Sie haben mir fast die Zehen abgenommen
Senkrechtstarter bei den Freeridern: Michael Durstberger ist „Rookie of the year“
ST. Martin (gawe) – „Mit null Punkten bin ich heuer bei der Open face Serie gestartet. Zum Schluss hatte ich von allen 200 Konkurrenten die meisten Punke gesammelt“ schildert „Durschtl“ seinen Raketenstart bei der Free Ride Tour. „Newcomer des Jahres“ darf sich der 29jährige nach seiner ersten Wettkampfsaison nun nennen. Gleichzeitig hat er sich damit auch für die „vier Sterne Rennen“ im nächsten Jahr qualifiziert.
„Schifahren habe ich mit zwei Jahren begonnen. Als ich schließlich im Landeskader Rennen gefahren bin, habe ich gemerkt: Es reicht nicht bis ganz oben“ erzählt er davon, wie er im Alter von 15 Jahre seine Schi ins Eck gestellt hat.
Extremschifahren in besonders steilen und unwegsamen Gelände - Steilheit bis zu 60 Grad
Seit Jänner 2013 bewegt er sich wettbewerbsmäßíg auf sehr steilen, unpräparierten, felsigen Hängen: „Vor dem Rennen bekommst du ein Foto des Geländes. Ein Streifen von ca 200 m Breite ist eingezeichnet. Die 500 Höhenmeter vom Start bis ins Ziel sollst du möglichst flüssig durchfahren. Punkterichter mit Ferngläsern bewerten deine Fahrt: viele hohe Sprünge, eine kreative Linie und Kunstsprünge (Salto, 360 Grad Drehung) bringen Punkte“ schildert der Sportstudent, dass „hinunterzittern“ nicht gefragt ist.
„Ist diese Strecke überhaupt fahrbar?“ Absprungrampen sind die Felsen.
Dass die Orientierung von oben anders aussieht als auf dem Foto, musste er im Stubaital heuer erfahren: „ Ich habe mich fast angeschissen, weil ich glaubte, ich bin in der falschen Rinne unterwegs und lande nach dem Sprung auf einem Felsen. Du musst aber trotzdem voll hineinfahren. Sobald du in der Luft bist, geht nichts mehr. Um 20 cm bin ich gerade noch über die Steine gekommen und nach 13 m Luftfahrt wieder im Schnee gelandet“.
Nicht immer gelingt das: „Am Kitzsteinhorn bin ich zu weit gesprungen, habe mich anschließend sechsmal überschlagen“ so der gelernte Malermeister über seinen schwersten Sturz. Anschließend gab es Arbeit für die eingeteilten Helfer, die nur fürs Schiholen zuständig sind und den Sturzpiloten ihre Utensilien wieder zusammenklauben.
„Der Kick ist: geht das gut oder reißt du eine „Mörderbrezn“ und du musst bis zu fünf Stunden deine Schi wieder suchen“ berichtet Michi, wie in Obertauern seine Schi erst im Mai wieder zum Vorschein gekommen sind. Sport Haderer sorgt für Nachschub, wenn er Schi oder Schuhe beim Aufsprung im Geröll beleidigt.
Plan B tritt in Kraft:
„Manchmal löse ich auch eine Lawine aus: Ich fahre ihr dann in der Fallinie davon“ so Michi über seine Risikofreudigkeit.
„Du hast ein Gefühl der absoluten Freiheit. Du machst Schwünge in einem unberührten Gelände. Es ist ein geiles Gefühl, wenn du dort fährst, wo noch nie jemand gefahren ist“ plant er nächsten Winter die Erstbefahrung von Steilrinnen mit einer Neigung von über 60 Grad. Stürzen ist dabei absolut verboten.
Zehen gefroren
„Im Februar 2012 habe ich mir im Montafon (Vbg) bei minus 26 Grad die Zehen gefroren. Als sie mir im Krankenhaus Bregenz die Socken ausgezogen haben, sind die Ärzte entsetzt zusammengelaufen. Die zwei großen Zehen waren komplett schwarz. Sie haben mir außen jeweils ca vier mm Haut weggeschält, zum Glück waren die Zehen noch durchblutet“ schildert er, wie er gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen ist.
Ein Stockerlplatz ist in Rumänien beim letzten Rennen der Saison am Wochenende in Rumänien angepeilt.
Fotos: gawe, Maria Knoll
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