Umbruch bei den Mönchen
"Mehrgenerationenhaushalt" im Kapuzinerkloster
Aus vier Mönchen, die im Salzburger Kapuzinerkloster leben, wurden 14 – so hat sich das Zusammenleben verändert.
SALZBURG. Eine Wohngemeinschaft einmal anders – im Salzburger Kapuzinerkloster wohnt derzeit der 23-jährige Theologie-Student auf gleichem Raum wie der 88-jährige erfahrene Mönch. Der Grund: Das Gebäude auf dem Kapuzinerberg bekommt eine neue Funktion, wird zum Ausbildungszentrum für Kapuzinermönche.
Auch bei Mönchen gibt es Konflikte
Der Konvent in Salzburg soll gestärkt werden, im Sommer wird auch das Gebäude modernisiert. Zu den vier Mönchen im Kloster, die bis Dezember noch alleine dort lebten, stießen in den letzten Monaten zehn weitere.
"Das Einfügen ist spannend, vor allem für die vier, die schon hier waren. Drei der Brüder sind über 80 Jahre alt. Auf einmal kommen zehn neue Mitbewohner mit viel neuem Schwung und Ideen. Ich glaube, dass es für die vier anstrengend ist, bin aber sehr berührt davon, wie sie das mittragen", erzählt Bruder Thomas Schied, der auch erst vor ein paar Wochen nach Salzburg übersiedelte.
Dieser Prozess im "Mehrgenerationenhaushalt" verlaufe – wie in jeder anderen Wohngemeinschaft auch – nicht gänzlich ohne Konflikte. Miteinander zu reden sei eine Notwendigkeit. "Was uns hilft, ist das gemeinsame Ziel. So unterschiedlich wir sind, uns verbindet, dass wir die Berufung gespürt haben, in diesen Orden einzutreten", sagt Schied.
Drei Knoten, drei Gelübde
Drei Knoten hat die Kordel, die um Schieds braune Kutte gebunden ist. Jeder Knoten steht bei den Kapuzinern für ein Ordensgelübde: "Bruder Thomas" versprach Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit, als er sich als Mönch auf die Suche nach Gott machte. Welches der Versprechen ihm besonders schwerfalle? Das kann Schied nicht beantworten. Manchmal sei das eine Versprechen herausfordernder, manchmal das andere. Das komme immer auf die Lebensphase an.
Nach einem Besuch in Assisi, dem Herkunftsort des Ordensgründers Franziskus, ließ den ehemaligen Krankenpfleger der Gedanke, Kapuzinermönch zu werden, nicht mehr los. "Als sich der 30. Geburtstag ankündigte, wusste ich, das muss ich noch probieren. Sonst ist es zu spät", blickt Schied zurück.
Er verschenkte all sein Hab und Gut und widmete sich nur mehr der Suche nach Gott. Für jeden ist dieser Weg aber nicht das Richtige, ist Schied überzeugt: "Es gibt die Idealvorstellung, im Kloster sei alles gut. Unsere Erfahrung ist: Wer draußen nicht zurechtkommt, kommt im Kloster auch nicht zurecht."
Die Räumlichkeiten des Salzburger Kloster teilt sich Schied nicht nur mit Mönchen – auch Menschen, die sich für ein spirituelles Leben interessieren, können im Kloster ein paar stille Tage einlegen. "Ich erlebe schon, dass sich Menschen sehr dafür interessieren. Interessant finde ich, dass – obwohl die Gesellschaft kirchenkritischer wird – die Zahl der Menschen, die bei uns andocken und anfragen, steigt", so der Kapuzinermönch.
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