Skoliose-Reha im kokon
"Die Jugendlichen stärken sich gegenseitig"

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine dreidimensional verformte Wirbelsäule. Die Erkrankung tritt meist im Jugendalter auf. | Foto: kokon
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  • Bei einer Skoliose handelt es sich um eine dreidimensional verformte Wirbelsäule. Die Erkrankung tritt meist im Jugendalter auf.
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In der Kinder- und Jugendreha kokon in Rohrbach-Berg wird einzigartig in Österreich eine Intensiv-Reha für junge Skoliose-Patienten angeboten. Wir haben mit Physiotherapeutin Anna Bindeus und der 14-jährigen Patientin Diana gesprochen.

ROHRBACH-BERG. Dreidimensional verformt ist die Wirbelsäule bei Menschen, die an Skoliose leiden. "Dreidimensional deshalb, weil die Wirbelsäule nicht nur seitlich verkrümmt sind, sondern die Wirbelkörper dazu noch verdreht und verformt sind", erklärt Physiotherapeutin Anna Bindeus von der Kinder- und Jugendreha kokon in Rohrbach-Berg. Hier wird – erstmals in Österreich – eine spezielle Skoliose-Intensiv-Reha für Kinder und Jugendliche angeboten. Denn die Krankheit entwickelt sich meist während der Pubertät. Ein bis vier Prozent der Kinder und Jugendlichen sind betroffen.

Oft erst spät entdeckt

Die deutlichsten Anzeichen für diese Fehlstellung der Wirbelsäule sind etwa ein schiefes Becken oder ungleich stehende Schultern. "Oft wird die Skoliose erst im Jugendalter entdeckt, weil sie anfangs meist keine Schmerzen verursacht", weiß Bindeus. Dabei ist eine frühe Diagnose wichtig: Je früher eine Therapie begonnen wird, desto größer ist der Behandlungserfolg. Unter Umständen kann man sich damit eine Operation ersparen. Auch bei der 14-jährigen Diana wurde die Krankheit eher zufällig diagnostiziert. "2019 hat meine Mama bemerkt, dass eines meiner Schulterblätter immer heraussteht. Der Hausarzt hat mich daraufhin zum Röntgen geschickt, wo man sofort gesehen hat, dass meine Wirbelsäule stark verkrümmt ist. Gesehen hat man das von außen kaum, weil ich von Kindheit an immer darauf geachtet habe, mich gerade zu halten und mein Körper sich trotz Skoliose ziemlich gerade ausgerichtet hat." Für ihre aufmerksame Beobachtung ist Diana ihrer Mutter heute noch sehr dankbar – auch wenn mit der Diagnose der Erkrankung einige Unannehmlichkeiten auf die damals 12-Jährige zukamen.

Übungen und Korsett

Schon einen Monat nach der Diagnose wurde Diana ein Korsett angepasst, das sie bis heute 24 Stunden am Tag trägt. Dazu hat sie alle zwei Wochen Physiotherapie, absolviert täglich spezielle Skoliose-Übungen und befindet sich derzeit zum zweiten Mal auf Reha im kokon. "Anfangs habe ich gar nicht so sehr realisiert, was Skoliose für mich bedeutet. Das Korsett wird nie selbstverständlich für mich sein, aber ich konnte es ganz gut in meinen Alltag integrieren. Ziel ist es, dass ich dann, wenn das Wachstum abgeschlossen und die Wirbelsäule verknöchert ist, das Korsett abnehmen kann und meine Ruhe habe. Bis dahin muss ich es halt brav tragen und meine Übungen machen."

Ausprägung entscheidet über Therapie

Die meisten Skoliosen entwickeln sich ohne erkennbare Ursachen. Mädchen leiden häufiger daran als Burschen, sie haben dazu häufiger eine stärkere Verkrümmung. Wie stark die Skoliose ausgeprägt ist, misst der Cobb-Winkel. Die Größe des Cobb-Winkels liefert auch einen Richtwert für die Behandlung. Ist die Zahl sehr klein, wird die Entwicklung der Skoliose in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Ab circa zehn Grad kommt Physiotherapie und spezielle Angebote hinzu, ab 25 Grad zusätzlich eine Korsetttherapie. Im kokon wird für die jungen Patienten jeden Tag ein umfassendes Programm erstellt. Dieses umfasst etwa Einzel- und Gruppentherapien sowie Massagen. In der Einzeltherapie werden den Teilnehmern speziell auf sie abgestimmte Skoliose-Übungen gezeigt. Diese werden in der Gruppentherapie gemeinsam geübt. Dazu gibt es gemeinsames Kraft- und Ausdauer-Training, Vorträge, Wanderungen, therapeutisches Klettern und mehr.

Starke Gruppendynamik

In jedem Turnus sind sechs bis acht Kinder für drei Wochen im Kokon anwesend. Wenn möglich wird darauf geachtet, dass diese ungefähr im gleichen Alter sind. Für Volksschulkinder gibt es etwa einen eigenen Junior-Turnus mit altersgerechtem Trainingsprogramm. "Die Kinder motivieren sich gegenseitig und die Gruppendynamik ist oft sehr ausgeprägt. Die Jugendlichen stärken sich untereinander und wir versuchen ebenfalls, sie bestmöglich zu unterstützen. Für jene, die mit der Krankheitsverarbeitung Probleme haben, bieten wir etwa  auch psychologische Betreuung an. Den meisten hilft es jedoch schon, in der Reha auf Gleichgesinnte zu treffen und Freundschaften zu knüpfen", sagt Physiotherapeutin Anna Bindeus.

Wichtig für Therapieerfolg

Nach Abschluss der Reha erhält jeder Teilnehmer eine Mappe mit Übungen, die dann zu Hause selbstständig durchgeführt werden können. "Das regelmäßige Üben ist entscheidend für den Therapieerfolg. Die Reha hilft dabei, frischen Wind hineinzubringen und motiviert die Kinder und Jugendlichen wieder", weiß Bindeus. Patientin Diana hat nach der ersten Reha im Vorjahr bereits eine große Verbesserung bemerkt: "Nicht nur, dass man am Röntgen gesehen hat, dass die Grad-Anzahl radikal runtergegangen ist. Ich hatte auch einen aufrechteren Gang, einen guten Stand und habe darauf geachtet, beim Sitzen nicht zu lümmeln." Anderen Betroffenen, die ebenfalls regelmäßig Übungen machen oder ein Korsett tragen müssen, rät die 14-Jährige: "Zähne zusammenbeißen und durch. Und am besten mit Humor nehmen."

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