
Die Preissteigerungen fallen je nach Material unterschiedlich aus. Bei Dämmstoff habe es im ersten Quartal 2022 eine Preissteigerung von rund 30 Prozent gegeben, weiß Markus Gintenreiter, Leiter des Wiesinger Baumarktes in Tumeltsham.
Ziegel seien heuer bis Juni um 15 Prozent teurer geworden. Statt der üblichen Lieferung noch in der Bestell-Woche wartet man auf Ziegel jetzt mindestens acht Wochen. Dass Teuerung sparsam macht, davon berichtet eine junge Bauherrin (Name der Redaktion bekannt). Sie hat für ihren Teilneubau – anders als ursprünglich geplant – einige wiederverwendbare Materialien wie Dämmstoffe nicht entsorgt, sondern zwischengelagert. "Das Alte wieder zu verwenden, weil es neu einfach zu teuer ist, kommt ja auch der Umwelt zu Gute."
ZUR SACHE
Im Bezirk Ried sind Mitarbeiter gesucht. Die Dringlichkeit im Baugewerbe reicht von "wie gewohnt" bis zu "händeringend". Klaus Jagereder, Leiter des Arbeitsmarktservice Ried, verweist auf die niedrigen Arbeitslosenzahlen. Waren 2021 im Vergleichszeitraum 1200 Menschen arbeitslos, sind es jetzt gerade einmal 825.
Die Baukosten haben sich von Dezember 2020 bis Dezember 2021 laut Baukostenindex Wohnhaus- und Siedlungsbau der Statistik Austria um 12,4 Prozent erhöht. Beim Baumaterial liegt der Preisanstieg in diesem Zeitraum bei 22,6 Prozent.
ISG-Direktor Herwig Pernsteiner verweist auf steigende Immobilienpreise: "Eine Baukostensteigerung 2021 um 12,5 Prozent bedeutet, dass im Jahr 2023 die Preise für Miete und Kauf zwangsläufig um zumindest 12,5 Prozent höher sind." Lag der Kaufpreis für eine Wohnung 2021 bei 265.000 Euro, so wären das 2023 300.000 Euro.
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