Nicole Baïer
"Es gibt in meinem Leben Gletscher, die es nicht mehr gibt"

Baïer wohnt seit 1994 in Salzburg und wurde schon als Kind von ihrem Vater in die Berge mitgenommen. Zehn Jahre lange arbeitete sie an ihrem Film "Nichts ist ewig. Requiem für einen Gletscher", der die Gletscherschmelze behandelt. | Foto: Baïer
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  • Baïer wohnt seit 1994 in Salzburg und wurde schon als Kind von ihrem Vater in die Berge mitgenommen. Zehn Jahre lange arbeitete sie an ihrem Film "Nichts ist ewig. Requiem für einen Gletscher", der die Gletscherschmelze behandelt.
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Das "Bergfilmfestival Abenteuer Berg - Abenteuer Film" zeigt am 18. November 2022 um 19:30 Uhr den Film "Nichts ist ewig. Requiem für einen Gletscher". Die RegionalMedien Salzburg sprachen mit der Filmemacherin Nicole Baïer, die zehn Jahre in den Film investierte und damit das Gletscherschmelzen festhielt.

SALZBURG. Die in Basel geborene und aufgewachsene Filmemacherin Nicole Baïer* stellt heute Abend im Rahmen des Bergfilmfestivals ihren neuesten Dokumentarfilm vor.

Die Filmemacherin erinnert sich an früher: "Auf Routen, wo ich noch über das Eis steigen musste, heute nur noch Fels begangen wird." | Foto: Baïer
  • Die Filmemacherin erinnert sich an früher: "Auf Routen, wo ich noch über das Eis steigen musste, heute nur noch Fels begangen wird."
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Der Film "Nichts ist ewig. Requiem für einen Gletscher" handelt von dem Klimawandel und die Auswirkungen auf die hiesige Bergwelt. 

"Von den grünen Matten im Tal aus über die Almen und in den grauen Felsen, über Firnfelder und Gletscher, und damals auch noch senkrecht kletternd zum Gipfel, um den Himmel zu berühren - das ist mir eine Leidenschaft geworden. Die hohen Gipfel wurden Ziele, und die Gletscher waren Herausforderung auf dem Weg zum Gipfel. Ob mit Ski oder mit Steigeisen."

"Dass der Gletscher schmilzt, wird einem bewusst, wenn man in den Bergen herumsteigt", sagt Baïer.

An ihrer Wahlheimat Salzburg/Österreich schätzt die Filmemacherin Nicole Baïer die Nähe zur Natur und den Bergen und dass die Flüsse und Seen immer einen Katzensprung entfernt liegen.  | Foto: Baïer
  • An ihrer Wahlheimat Salzburg/Österreich schätzt die Filmemacherin Nicole Baïer die Nähe zur Natur und den Bergen und dass die Flüsse und Seen immer einen Katzensprung entfernt liegen.
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Sie erklärt, dass aus den Rinnen an den Gletscheroberflächen tiefe Canyons wurden und bedauert: "Es gibt in meinem kurzen Leben Gletscher, die es schon nicht mehr gibt. Das festzuhalten, diesen Wandel zu zeigen, das war dann der Auslöser für den Film." 

Über zehn Jahre lang einen Film gedreht

"Ich habe bestimmt 15 Kilo über diese Gletscher getragen", gibt die Filmemacherin lachend über die Arbeit am Film zu. Doch die Gletscher zeigten der Frau auch, wie "klein" ein Menschenleben ist. "Wie ich das erste Mal an diesem Gletscherseeufer stand, der in seinem riesigen Felsbecken so deutlich macht, wie hoch der Gletscher dort war, als ich geboren bin, da spürte ich es so richtig, wie sich "Zeit" anfühlt. Dokumentarfilm hat ja auch was mit der Vergänglichkeit zu tun, dem Aufzeigen, wie sich Dinge verändern."

