Holzfiguren
Magie des Puppenspiels im Salzburger Marionettentheater
Das Salzburger Marionettentheater feiert heuer den 111. Geburtstag. Dazu wird ein kleines Festival veranstaltet und das Stück "Romeo und Julia" gezeigt.
SALZBURG. Wie eine kleine Schatzkammer präsentiert sich der Fundus an Marionetten am Salzburger Marionettentheater und entsprechend behutsam wird mit den zarten Holzpuppen umgegangen.
Rund 600 "aktive" Marionetten im Fundus
Knapp 600 "aktive" Marionetten finden sich hier, darüber hinaus gibt es im Depot noch 1.500 Puppen, mit denen aber derzeit nicht gespielt wird, erklärt Philippe Brunner, der Künstlerische Direktor des Marionettentheaters, während er die in feinen Stoff gehüllte "Königin der Nacht" aus dem Stück "Die Zauberflöte" in die Hand nimmt. Es sei der Zauber, die Magie und die Illusion, die den gebürtigen Berliner seit Kindheit an an das Puppenspiel "fesseln".
Entfacht wurde diese Leidenschaft in Salzburg.
"Wir sind, als ich Kind war, oft im Urlaub nach Salzburg gereist, da habe ich die Aufführungen im Marionettentheater gesehen. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, ich will Puppenspieler werden"
, so Brunner, der seit 21 Jahren nun in Salzburg tätig ist.
Ensembles aus vielen Ländern zu Gast
Und in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiern darf. "Wir begehen das 111-jährige Bestehen, 1913 wurde das Marionettentheater von Anton Aicher gegründet. Das wollen wir mit einem kleinen Festival im Oktober feiern. Dafür starten ab Ostern die Probenarbeiten für William Shakespeares ‚Romeo und Julia’. In den Werkstätten entstehen gerade 19 Marionetten, die für dieses Stück angefertigt werden. Zudem werden Ensembles aus anderen Ländern, darunter Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland, gastieren, die ebenfalls mit der Königsdisziplin des Puppenspiels, der ‚Fadenmarionette’ arbeiten", erklärt Brunner.
Handwerk und Kunst vereint
Ihn fasziniere es, wie beim Puppenspiel verschiedene Bereiche miteinander verschmelzen.
"Zum einen das Handwerk in so vielfältiger Form, vom Bildhauer, Maler und Schneider bis zum Kostümbildner. Alle unsere Puppenspieler sind in einem Handwerk ausgebildet, erst dann wird ihnen das Puppenspiel als solches beigebracht. Rund sechs bis acht Jahre braucht es, bis man das Marionettenspiel erlernt und die filigranen Fertigkeiten wirklich im Blut hat. Das Puppenspiel braucht Menschen, die sich dafür hingeben, die es als Berufung sehen. So eine Theaterform kann schnell zerstört werden, wenn man es nicht mit Hingabe ausfüllt und nicht behutsam damit umgeht. Unser Anspruch ist, die Puppen so zu bewegen, dass die Illusion entsteht, dass es echte Menschen sind. Möglich ist das durch ein spezielles Spielkreuz, das Anton Aicher entwickelt hat und das es ermöglicht, die Bewegungsabläufe in einer derartigen Weichheit zu kreieren", schildert Brunner.
Marionetten aus Zirben- oder Lindenholz
Gefertigt werden die Puppen aus Zirben- oder Lindenholz.
"Das Material Holz hat etwas Lebendiges, man sieht teilweise die Maserungen im Holz. Die Zirbe eignet sich gut, weil sie recht weich zum Schnitzen ist. Für die Hände und Finger wird gerne Linde verwendet, da sie nicht so leicht bricht. Nachdem die Körper fertig sind, werden die Puppen in der Schneiderei kostümiert"
, so der Puppenspieler.
Ob er eine "Lieblingsmarionette" hat? "Eigentlich wächst einem jede Figur ans Herz, aber ganz besonders gern spiele ich den ‚Tamino’ aus der ‚Zauberflöte’, da kann man eine enorme Vielzahl an Ausdruck und Gefühlswelten zeigen."
Welt der Illusion, Magie und des Zaubers
Dass gerade in unserer schnelllebigen und vielfach digitalen Zeit das Marionettentheater und Theater generell "essenziell ist", davon ist Brunner überzeugt. "Phantasie ist eine Notwendigkeit in unserer Welt. Sobald die Marionetten die Bühne betreten, taucht das Publikum in eine Welt voller Illusion, Zauber und Magie ein. Das Staunen und das Verwundert-Sein in sich zu zu spüren ist etwas, das wir alle gut gebrauchen können, um der Hektik und dem Lärm zu entfliehen", betont Brunner.
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