AK Rohrbach
2021 fast 3,3 Millionen Euro für Arbeitnehmer erkämpft

(v. l.): Manfred Riepl, Leiter der Arbeiterkammer (AK)  Bezirksstelle Rohrbach zog gemeinsam mit Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich, Bilanz über das Jahr 2021. | Foto: Wolfgang Spitzbart / AK OÖ
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  • (v. l.): Manfred Riepl, Leiter der Arbeiterkammer (AK) Bezirksstelle Rohrbach zog gemeinsam mit Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich, Bilanz über das Jahr 2021.
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Im Zuge einer Videokonferenz bilanzierte die Arbeiterkammer (AK) Rohrbach über 2021. Bezirksstellenleiter Manfred Riepl hob die Bedeutung von Interessensvertretungen in Unternehmen hervor und fordert Einbindung der Mühlkreisbahn ins S-Bahn-Netz.

BEZIRK ROHRBACH. Das zweite Corona-Jahr hat die Arbeitnehmer vor besondere Herausforderungen gestellt, die sich auch in den Beratungen niedergeschlagen haben. „Die Kurzarbeit hat uns 2020 monatelang beschäftigt. Es gab auch viele Debatten darüber, ob Freistellungen wegen Quarantäne bezahlt werden oder nicht. Doch inzwischen sind wir wieder im normalen Arbeitsleben angelangt“, so Manfred Riepl, Bezirksstellenleiter der AK Rohrbach. „Die Themen in den Beratungen gehen quer durch den Gemüsegarten. Vor allem der Pflegebereich ist sehr unter Druck“, so Riepl.

Attraktiver werden

AK-Präsident Andreas Stangl fordert im Zuge des Pressegesprächs verteilt über alle Berufsgruppen eine Korrektur des Corona-Bonus und rasche Aufstockung des Personals in Krankenhäusern sowie in der institutionellen und mobilen Pflege.

„Alleine bis 2025 fehlen in den Mobilen Diensten und Heimen mit vorsichtiger Schätzung 1.600 Vollzeitstellen. Darin sind Mehraufgaben und neue Anforderungen noch gar nicht berücksichtigt. Und in den Krankenhäusern braucht es 6.025 zusätzlicher Dienstposten in der Pflege, nur um Pensionierungen und den Mehrbedarf durch Bevölkerungsentwicklung zu stemmen.“
Andreas Stangl, Präsident Arbeiterkammer Oberösterreich

Für ihn braucht es eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für alle Bereiche der Gesundheit und Pflege, die einen echten und leistbaren Umstieg aus anderen Branchen ermöglicht. Trotz des Arbeitskräftemangels wird Mitarbeitern nur selten ein roter Teppich ausgerollt. Oft ist das Gegenteil der Fall, so Manfred Riepl: „Wir wundern uns oft und diskutieren mit Arbeitsmarktservice und Wirtschaftskammer, dass Dienstgeber nicht besser auf Anliegen und Wünsche der Dienstnehmer reagieren. Einerseits wird ein Mangel an Facharbeitern beklagt. Andererseits lassen sich die Firmen aber wenig einfallen, um lukrativer zu werden. Und das bei der niedrigen Arbeitslosigkeit im Bezirk.“

Über 3.000 Beratungen

Trotz aller Corona-Schutzmaßnahmen waren die Türen der Arbeiterkammer nie zur Gänze geschlossen. 861 Beratungen fanden persönlich statt. Über 2.000 Mal wurde telefonisch geholfen und weitere 202 Mitglieder holten per E-Mail Auskünfte ein. Die meisten Anfragen gab es auch 2021 zum Arbeits- und Sozialrecht. Besonders das Entgelt, Pensionen und die Auflösung von Dienstverhältnissen standen im Fokus. Rund 60 Prozent aller Anfragen beim AK-Rechtsschutz betrafen diese drei Themen. Weitere wichtige Themen waren Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mutterschaft, Karenz, Wochengeld, Altersteilzeit und Pflegegeld.