Die RegionalMedien Salzburg fragten nach

Nicole, welche Botschaft möchtest du mit deinem Film vermitteln? Warum sollte man sich deinen Film ansehen?
"Es gibt viele Menschen, die nie in die Berge kommen, die keine Beziehung zu Felsen, Gletschern, reißenden Bächen haben. Und für diese Menschen sind Worte wie Gletscherrückgang und Klimawandel nicht verbunden mit Bildern. Es sind aber die Berge vor unserer Haustür gemeint, wenn vom Gletscherrückgang gesprochen wird. Diese Bilder wollte ich zu den Menschen bringen, zeigen, dass Gletscherrückgang nichts Exotisches ist. Dass es was mit uns zu tun hat."

Der Klimawandel vor der Haustür. Die Gletscher schwinden.  | Foto: Baïer
  • Der Klimawandel vor der Haustür. Die Gletscher schwinden.
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Was brachte dich auf die Idee, einen Film über einen Gletscher zu machen?
"Seit meiner Kindheit ist die Anstrengung, einen Berg zu besteigen, mit guten Gefühlen verbunden. Jetzt bin ich schon über 40 Jahre in den hohen Bergen unterwegs. Und dabei erlebe ich, wie sich die Berge, von denen so eine Stabilität ausging, die so groß und mächtig und unverrückbar da standen, verändert haben."

Du hast für den Film zehn Jahre investiert, wie kam es dazu? Bzw. warum nicht fünf Jahre oder gar zwanzig?
"Ungefähr 16 Jahre oder 17 Jahre ist es her, dass ich das erste Mal auf den Venediger gestiegen bin. Damals wurde auf der Kürsingerhütte gerade erzählt, dass am See unten Felsen abgebrochen seien und Menschen verunfallt seien. Der Gletscher war weggeschmolzen, ein See entstanden und der Weg war damit weg. Im Jahr darauf hat mich spätabends eine liebe Freundin angerufen, dass Heinz Slupetzky jemanden sucht, der den Bau eines neuen Steigs zur Kürsingerhütte dokumentiert. Genau an dieser Stelle.

Neben dem Gletscher im Film geht es auch um Gletscherforscher Heinz Slupetzky, über den die Filmemacherin sagt: "Ich durfte so diesen wunderbaren Menschen und Forscher kennenlernen." | Foto: Baïer
  • Neben dem Gletscher im Film geht es auch um Gletscherforscher Heinz Slupetzky, über den die Filmemacherin sagt: "Ich durfte so diesen wunderbaren Menschen und Forscher kennenlernen."
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Heinz's Anliegen, die Forschungen und Messungen an den Gletschern zu dokumentieren, hat dann zur Idee geführt, den Gletscher selbst zu dokumentieren."

Welche Momente haben dich vor Probleme gestellt, welche Momente haben dich berührt?
"Das Filmequipment musste zu den Gletschern geschleppt werden. Aber auch unser Equipment hat sich verändert. Anfangs haben mich zwei Assistenten begleitet, weil die Betacam Kamera schwer und groß war, und auch das Stativ schwer und groß war. Dazu das Tonequipment ...  

Wenn die Bilder gut werden, die Ausbeute eines Tages gutes Material für den Film brachte, ist die Filmemacherin glücklich. | Foto: sm
  • Wenn die Bilder gut werden, die Ausbeute eines Tages gutes Material für den Film brachte, ist die Filmemacherin glücklich.
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"Berührend war es, mit einem 90-jährigen Bergführer zu reden, und er erzählte, wie er als 9-jähriger Bub noch über den Gletscher gestiegen ist. Dort, wo ich nur Felsstufen kenne. Das berührte mich sehr. Das macht die Mächtigkeit der Natur so spürbar."

Nochmal, zehn Jahre Arbeit, wow - wie bleibt man über Jahre hinweg am Ball?
"Den Film vor Augen, mit Leidenschaft, die ja immer persönlich ist, manches Mal leiden, und all die guten Momente feiern."

*Baïer arbeitet international als Filmemacherin und Dokumentaristin, von Musik- und Tanzvideos bis hin zu inter-medialen und experimentellen Szenographie, Performance, Videoinstallation. Als Kunst- und Kulturvermittlerin entwickelt und realisiert sie künstlerische Medienprojekte mit Video für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Seit 2010 verstärkt für junge Flüchtlinge. Seit 2010 ist sie stellvertretende Vorstandsvorsitzende und seit 2022 Vorsitzende im Studio West.Independent Film Salzburg.

Warst du schon einmal auf einem Gletscher?

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