"Armut teilen"
"Bewusstsein in der Gesellschaft ist gestiegen"
Teuerungen in vielen Lebensbereichen: Vor allem im Herbst und Winter steigen die Anfragen bei dem Projekt "Armut teilen".
SALZBURG. Hohe Mietpreise, Lebensmitteleinkauf oder Winterbekleidung für die Kinder – die Gründe, warum Menschen sich an das Projekt "Armut teilen" wenden, sind verschieden. Und doch verbindet alle Betroffenen die Tatsache, dass sie sich den Lebensunterhalt kaum oder nicht leisten können, wie Projektleiter Thomas Neureiter schildert.
Wohnkosten sind großes Thema bei "Armut teilen"
"Ein ganz großes Thema sind die Wohnkosten und natürlich die Teuerungen in nahezu allen Lebensbereichen. Ein kaputtes Bett, eine nicht funktionierende Waschmaschine, eine neue Brille oder die notwendige Winterkleidung für die Kinder bereiten den Menschen, die zu uns kommen, Kopfzerbrechen und Sorgen", so Neureiter.
"Armut teilen" ist ein Projekt der Erzdiözese Salzburg, erst kürzlich fand der sogenannte "Umverteilungstag" in sechs Stadtpfarren statt, bei dem insgesamt eine Spendensumme von 64.000 Euro an gut 280 Haushalte in Salzburg umverteilt wurde.
"Das ist für uns eine Rekordspendensumme und wir konnten so die finanziellen Sorgen von Betroffenen etwas entschärfen"
, sagt Neureiter.
Bewusstsein in der Gesellschaft ist gestiegen
Die Anzahl der Spender sei gestiegen, zudem hätten einzelne Privatpersonen heuer mit größeren Beträgen unterstützt. "Wir hören von unseren Spenderinnen und Spendern immer wieder Sätze wie ‚Mir selbst geht es gut, ich habe die Möglichkeit, etwas zu geben’. Das Bewusstsein, dass eben auch in Salzburg viele Menschen zu kämpfen haben und sich das Leben nicht mehr leisten können, ist gestiegen. Da hat sich schon auch das Bild von Armut in der Gesellschaft gewandelt. Die Teuerungen betreffen breitere Teile der Bevölkerung, das sensibilisiert und rückt das Thema mehr in den Fokus", schildert Neureiter.
Jährlicher Anstieg bei Anfragen
Dennoch spüre man, dass der Schritt, um Hilfe anzusuchen, bei vielen Menschen nach wie vor mit Scham behaftet ist, wie auch Susanne Filz, die derzeit in der Erzdiözese Salzburg beim Projekt "Armut teilen" ihr Praktikum absolviert, weiß.
"Vor allem bei unseren Neu-Kontakten merken wir das. Da sind Aussagen wie ‚Ich schäme mich’ und ‚Ich hätte nie gedacht, dass ich in so eine Situation kommen würde’ keine Seltenheit und es bedeutet für viele eine große Überwindung, hierherzukommen"
, betonen Filz und Neureiter.
Bei "Armut teilen" verzeichnet man seit der Corona-Pandemie jährlich einen Anstieg bei den Anfragen nach Unterstützung, gerade Herbst und Winter seien die stärksten Monate. "Vor der Pandemie hatten wir in der Pfarre Mülln 20 bis 25 Anfragen pro Woche. Jetzt stehen wir bei 45 bis 50 Anfragen wöchentlich. Die größte Gruppe ist die der Alleinerziehenden, da bleibt nach Abzug der Fixkosten einfach zu wenig über, um über die Runden zu kommen. Auch viele Mindestpensionisten wenden sich an uns und Menschen, die durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen werden. Da kommen dann oft auch psychische Erkrankungen hinzu", sagt Neureiter.
Geholfen wird möglichst unbürokratisch und rasch. Die bevorstehende Weihnachtszeit erzeuge bei vielen einen zusätzlichen Druck, etwa, wenn das Geld für ein Geschenk für die Kinder nicht ausreicht. "Wir machen daher auch unsere ‚Weihnachtsaktion’, bei der Kinder einen Wunschzettel ausfüllen können. Menschen, die unterstützen möchten, können dann dieses Geschenk auf dem Wunschzettel kaufen und so diesen Wunsch erfüllen", erklärt Neureiter.
Einen weiteren Bericht aus der Stadt Salzburg findet ihr hier:
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