Pfarrer singt seit 8. Lebensjahr
"Das Sternsingen ist oft eine Gaudi"
Der Salzburger Pfarrer Johann Schwaighofer kennt sich mit dem Sternsingen aus: Seit seinem achten Lebensjahr ist er im Einsatz.
SALZBURG. Müsste sich Pfarrer Johann Schwaighofer als Sternsinger bewerben, hätte er mit seiner "Arbeitserfahrung" wohl beste Chancen, den Job zu bekommen: Seit seinem achten Lebensjahr ist er als Dreikönigssänger im Einsatz. Das Sternsingen mache ihm einfach Spaß.
Sternsingen "anerkannt"
Heute begleitetet Schwaighofer nicht nur die jungen Sternsinger im Volksschulalter, sondern ist auch selbst Teil einer Erwachsenen-Sternsingergruppe. "Wir haben sogar eigene Erwachsenen-Kronen bestellt", berichtet Schwaighofer stolz. Von Schwaighofers erstem "Auftritt" als Sternsinger vor den Haustüren seines Tiroler Heimatorts als 7-Jähriger bis heute habe sich viel getan. Damals sei die Sternsingeraktion noch nicht flächendeckend organisiert gewesen. Begleitpersonen waren nicht üblich, die Runde war laut Schwaighofer "zusammengewürfelt". "Es gab leichte Zankereien, wer was tun durfte", blickt Schwaighofer schmunzelnd zurück.
"Auch Menschen, die sonst mit der Kirche nicht so viel am Hut haben, geht das Herz auf, wenn Kinder vor ihrer Haustür singen."
- Johann Schwaighofer
Die Leidenschaft für das Sternsingen verflog auch in Schwaighofers Studienzeit nicht: Seit dem 20. Lebensjahr begleitet er die heiligen drei Könige. Im Gegensatz zu Ministranten seien Sternsinger heute wie früher nicht schwer zu finden. Mit der Volksschule in der Nähe der Itzlinger Pfarre herrsche ein gutes Einvernehmen. Sternsinger seien allgemein sehr anerkannt.
"Viele Eltern sagen, dass ihre Kinder mitgehen dürfen", freut sich Schwaighofer. Auch in der Covid-Zeit zogen die Sternsinger laut Schwaighofer von Haus zu Haus. Heute sei die Sternsingeraktion deutlich professioneller als noch in seiner Kindheit. Zum 59. Mal findet das Projekt dieses Jahr in Salzburg statt. Rund 8.000 Kinder und Jugendliche und 2.000 Begleitpersonen sind dieses Jahr in der Erzdiözese Salzburg für die humanitäre Sache unterwegs.
Lachender Flächenbrand
Das Schöne am Sternsingen ist für Schwaighofer, dass man dadurch als Pfarre bei den Menschen präsent sein kann. Statt dass die Menschen in die Kirchen kommen müssen, kommt die Kirche zu den Haustüren der Menschen. Er schätzt das Soziale, dass man Spenden für die gute Sache sammelt, und auch das Gemeinschaftserlebnis. Aber vor allem sei das Sternsingen "oft eine Gaudi", sagt der Pfarrer. Manchmal sei der Gesichtsausdruck der Hausbewohner, wenn sie die Türe aufmachen, so überrascht, dass alle Kinder gleichzeitig anfangen lauthals zu lachen.
"Das Lachen geht wie so ein Flächenbrand von Kind zu Kind. Da kommen wir oft nicht mehr zum Singen", erzählt der Pfarrer vergnügt. Die freiwillige Begleiterin Eva Michel schätzt das jährliche Ritual. Mit den Kindern zu rätseln, wer wie viel spendet, und wo es wohl dieses Jahr etwas zum Naschen gibt, bereitet ihr Freude. "Man hat das Gefühl, die Leute warten schon richtig auf einen", sagt sie.
Kirche als "rotes Tuch"
Negative Erfahrungen machen die beiden Begleiter nur selten. Der Großteil der Menschen freue sich, wenn die Sternsinger vor der Tür stehen. "Leute, die früher die Tür nicht aufgemacht haben, gibt es heute auch wieder", sagt Michel. Manchmal sehe man Licht brennen, der Vorhang geht auf, aber die Tür wird trotzdem nicht geöffnet.
"Es gibt halt Leute, die keinen Bezug zur Kirche oder zur Aktion haben", zeigt sich Schwaighofer verständnisvoll. Das ein oder andere Mal sei es schon vorgekommen, dass Salzburger die Türe öffneten und die Sternsinger beschimpften. "Für manche Menschen ist Kirche ein rotes Tuch", erklärt sich Schwaighofer das Verhalten.
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