Handel
Klares Nein zur Corona-Sonntagsöffnung aus Salzburg
Weil während des zweiten Lockdowns die Geschäfte wieder pausieren müssen, fordert Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) als Kompensation längere Öffnungszeiten für den Handel sowie die Sonntagsöffnung vor Weihnachten. Eine klare Absage dafür kommt aus Salzburg.
SALZBURG. Die von Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer geforderte „Corona-Sonntagsöffnung“ als Kompensation für entgangene Umsätze im Handel ist für den Österreichische Gewerkschaftsbund in Salzburg ein absolutes No-Go: „Mit diesem inakzeptablen Vorstoß versucht der Wirtschaftskammer-Präsident über die Hintertür die Ruhezeiten der Beschäftigten im Handel auszuhebeln“, sagt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski.
„Den Handelsangestellten, in der überwiegenden Mehrheit sind es Frauen, wurde in den letzten Monaten Übermenschliches abverlangt – zuerst das Arbeiten unter unsicheren und gesundheitsgefährdenden Bedingungen und nun mit der Erschwernis, den ganzen Tag Maske tragen zu müssen. Selbst die bezahlte Maskenpause war bislang nicht möglich.“
ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski
"Corona ist nur ein Deckmantel"
Auch der Gewerkschaft sei die Stabilität der Wirtschaft wichtig, trotzdem dürfe es nicht sein, dass "unter dem Deckmantel von Corona der gesellschaftliche Konsens zur Sonntagsruhe in Frage gestellt wird“, so Proschofski.
Salzburger Handelsgewerkschaft GPA ist dagegen
Auch die Salzburger Handelsgewerkschaft GPA ist weiterhin für den freien Sonntag. Michael Huber, Geschäftsführer der GPA-djp Salzburg und Sprecher der Salzburger Sonntagsallianz: „Diverse Lobbyisten von Handelskonzernen versuchen seit Jahren, den Handelsangestellten ihren freien Sonntag zu nehmen. Jetzt wird also versucht, mit einer Gesundheitskrise Fakten zu schaffen."
"Sonntagsöffnungszeiten verschieben den Umsatz nur"
Das Argument, dass so verlorengegangene Umsätze wieder hereingeholt werden könnten, lässt Huber nicht gelten. Denn die Kauflust der Österreicher werde nicht durch zu kurze Öffnungszeiten gebremst, sondern aus Angst, sich anzustecken. Bei der Handelsgewerkschaft GPA ist man davon überzeugt, dass Sonntagsöffnungszeiten nur eine Verschiebung des Umsatzes bringen würde. "Die Illusion, dass durch den Sonntag Umsätze herbeigezaubert werden, ist falsch“, sagt Huber.
Eine Umfrage der GPA Salzburg habe gezeigt, "dass Sonntags- und Feiertagsarbeit von 98 Prozent der Handelsangestellten abgelehnt wird", sagt Huber.
Salzburgs ÖVP ist dagegen
Auch Salzburgs ÖVP-Klubobfrau Daniela Gutschi sieht die neuerlichen Vorstöße in Richtung Sonntagsöffnung für den Handel skeptisch: "Auf Initiative der Salzburger Volkspartei wurde schon vor Jahren die Wahrung der Sonn- und Feiertagsruhe in der Salzburger Landesverfassung – als erstes Bundesland in Österreich – initiiert. An diesem Bekenntnis für den Wert der Sonntagsruhe hat sich nichts geändert", so Gutschi.
"Das gefährde Arbeitsplätze in den Ortskernen"
Auch sie verstehe, wenn man sich Überlegungen macht, wie Besucherströme nach dem Lockdown entzerrt werden könnten. Eine generelle Sonntagsöffnung im Handel halte die ÖVP in Salzburg aber für den falschen Weg. "Zum einen ginge ein verkaufsoffener Sonntag zu Lasten der vielfach weiblichen Bediensteten, zum anderen würde eine Sonntagsöffnung kleinere und mittlere Geschäfte im Handel gegenüber ihren großen Mitkonkurrenten benachteiligen", so Gutschi. Kleinere Geschäfte hätten nicht dieselben Möglichkeiten wie große Einkaufszentren. Das gefährde Arbeitsplätze dort, wo sie dringend gebraucht werden, in den Ortskernen.
"Bediensteten im Handel brauchen am Sonntag Erholung"
Auch Salzburgs ÖAAB Landesobmann Karl Zallinger (Österreichischer Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund) kann der Forderung nach verkaufsoffenen Sonntagen im Advent wenig abgewinnen: „Die Bediensteten im Handel haben während der Pandemie mit verschärften Bedingungen zu kämpfen und brauchen die Erholung am Sonntag und zwar dringend.“
Personalkosten für kleine Betriebe nicht tragbar
Für den ÖAAB Obmann ist der Sonntag ein Familientag und soll der Erholung und dem Miteinander dienen. Ein weiteres Argument sind für Zallinger auch die Personalkosten, die insbesondere für kleinere Betriebe eine Belastung darstellen. „Damit hätten größere Betriebe auch einen viel größeren Wettbewerbsvorteil, da kleinere Betriebe ganz besonders unter der aktuellen Coronakrise leiden mussten und die anfallenden Kosten für Zuschläge nur schwer stemmen können. Das würde nur zu einer Umsatzverteilung zugunsten der großen Einkaufszentren führen."
>>HIER<< findest du mehr zum Thema Corona-Sonntagsöffnung.
Das könnte dich auch interessieren:
Nein, wir dürfen nicht zum Shoppen nach Bayern
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.