Frühstück im Dunkeln
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Salzburg zeigt, wie das alltägliche Leben zum Problem wird.
SALZBURG (pl.) Der Blinden- und Sehbehindertenverband Salzburg (BSVS) lud das Stadtblatt im Zuge des "Tags des Weißen Stockes" mit einem Frühstück im Dunkeln zu einem Selbsttest ein.
Langsam herantasten
Vorsichtig und mit beiden Händen nimmt man das nach frisch gebrühtem Kaffee riechende Objekt und versucht sich etwas in eine Tasse einzuschenken. Zumindest hat es die Form einer Tasse. Nach einem herzhaften Biss in die Semmel schmeckt Nutella plötzlich nach Marmelade und eigentlich hat man ein Kuchenstück in der Hand. Das Frühstück mit einem Schluck aus dem Wasserglas beenden, aber wo stand das nochmal gleich? Im Alltag eines Blinden oder Sehbehinderten werden einfache Dinge wie Frühstücken schnell zur wilden Expedition ins Ungewisse.
Wo Barrierefreiheit anfängt
"Viele öffentliche Gebäude sind mittlerweile barrierefrei, allerdings hauptsächlich für Rollstuhlfahrer. Blinde und Sehbehinderte werden oft vergessen", erläutert Josef Schinwald, Obmann des BSVS. "Auch die sehende Bevölkerung muss über die Bedürfnisse der Menschen mit Sehbehinderung aufgeklärt werden. Viele wissen zum Beispiel nicht. wofür die Wegeleit-Rillen im Boden gut sind und halten sie für Zierde oder Stabilisatoren für den Boden. Wegen Unwissenheit werden sie dann oft durch Plakatständer verstellt." Barrierefreiheit für Sehbehinderte beginnt laut Josef Schinwald aber schon im Internet: "Mit verschiedenen Hilfsmitteln können auch Menschen mit wenig bis keinem Sehvermögen einen Computer normal bedienen. Das Internet ist eine wichtige Informationsquelle. Hier müssen Webdesigner von ihrem hohen Ross herunter und Webseiten richtig barrierefrei programmieren".
Der weiße Stock
Weltweit nutzen Blinden- und Sehbehindertenverbände den "Tag des Weißen Stockes" am 15. Oktober für zahlreiche Initiativen, um über die verschiedenen Bedürfnisse und Möglichkeiten blinder und sehbehinderter Menschen aufzuklären. In Österreich leben zur Zeit etwa 318.000 blinde und sehbehinderte Menschen.
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