Tourismus ist mehr als immer nur neue Nächtigungsrekorde
Mit der Diskussion darüber, wie gut sich kulturelles Erbe und regionaler Tourismus in Einklang bringen lassen, ging die Konferenz europäischer Städte und Regionen des IRE am Dienstag in Salzburg zu Ende.
"Wird das gebaut, was der Kunde erwartet oder das, was der kulturellen Identität der Region entspricht?" – Diese Frage stellte Eva Brucker, Fachbereichsleiterin Management, Innovation und Toursimus an der FH Salzburg bei einer Expertenrunde zum Thema Kulturelles Erbe und nachhaltiger Tourismus.
Nachhaltiger Tourismus sei zwar tendeziell, aber nicht zwingenderweise teurer als herkömmlicher Massentourismus. "Wenn ich das ganze aber mittel- bis langfristig anschaue, dann sieht das schon anders aus", so die Expertin. Und bei der Buchungsentscheidung gebe oft eben dann doch noch der Preis den Ausschlag. "Aus Befragungen wissen wir, dass etwa 80 Prozent der Touristen gerne nachhaltig reisen wollen, aber nur acht bis zehn Prozent buchen dann auch entsprechendes Angebot. Der Preis steht der Entscheidung für nachhaltigen Tourismus noch im Weg."
Wenn man langfristige Schäden, die durch nicht-nachhaltigen Tourismus entstehen, in die Kostenrechnung miteinbeziehen könnte, dann wäre das möglicherweise anders", warf IRE-Vorstand Franz Schausberger ein.
Derzeit wird der Erfolg von Tourismus in erster Linie über die Nächtigungszahlen gemessen – die freilich nichts über die Rendite oder auch den finanziellen Erfolg der Hotelbetriebe aussagen. Das soll sich nun ändern. Die Salzburger Land Tourismus-Gesellschaft und die FH Salzburg arbeiten an einem Projekt, in dem transparent drgestellt werden soll, was der Tourismus wirklich bringt. "Wir wollen weg von dem Massendenken in Nächtigungszahlen", erklärt Christopher Losmann von der SLT.
Während Regionen wie Salzburg, Venedig oder Dubrovnik vom Städtetourismus profitieren, gleichzeitig aber auch schon dem Massentourismus ausgesetzt ist, gebe es vor allem in südosteuropa noch leere, aber wunderschöne Städte und Landschaften, "die sich genauso die Aufmerksamkeit von Touristen verdient haben", ergänzte Schausberger. Die Vernetzung dieser Regionen untereinander etwa bei der Konferenz europäischer Städte und Regionen soll noch unbekannteren Regionen auf die Sprünge helfen, ihnen Chancen, aber auch gleichzeitig Gefahren aufzeigen. "Ihnen können wir noch rechtzeitig sagen, worauf sie aufpassen müssen", betonte Schausberger.
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