Ausstellung: TOMASZ BIELAK - SOMETHING
Dauer der Ausstellung bis Mittwoch, den 31. Mai 2017
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 17.00-19.00 Uhr, Samstag nach tel. Vereinbarung
In ihrer aktuellen Ausstellung zeigt die Galerie Sandhofer diesmal Werke von TOMASZ BIELAK mit dem Titel "SOMETHING".
Tomasz Bielak, geboren 1967, diplomierte 1994 an der Akademie der Schönen Künste in Danzig an der Fakultät für Malerei und Grafik. Außer Malerei realisierte er Installationen, Grafiken für die Presse, großformatige Wandgemälde (Murals) und Skulpturen. In all diesen Disziplinen ist für ihn neben der Technik die Botschaft des Werkes das Wichtigste, das darin enthaltene Kommunikat.
Ihm zufolge ist „Kunst“ eine der vielen Sprachen (vielleicht um einiges anspruchsvoller als andere), mit welcher die Menschheit gelernt hat, einen Diskurs auf einer anderen Ebene zu führen als nur verbal. Sein Credo ist: „ Wenn Du nichts zu sagen hast - schweige (kreiere nicht)“. Den rein ästhetischen Charakter der Kunst lehnt er ab, und sie selbst, seine individuelle Entwicklung und sein Engagement im kulturellen und sozialen Leben versteht er als eine Einheit. Jetzt nach 20 Jahren in Danzig wohnt und arbeitet er in seiner Geburtsstadt Lublin.
Tomasz Bielak verbindet auf wunderbare Weise die Fähigkeiten der traditionellen realistischen Malerei mit einer modernen, konzeptuellen Herangehensweise an die Kunst. In den beiden Zyklen "Etwas" und "Affen" erscheinen auf den Bildern realistische Gestalten und Gegenstände, oft fragmentarisch, auf einem abstrakten oder semi-abstrakten Hintergrund. Das erlaubt dem Künstler, die visuell attraktive und moderne Form zu behalten und zugleich einen ästhetischen Reichtum und überraschende Bedeutung anzubieten.
Im Zyklus "Etwas – Something" greift Bielak auf beliebte Bilder zurück und verwandelt sie in Poesie des Alltags. Einzelne durch den TV-Bildschirm gefilterte Figuren oder Objekte aus Filmen und der Alltagsrealität, welche ein Teil unserer Erfahrung sind, hat der Künstler in einem zeitlosen Raum eines neutralen Hintergrundes platziert. Dank dieses Griffes gewinnen sie und verlieren zugleich an Realität. Diese Mischung aus Realismus und Abstraktion schafft eine poetische Distanz, einen künstlichen Zustand der Existenz, die diese emblematischen Objekte beherbergt. Diese Bilder lassen einen nicht gleichgültig. Unvorstellbare Weite und Leere des Raumes, die in dem Bild "A hundred moments of loneliness" eine Metapher für die abgründige menschliche Einsamkeit ist, ein U-Boot, das die Tiefen des abstrakten Ozeans durchquert oder ein Bagger in den Nebeln einer halbtraumhaften Wirklichkeit eingetaucht – es sind suggestive Bilder, emotional bewegend und visuell einnehmend. Andere, wie der zum Leben erwachende Frankenstein in "The first ray of sun" erinnern an Prominente der popartigen Bilder Andy Warhols und verwandeln sich in emblematische Symbole unserer Zeit. Auf der anderen Seite offenbart Micky Maus den charakteristischen Sinn für Humor in Bielaks Kunst und das Spiel mit Paradoxien: Die lächelnde Totenmaske des unsterblichen Helden eines Cartoons.
Dieses Paradoxon des Seins ist das Codewort des Zyklus "Affen". Bielak liebt es, Schimpansen und Gorillas zu malen und zeigt sie in der Konvention des Porträts, das traditionell den Menschen vorbehalten war. Auch wenn die auf Vorkriegs-Fotografien basierenden Zirkus-Schimpansen und Affen hier nicht zum Spaß sind. Dies ist eine ernste Malerei, die uns zu der Frage bringt: Wer sind wir eigentlich? Die Bilder mit den Affen stellen einen Spiegel vor uns, in ihm können wir uns aus einer posthumanistischen Perspektive betrachten. Als stolze Menschen haben wir uns über die Natur und andere Lebensformen gestellt, einschließlich unserer nächsten evolutionären Vorfahren und Verwandten. Allerdings stellt die irreversible Zerstörung der Umwelt, die wir verursacht haben, den Wert unserer Außergewöhnlichkeit als Spezies in Frage. Haben wir uns wirklich so weit entwickelt? Das Spiegelbild Bielaks ist krumm und gibt unklare Antworten. Der Affe in T-Shirt mit brennender Zigarette sieht aus wie ein Mensch, aber nicht dank der oberflächlichen Requisiten. Seine Menschlichkeit befindet sich in seinem reflektierten Blick und einem Lächeln der Selbstzufriedenheit. Der Affe mit Palette kann wohl als eine Art künstlerisches Manifest betrachtet werden.
Indem er dem Schimpansen Malerattribute wie Pinsel und Palette in die Hand drückte, gab Bielak in gewissem Sinne seine eigenen künstlerischen und menschlichen Privilegien auf. Aber seine Metaphern sind selten buchstäblich und eindeutig. Ist der Affe ein Maler oder der Maler ein Affe? Der in einem festlichen Anzug gekleidete Schimpanse gibt entweder vor, ein Maler zu sein oder er äfft ihn nach, ein Maler jedoch ist er nicht, er wurde gemalt. Bielak liebt Rätsel, und seine Bilder werden nie langweilig. Dank dessen schaut man sie sich mit Vergnügen an.
Jacek Jaźwierski
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