Umgehen mit dem Vergessen
Projekt erforscht die Belastungssituation pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz.
SALZBURG (ap). „Studien zeigen, dass 80 Prozent der Pflegebedürftigen den Wunsch äußern, trotz Pflegebedarf den Lebensabend zuhause zu verbringen", weiß der Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis, Jürgen Osterbrink. In Kooperation mit der Vorständin Maria Flamm vom Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin setzt er das Projekt „Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in Salzburg (PAiS)“ gerade um.
"Die eigenen Kräfte werden oft überschätzt"
Pflegende Angehörige werden, wie auch ambulant Pflegende und Hausärzte gebeten, an einer Fragebogenbefragung teilzunehmen. "Neben der vertrauten häuslichen Umgebung hat das vor allem mit der Angehörigenpflege zu tun. Denn eine Pflege, die im häuslichen Umfeld stattfindet und von Pflegenden Angehörigen erbracht wird, knüpft besonders gut an die individuellen Bedürfnisse der Menschen mit Demenz an", so Osterbrink, der erfahungsgemäß weiß, dass Angehörige dazu neigen, ihre eigenen Kräfte zu überschätzen und oft zu lange zögern, professionelle Unterstützung in der Pflege ihres Angehörigen hinzuzuziehen.
"Belastungen in der Pflege von Menschen mit Demenz"
Große Belastungen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz liegen häufig im Bereich von körperlichen, psychischen aber auch sozialen Beeinträchtigungen. "Neben den körperlichen Belastungen, die mit Pflegetätigkeiten wie Heben und Tragen einhergehen, wirken sich insbesondere die Symptome der Demenz oftmals auf die Gesundheit der Pflegenden Angehörigen aus. Zu beobachten sind hier eine höhere Anfälligkeit insbesondere für stressbedingte Erkrankungen, Schlafstörungen und Überlastungssymptome", erläutert Maria Flamm. Wobei die Pflege eines Angehörigen nicht nur negative gesundheitliche Auswirkungen hat. "Auch Sinnerfüllung und ein Gefühl der Bereicherung können mit der Pflegetätigkeit einhergehen“, ergänzt Flamm.
Optimierungspotenzial speziell am Land
Um die Versorgung der Menschen mit Demenz und die Unterstützung der Pflegenden Angehörigen weiter verbessern zu können, hat man sich im Februar 2016 mit dem Projekt auf den Weg gemacht. "Nach Optimierungspotentialen wollen wir hier insbesondere auch im ländlichen Raum Salzburgs suchen, wo die Wege weiter und die Infrastrukturen weniger ausgeprägt sind. Darüber werden wir in den nächsten Monaten regelmäßig berichten“, so Osterbrink. Weitere Infos und Anfragen zur Teilnahme an der Befragung unter e-mail: laura.wurm@pmu.ac.at, unter Telefon 0662/ 2420-80346 oder auf der Homepage unter hier.
Zur Sache:
Projektlaufzeit:
*) Februar 2016 bis Dezember 2017
*) Start Datenerhebung: November 2016
Fragestellungen:
*) Belastungssituation von Pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz?
*) Hilfs- und Unterstützungsangebote?
*) Herausforderungen in der professionellen
Versorgung?
Setting:
*) Häuslich-ambulanter Bereich
*) Ländlicher Raum Bundesland Salzburg
Zielgruppen:
*) Versorgungsdreieck: Pflegende Angehörige – ambulanter Pflegedienst – Allgemeinmediziner
Design und Methodik
*) Phase 1: Schriftliche Fragebogenbefragung von Pflegenden Angehörigen, ambulant Pflegenden und Allgemeinmedizinern
*) Phase 2: vertiefende qualitative Interviews mit Pflegenden Angehörigen sowie Fallbeschreibungen von Familien
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