Mit der Lizenz zum Gasgeben
Vollgasklassiker: Bergeuropameisterschaftslauf findet am 16. und 17. April in Landshaag und St. Martin statt.
ST. MARTIN (gawe). Motorsport aus der Feinkostabteilung gibt es am kommenden Wochenende im Mühlviertel. 260 Piloten und zwei Damen nehmen wieder die 3,6 Kilometer lange Bergstrecke von Landshaag nach St. Martin unter die Räder. 2015 hat sich bereits gezeigt, dass das Niveau beim Bergsausen sehr hoch ist. Ob beim Gipfelsturm diesmal der Rekord aus dem Vorjahr (Wolfgang Gammer, Zeit 1:12,014, Schnitt 182 km/h) fällt, hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. Erstmals mit einem 200 PS Geschoss unterwegs ist der Rohrbacher Harald Jungwirth. Eine geliehene BMW 1000 RR soll ihn zu einem Spitzenplatz im hochkarätigen Fahrerfeld tragen.
200 Pferde galoppieren los – Konzentration und Coolness am Start sind wichtig
Jungwirth schildert seine wilden Ritt aus dem Vorjahr: „Wir wärmen die Reifen vor dem Start auf 80 Grad an. Das blöde Gefühl beim Hinzufahren zum Vorstart ist weg. Ich schüttle den Helm und beutle die letzten Gedanken heraus. Es gibt nur mehr mich und die Strecke." Ersten Gang einlegen, die Ampel springt auf grün. Los geht es in die erste Rechtskurve. "Jetzt kommt die Tafel ,Ortsende Landshaag' in Sicht. 186 km/h zeigt die Geschwindigkeitsmessung für mich an", berichtet er. Gut, dass die Strecke gesperrt ist, sonst müsstest du den Zettel abgeben und zum Arzt gehen. Dann geht es weiter auf der Geraden mit 240 km/h dem Wald zu. Herunterbremsen auf 90 km/h. Durch die Kurvenorgie weiter zum Waldausgang.
Die Mutkurve
Dann kommt die Mutkurve: "Du siehst nur wenig vom weiteren Straßenverlauf. Hier musst du schnell sein, um den Speed auf die lange Gerade mitnehmen zu können", sagt Jungwirth. Der Tacho zeigt 240 km/h an. 2014 hat er in der vorletzten Kurve bei vollem Rauch die Strohballen gestreift und sich dabei das „Wintex Emblem“ von der Lederkombi gerissen. In Zielnähe, bleibt er voll drauf. "In der letzten Linkskurve bin ich im Vorjahr 20 Meter nur mehr auf dem Straßenbankett gefahren – Glück gehabt."
Über das Leben im Grenzbereich – Pokal oder Spital?
„Beim Beschleunigen stellt sich ein Gefühlt der Freiheit und Leichtigkeit ein. Du wirst eins mit der Strecke“, schildert der 40-Jährige das Gefühl, wie ein Vogel zu fliegen – allerdings manchmal mit harter Landung, wie 2012 beim Bergrennen in Bergamo (Italien). Mangelnde Streckenkenntnis wurde ihm Verhängnis: „Ich habe die Kurven verwechselt, glaubte in einer schnellen zu sein, und habe zu spät angebremst.“ Das Vorderrad rutschte weg: „Ich bin ungespitzt in die Strohballen geflogen.“
Im Herzen brennt das Rennfieber – chronisch, unheilbar
„Ich wurde mit Benzin infiziert. Mein Vater war Mechaniker. Entweder du hast es, oder du hast es nicht“, beschreibt der begnadete Gasgeber seinen Zugang zum Motorsport. Er ergänzt: „Du musst einen gewissen Klescher haben, sonst würdest du nicht Rennfahren.“ Auf die Frage, warum es gerade Rennfahren sein musste und keine andere Sportart, antwortet der PS Künstler: „Zum Fußballspielen war ich zu intelligent und zum Schachspielen zu blöd.“
Zehn Nationen am Start
Fahrer aus zehn Nationen werden am Wochenende die Zweiradraketen den Berg hoch prügeln. Zusammen mit dem Bergrennen in Julbach (Juli) werden hier fünf Titel der Österreichischen Bergmeisterschaft vergeben. Ebenfalls einen Platz am Stockerl hat eine Rennsportlegende, der Grammastettner Ingenieur Toni Rechberger, im Visier. Spannung pur auch beim RACER Supermoto Pokal (- 800 ccm): Drei Motorräder gleichzeitig treten an.
Der Zeitplan in Landhaag:
Training Samstag, 12 Uhr bis 17 Uhr, Sonntag 8.30 bis 11 Uhr
Rennen Sonntag: Start: 12 Uhr
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