Fast 3,3 Millionen Euro erkämpft

Bei vielen Arbeitsrechtsproblemen reicht eine Beratung nicht aus. Die AK muss bei den Arbeitgebern intervenieren. Wenn das nichts bewirkt, geht es vor Gericht. Hauptgrund der Rechtshilfen und -vertretungen waren Differenzen um das Entgelt oder Fragen zur Endabrechnung bei der Beendigung von Arbeitsverhältnissen, gefolgt von Kündigungen oder unbegründeten Entlassungen. Insgesamt wurden im Vorjahr im Bezirk Rohrbach durch die AK in 36 Fällen insgesamt 164.565 Euro an vorenthaltenem Entgelt hereingebracht. Durch Rechtsvertretung vor dem Arbeitsgericht wurden in 18 Fällen 98.447 Euro erkämpft. Die eingeforderten Beträge reichten von 48 Euro bis zu 27.888 Euro. „Von 54 Fällen stammen 50 aus Betrieben ohne Betriebsrat. Daran erkennt man, wie wichtig eine betriebliche Interessenvertretung für die korrekte Bezahlung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist“, betont Riepl. In Sozialrechtsangelegenheiten erstritt die AK Rohrbach in 72 Fällen im vergangenen Jahr 2.748.292 Euro. Dabei ging es hauptsächlich um Pensions- und Rentenansprüche sowie um Pflegegeld. Zusätzlich wurden 2021 für 32 Arbeitnehmer aus fünf insolventen Betrieben im Bezirk 267.872 Euro durchgesetzt. "Diese Zahlen sind durch die massiven Coronahilfen deutlich niedriger als in den Vorjahren. Es ist zu befürchten, dass sie nach Ende der Pandemie wieder deutlich ansteigen werden“, so Riepl. In Summe hat die AK Rohrbach im Vorjahr an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen sowie an Forderungen nach Insolvenzen für ihre Mitglieder Zahlungen von insgesamt 3.279.176 Euro erreicht.

Ausbau S-Bahn-Konzept

Laut Riepl arbeiten nur 18,3 Prozent der Arbeitnehmer aus dem Bezirk Rohrbach direkt im Wohnort. 40,2 Prozent pendeln im Bezirk und ganze 41,5 Prozent müssen aus dem Bezirk auspendeln. Bei den dabei zurückgelegten Stecken liegen die Rohrbacher Pendler in Oberösterreich ganz weit vorne: 46 Prozent müssen hin und retour mindestens 40 Kilometer (Platz 2 unter allen Bezirken), 35 Prozent mindestens 60 Kilometer (Platz 2) und 17 Prozent sogar mindestens 100 km (Platz 1) zurücklegen. Bei den aktuellen Benzinpreisen nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell eine enorme Belastung. „Im Interesse der Pendlerinnen und Pendler braucht es einen flächendeckenden Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Vor allem auch in jenen ländichen Regionen, die diesbezüglich bislang vernachlässigt wurden“, fordert Riepl. Für ihn hat die Einbindung der Mühlkreisbahn in das oberösterreichische S-Bahn-Konzept und Anschluss an den Linzer Hauptbahnhof oberster Priorität. „Das würde für tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einmal weniger Umsteigen beim Weg mit dem öffentlichen Verkehrsmittel zu ihrem Arbeitsplatz bedeuten. Für sehr viele Menschen wäre das auch ein starker Anreiz, auf das um- weltfreundliche Verkehrsmittel Bahn umzusteigen“, betont Rohrbachs AK-Bezirksstellenleiter. Bis dahin muss für Riepl das Pendlerpauschale in einen kilometerabhängigen Absetzbetrag umgewandelt werden, der einkommensunabhängig wirkt und damit sozial gerechter ist.

Zukunftsfonds ausweiten

Im Jänner 2019 hat die AK mit 30 Millionen Euro für fünf Jahre einen Zukunftsfonds dotiert. Damit werden Digitalisierungsprozesse begleitet und arbeitnehmerfreundlich gestaltet. Bisher wurden 145 Projekte gestartet, davon 49 erfolgreich abgeschlossen. Wie etwa die Firma Röchling Industrial in Oepping. Hier wurde mit Unterstützung des Zukunftsfonds eine interne Online-Kommunikationsplattform eingerichtet. AK-Präsident Stangl will den Fonds nicht nur fortführen, sondern auf möglichst viele weitere Betriebe ausweiten.

Kontakt

Arbeiterkammer Rohrbach
Ehrenreiterweg 17
4150 Rohrbach
Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten

Persönliche Beratung sind während der Öffnungszeiten nach telefonischer Terminvereinbarung unter der Nummer 050/6906-4912 möglich. Unter dieser Telefonnummer werden auch Termine für die persönliche Bildungsberatung vergeben, die alle 14 Tage am Dienstag von 15 bis 17 Uhr stattfindet.

Das telefonische Beratungstelefon hat die Nummer 050/6906-1 und ist während der Öffnungszeiten besetzt. Diese sind MO bis DO von 7.30 Uhr bis 16 Uhr und FR von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Anfragen können auch per E-Mail an rohrbach@akooe.at
 gerichtet werden.
Weitere Informationen auf der Homepage ooe.arbeiterkammer.at/rohrbach

(v. l.): Manfred Riepl, Leiter der Arbeiterkammer (AK)  Bezirksstelle Rohrbach zog gemeinsam mit Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich, Bilanz über das Jahr 2021. | Foto: Wolfgang Spitzbart / AK OÖ
Im Zuge einer Video-Konferenz zogen Manfred Riepl, Leiter der Arbeiterkammer (AK)  Bezirksstelle Rohrbach und Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich (v. l.) gemeinsam Bilanz über das Jahr 2021. | Foto: Christina Gärtner
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