Buchrezension Romina Pleschko
Ameisen, die um die Monarchie kämpfen

Die 1983 in Oberösterreich geborene Autorin legt einen wunderbaren Erstlingsroman vor, der bereits große Lust auf mehr macht. "Ameisenmonarchie" beschreibt das Leben verschiedener Hausbewohner. | Foto: sm
2Bilder
  • Die 1983 in Oberösterreich geborene Autorin legt einen wunderbaren Erstlingsroman vor, der bereits große Lust auf mehr macht. "Ameisenmonarchie" beschreibt das Leben verschiedener Hausbewohner.
  • Foto: sm
  • hochgeladen von Sabrina Moriggl

Mit "Ameisenmonarchie" legt Romina Pleschko ihren ersten Roman vor, der auf unterhaltsame Art hinter die bürgerliche Fassade mehrere Hausbewohner blickt. 

SALZBURG. Erfreute vor ein paar Wochen noch der deutsche Tatort mit der Folge "Unser Haus" die Gemüter der Zuschauer, können sich Lesefreunde nun auf einen Roman freuen, der Parallelen dazu aufweist und genauso gut unterhält.

Ameisenmonarchie von Romina Pleschko 

Das Buch "Ameisen Monarchie" von Romina Pleschko lässt uns an verschiedenen Figuren teilhaben, die allesamt ein Wohnhaus bewohnen. Jede Figur würde sich wohl für einen eigenen Roman eignen, etwa der skurril anmutenden Mann, der Klaus heißt, der so sonderbar und faszinierend wie ein angehender Psychopath wirkt und der bei seiner Nachbarin Karin, eine oberflächliche Kosmetikverkäuferin und alleinerziehende Mutter subtil Grenzen überschreitet. Oder da wäre noch Herb Senior samt Gattin und Mutter von Herb Junior - eine Arztfamilie.

Die Arztfamilie im Fokus

Während Herb Senior als Frauenarzt kurz vor der Pension steht, soll sein Sohn die Praxis übernehmen. Die Arbeit als Frauenarzt ist jedoch das einzige, dass Herb junior mit Frauen verbindet, denn er hat ein Auge auf den Nationalratsabgeordnete geworfen, der seine Homosexualität wohl deswegen verbirgt, weil er eine "unwählbare Partei" vertritt. Die Letzte im Haus ist noch Magdalena - die Frau von Herb Senior, Mutter von Herb junior. Sie hat schon vor Jahren aufgehört zu sprechen und schleicht als stille Beobachterin durch die Räume ihrer Wohnung, die sie nur selten verlässt. 

Grandiose Szenen mit witziger Pointe

Die Frau sah alt aus, die Haut über den Lippen zog tiefe vertikale Furchen, wie bei einer starken Raucherin. Das ganze Make­up nutzte nichts, denn das Neonlicht des Liftes separierte die welke Natur gnadenlos von der künstlichen Farbe, die sie großzügig auf Wangen und Augenlider aufgetragen hatte. Albi wedelte durchgehend mit dem Schwanz, drehte sich voll über­schäumender Freude im Kreis und stieß dabei immer wie­der an Herb Juniors Beine. »Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, was er heute hat, er benimmt sich ja wie ein Welpe auf seine alten Tage«, sagte die verwelkende Frau. Der Nationalratsabgeordnete schien dringend etwas in seiner Aktentasche zu suchen. Der Lift erreichte das Erdgeschoß und Herb Junior fühlte seinen Schlüsselbund in der Man­teltasche. Er zog ihn heraus, der einzelne Wohnungs­schlüssel ließ sich überraschend leicht vom Bund lösen, Herb Junior drückte das kalte Metall noch einmal kurz in seine Handfläche. »Hier«, sagte er, schob sich am euphorisierten Albi vorbei und drückte dem Nationalratsabgeordneten den Schlüssel in die Hand. Zügig ging er zur Haustür und ge­noss dabei den Hall seiner Schritte im Stiegenhaus. Film­reif, dachte er, filmreif, besser hätte man sich das nicht ausmalen können. Die Gesichter möchte ich sehen, seine Erklärung möchte ich hören. Herb Junior verbrachte den restlichen Tag mit einem Hochgefühl, das ihn erst ver­ließ, als er abends vor seiner versperrten Wohnungstür bemerkte, dass er seinen eigenen Schlüssel so lässig retour­niert hatte.

Treppauf und Treppab begegnen sich die Anwohner in der "Ameisenmonarchie" täglich und verknüpfen dabei mal mehr, mal weniger ihre Leben. | Foto: sm
  • Treppauf und Treppab begegnen sich die Anwohner in der "Ameisenmonarchie" täglich und verknüpfen dabei mal mehr, mal weniger ihre Leben.
  • Foto: sm
  • hochgeladen von Sabrina Moriggl

Skurril, lustig und lesenswert

Das Lesenswerte an dem Buch sind mit Sicherheit die wunderbaren Charaktere, die so sonderlich und dennoch menschlich auftreten. Es macht großen Spaß ihnen durch den Tag zu folgen und in die jeweilige Lebenswelt der einzelnen einzutauchen. Vor allem der Mann, der Klaus heißt lässt viel Raum zum spekulieren und könnte durchaus genügend Stoff für ein eigenes Buch hergeben.

Mehr aus der Stadt, liest man >>HIER<<

Folgende Bücher könnten Dich auch interessieren: 

Hoffnung, dass einem das Fenster zum Himmel gibt
Vom dick fühlen und dünn sein wollen
Die 1983 in Oberösterreich geborene Autorin legt einen wunderbaren Erstlingsroman vor, der bereits große Lust auf mehr macht. "Ameisenmonarchie" beschreibt das Leben verschiedener Hausbewohner. | Foto: sm
Treppauf und Treppab begegnen sich die Anwohner in der "Ameisenmonarchie" täglich und verknüpfen dabei mal mehr, mal weniger ihre Leben. | Foto: sm
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg
Anzeige
Gut begleitet durch das Salzburger Hilfswerk. | Foto: Hilfswerk Salzburg
2

Tag der Pflege
Gut begleitet durch das Hilfswerk Salzburg - Lebensqualität im Alter

Eine gute Begleitung durch das Hilfswerk verhilft zur Lebensqualität im Alter. In den eigenen vier Wänden alt werden – wer wünscht sich das nicht. Und tatsächlich: Rund 80 % aller Menschen mit Pflegebedarf werden in ihrem Zuhause betreut. Das Hilfswerk unterstützt Betroffene und vor allem auch deren Angehörige bei der Bewältigung ihres Alltags. Senioren-BetreuungManchmal hilft es schon, wenn man bei den kleinen alltäglichen Dingen Unterstützung bekommt. Heimhilfen packen im Haushalt mit an,...

  • Salzburg
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.