"Keiner sieht uns, wir sind da!"

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Viel wird seit Monaten über den Mangel an diplomiertem Pflegepersonal diskutiert. In der Landeshauptstadt müssen sogar Seniorenheim-Betten leer stehen, weil es angeblich zu wenig geeignete Bewerber gibt. „Das stimmt nicht“, widerspricht Martin Manzl. „Es gibt bestens qualifiziertes Personal, aber das wird weder von der Politik noch von den Trägern der Heime wahrgenommen.“
STADTBLATT: Herr Manzl, Sie sind einer der ersten, die vor zwei Jahren die Ausbildung zum diplomierten Sozialbetreuer abgeschlossen haben. Was genau sind Ihre Kompetenzen?
MARTIN MANZL: „Da fangen die Probleme schon an. Ich war vorher Altenfachbetreuer und bin jetzt eben diplomierter Sozialbetreuer. Nur: Dieser Beruf hat kein Profil – die Träger der Heime wissen nichts mit uns anzufangen. Sie werden in ganz Salzburg keinen einzigen Menschen finden, der als diplomierter Sozialbetreuer eingestellt worden ist.“

STADTBLATT: Aber Sie arbeiten ja in einem Seniorenheim. Was machen Sie dort?
MARTIN MANZL: „Ich bin dort nach wie vor als Altenfachbetreuer tätig. Mir geht es genauso wie allen anderen sogenannten diplomierten Sozialbetreuern. Wir werden weiter als Pflegehelfer oder Altenfachbetreuer eingesetzt, nicht einmal auf dem Dienstplan werden wir als diplomiertes Personal geführt.“

STADTBLATT: Welche fachlichen Inhalte wurden in Ihrer Ausbildung vermittelt?
MARTIN MANZL: „Rechtliche Hintergründe, Langzeitpflege, biographisches Arbeiten, Angehörigenbetreuung, Projektentwicklung – im Bereich Pflege kommen ja neue Themen auf uns zu. Zum Beispiel wie man den Heimeintritt möglichst angenehm gestalten kann – dazu haben wir Konzepte entwickelt, nur können wir sie nicht umsetzen.“

STADTBLATT: Weil Ihr Wissen in der Praxis nicht gefragt ist?
MARTIN MANZL: „Gefragt wäre es schon, denn in der Altenpflege gibt es ja neben der medizinischen Komponente – die natürlich medizinischen Fachkräften obliegt – auch die spezifisch auf die Bedürfnisse von alten Menschen ausgerichtete soziale Komponente. Wir haben diese Spezialausbildung, aber das Makabre daran ist: Uns gibt es, aber wir werden nicht wahrgenommen.“
STADTBLATT: Was heißt das für Sie persönlich?
MARTIN MANZL: „Ganz abgesehen davon, dass Altenheimbewohnern da ein wesentlicher Teil ihrer Betreuung vorenthalten wird – nämlich die soziale Betreuung – muss ich mich fragen: Wozu mache ich eine Ausbildung nach der anderen, wenn sich für mich dadurch nichts ändert? Und dabei geht es mir nicht vorrangig um eine bessere Bezahlung. Ich bin seit 22 Jahren in der Altenpflege und ich wusste schon damals, dass man sich hier keine goldene Nase verdient. Aber ich will meine Fähigkeiten einsetzen können und für meine Weiterbildung anerkannt werden. Hier wäre ehrlich gesagt die Politik gefragt!“

STADTBLATT: Stoßen Sie an eine gläserne Decke in Ihrem Beruf?
MARTIN MANZL: „Ja genau. Ich mache eine Ausbildung nach der anderen, habe ein Diplom.Aber: An eine leitende Position in der Altenpflege ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu denken, weil eben die Politik, die Träger und Organisationen im Pflegebereich erst umdenken müssen. Umgekehrt kann eine medizinische Diplomkraft, egal in welchem Fachbereich diese tätig ist oder war, sich jederzeit um eine Führungsposition in einem Seniorenheim bewerben, auch wenn er oder sie von der Altenbetreuung genausowenig weiß wie ich z.B. von chirurgischer Pflege.Und seien wir uns ehrlich:Führungspositionen in Seniorenwohnheimen können auch oder würden auch mit diplomierten Sozialbetreuern zu besetzen sein – man hätte ja genauso ein medizinisches Team im Haus wie es jetzt auch der Fall ist. “

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