Einblick in die nachhaltige Wirtschaft
Biounternehmen abgeHAKT
Regional, nachhaltig und dennoch wirtschaftlich – lässt sich das wirklich vereinen? Sind Wirtschaftlichkeit und Regionalität nicht ein Widerspruch in sich? Und bedeutet regional immer auch gleich nachhaltig? Schmeckt Bio anders? All diese Fragen prasselten auf uns ein, als wir uns im Unterricht mit dem Biohof Achleitner und der Ölmühle Raab beschäftigten. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, statteten wir beiden Unternehmen einen Besuch ab.
von Manu Bhachoo und Jakob Luger
SALZBURG. Während des BPQM-Unterrichts beschäftigten sich die Schüler:innen der hak:zwei Salzburg, unter anderem wir, intensiv mit der Offenlegung der Wertschöpfungskette und der Geschlechtergleichheit in Unternehmen. Um diese Themen praxisnah kennenzulernen, planten wir ein Projekt, bei dem wir den Biohof Achleitner und die Ölmühle Raab besuchten und das Projekt umsetzten.
Biohof Achleitner
EFERDING. 1 ½ Stunden von der Stadt Salzburg entfernt befindet sich der Biohof Achleitner. Angefangen hat die Geschichte dieses Hofes schon vor sehr langer Zeit, als Ilse und Günter Achleitner den Bauernhof von Günters Eltern übernahmen, der zu dieser Zeit konventionell bewirtschaftet wurde. Im Jahr 1990, nach Gesprächen mit Günters Onkel, trafen sie eine Entscheidung, die den Biohof zu dem großen Lebenswerk machte, das er nun ist: Die Familie Achleitner stellte den Hof auf biologische Landwirtschaft um.
Biologische Landwirtschaft
Den großen Unterschied zwischen der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft machen vor allem die chemischen Pestizide und künstliche Düngemittel. Auf diese verzichtet man in der biologischen Landwirtschaft. Als Günter und Ilse damals sahen, wie kaputt der Boden durch die verschiedenen Pestizide war, waren sie schockiert. Nachdem sie ihr angeeignetes Wissen in die Praxis umgesetzt haben, konnten sie staunen: Der Humus im Boden hat sich nahezu verdoppelt. Diese Erfahrung führe zu einem neuen Pflanzenverständnis und „Tea Time“ findet im Achleitner Biohof eine neue Bedeutung: Hier kommt ein „Kompost-Tee“ zu den Pflanzen. Seit Anfang des Jahres wird der Familienbetrieb von Sohn Andreas geleitet, der die Überzeugung von 100 % Bio weiterträgt.
Die Biokiste, das Kulinarium, der Frischmarkt und der Großhandel
Die Vermarktung der Bio-Produkte des Biohofs Achleitner und seiner langjähren Partnerbetriebe erfolgt über vier verschiedene Vertriebswege.
Mit der Biokiste kann man sich Bio-Lebensmittel einfach und bequem nach Hause liefern lassen. An Verpackung wird hier gespart. Geliefert wird das Ganze durch kleine Autobusse, von denen manche schon elektrisch unterwegs sind und mit Sonnenstrom von der eigenen Photovoltaikanlage fahren.
Das Bio-Kulinarium ist das Reich von Tochter Birgit Achleitner – sie ist die Köchin unter den Achleitners. Vom Frühstück bis hin zum vegetarischen Mittagsbuffet: Bei diesem Speiseangebot wird jeder fündig.
Aus dem ehemals kleinen Hofladen, den Ilse Achleitner am Bauernhof betrieben hat, ist heute der Bio-Frischmarkt in Eferding geworden. Der Bio-Supermarkt bietet neben Obst und Gemüse aus der eigenen Landwirtschaft mehr als 6.000 Bio-Produkte von regionalen und überregionalen Partnerbetrieben.
Der Großhandel beschäftigt sich damit, die Produkte, vor allem Obst und Gemüse, von anderen Biobäuer:innen zu beziehen und auch weiterzuverkaufen. Hierfür ist Tochter Eva Achleitner zuständig. Besuche bei den Zulieferbetrieben, um zu kontrollieren, ob diese den Ansprüchen nach handeln, stehen hier oft an der Tagesordnung.
Ölmühle Raab
FRAHAM. Einige Meter neben dem Achleitner-Kulinarium befindet sich die Ölmühle Raab – ein nationaler Zulieferer von Achleitner. Klein, aber fein beschreiben die Ölmühle wohl am besten. Neben ihren selbstgemachten Ölen verkauft Familie Raab dort auch eine kleine Kosmektiklinie und Essig. Diese kann man im Großhandel, Webshop oder direkt vor Ort erwerben. Worauf die Ölmühle wert legt? Das ist ganz klar: möglichst gut und umweltschonend die Ressourcen zu nutzen und biologisch zu wirtschaften. Wir statteten dem Lager und der Abfüllstation einen Besuch ab. Die Ölmühle setzt viele umweltfreundliche Maßnahmen um, wie z.B. die Verwendung von eckigen Flaschen, damit der Transportraum gut genutzt werden kann und so viel vom Produkt wie möglich in die Flaschen abgefüllt wird. 5.000 Stück werden davon wöchentlich verschickt.
Geschichte
Schon länger war es ein Ziel, Pflanzenöle herzustellen. Als zur selben Zeit auch die Familie Achleitner hier ihren Standort erweiterte, kamen die beiden Familien ins Gespräch. Und schließlich fanden sie sich in der Ölproduktion wieder. Nun erzeugen und verkaufen Pflanzenöle, hergestellt aus Ölsamen und Nüssen. Nach Investitionen in die gesamte Ölproduktion und einigen Rückschlägen wurde die Ölmühle nun das, was sie jetzt ist.
Verkauft werden die Produkte vor Ort, im Webshop oder im Großhandel – am umsatzstärksten ist hier vor allem letzterer.
Die Zeit, in der der Webshop nahezu aus allen Nähten geplatzt ist, war, als der Ukraine-Krieg begann. Zu diesem Zeitpunkt haben derart viele Haushalte Öl und andere Produkte gehamstert, dass jede:r Kund:in im Webshop nach mehreren Flaschen gefragt hat. Hier musste das Unternehmen dann eine Grenze ziehen: Stammkunden gehen vor, und solange es sich ausgeht, wird der Rest beliefert.
Bioandalusi
MALAGA. Um mehr über die Zulieferbetriebe vom Biohof Achleitner zu erfahren, führten wir ein schriftliches Interview mit dem Bioandalusi Export SLU in Spanien. Dieser wurde 2011 von Eva Hentschel und Patricio Cruz Zurita gegründet. Gemeinsam beliefern sie nahezu die gesamte Produktpalette an spanischem Obst und Gemüse an den Biohof Achleitner. Der kleine Hof mit rund 14 Mitarbeiter:innen stellt faire Löhne sicher – hierfür hält man sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben und bei Überstunden wird das sofort ausgeglichen. Das einzige Problem, vor dem sie stehen, ist die Klimakrise. Die hohen Temperaturen und der trockene Boden macht ihnen stetig zu schaffen – das Landwirtschaftsleben wird schwieriger.
Der Biohof Achleitner, die Ölmühle Raab und Bioandalusi haben uns mit offenen Armen empfangen und haben uns durch ihre beispielhafte Umsetzung nachhaltiger Methoden verdeutlicht, dass ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können.
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