Buchrezension Romina Pleschko
Ameisen, die um die Monarchie kämpfen
Mit "Ameisenmonarchie" legt Romina Pleschko ihren ersten Roman vor, der auf unterhaltsame Art hinter die bürgerliche Fassade mehrere Hausbewohner blickt.
SALZBURG. Erfreute vor ein paar Wochen noch der deutsche Tatort mit der Folge "Unser Haus" die Gemüter der Zuschauer, können sich Lesefreunde nun auf einen Roman freuen, der Parallelen dazu aufweist und genauso gut unterhält.
Ameisenmonarchie von Romina Pleschko
Das Buch "Ameisen Monarchie" von Romina Pleschko lässt uns an verschiedenen Figuren teilhaben, die allesamt ein Wohnhaus bewohnen. Jede Figur würde sich wohl für einen eigenen Roman eignen, etwa der skurril anmutenden Mann, der Klaus heißt, der so sonderbar und faszinierend wie ein angehender Psychopath wirkt und der bei seiner Nachbarin Karin, eine oberflächliche Kosmetikverkäuferin und alleinerziehende Mutter subtil Grenzen überschreitet. Oder da wäre noch Herb Senior samt Gattin und Mutter von Herb Junior - eine Arztfamilie.
Die Arztfamilie im Fokus
Während Herb Senior als Frauenarzt kurz vor der Pension steht, soll sein Sohn die Praxis übernehmen. Die Arbeit als Frauenarzt ist jedoch das einzige, dass Herb junior mit Frauen verbindet, denn er hat ein Auge auf den Nationalratsabgeordnete geworfen, der seine Homosexualität wohl deswegen verbirgt, weil er eine "unwählbare Partei" vertritt. Die Letzte im Haus ist noch Magdalena - die Frau von Herb Senior, Mutter von Herb junior. Sie hat schon vor Jahren aufgehört zu sprechen und schleicht als stille Beobachterin durch die Räume ihrer Wohnung, die sie nur selten verlässt.
Grandiose Szenen mit witziger Pointe
Die Frau sah alt aus, die Haut über den Lippen zog tiefe vertikale Furchen, wie bei einer starken Raucherin. Das ganze Makeup nutzte nichts, denn das Neonlicht des Liftes separierte die welke Natur gnadenlos von der künstlichen Farbe, die sie großzügig auf Wangen und Augenlider aufgetragen hatte. Albi wedelte durchgehend mit dem Schwanz, drehte sich voll überschäumender Freude im Kreis und stieß dabei immer wieder an Herb Juniors Beine. »Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, was er heute hat, er benimmt sich ja wie ein Welpe auf seine alten Tage«, sagte die verwelkende Frau. Der Nationalratsabgeordnete schien dringend etwas in seiner Aktentasche zu suchen. Der Lift erreichte das Erdgeschoß und Herb Junior fühlte seinen Schlüsselbund in der Manteltasche. Er zog ihn heraus, der einzelne Wohnungsschlüssel ließ sich überraschend leicht vom Bund lösen, Herb Junior drückte das kalte Metall noch einmal kurz in seine Handfläche. »Hier«, sagte er, schob sich am euphorisierten Albi vorbei und drückte dem Nationalratsabgeordneten den Schlüssel in die Hand. Zügig ging er zur Haustür und genoss dabei den Hall seiner Schritte im Stiegenhaus. Filmreif, dachte er, filmreif, besser hätte man sich das nicht ausmalen können. Die Gesichter möchte ich sehen, seine Erklärung möchte ich hören. Herb Junior verbrachte den restlichen Tag mit einem Hochgefühl, das ihn erst verließ, als er abends vor seiner versperrten Wohnungstür bemerkte, dass er seinen eigenen Schlüssel so lässig retourniert hatte.
Skurril, lustig und lesenswert
Das Lesenswerte an dem Buch sind mit Sicherheit die wunderbaren Charaktere, die so sonderlich und dennoch menschlich auftreten. Es macht großen Spaß ihnen durch den Tag zu folgen und in die jeweilige Lebenswelt der einzelnen einzutauchen. Vor allem der Mann, der Klaus heißt lässt viel Raum zum spekulieren und könnte durchaus genügend Stoff für ein eigenes Buch hergeben.
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