Preisgekrönter Debütfilm eines Salzburgers über seine Kindheit im Drogenmilieu in den Kinos

Verena Altenberger und Jeremy Miliker als Mutter und Sohn in "Die beste aller Welten". | Foto: Ritzlfilm
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  • Verena Altenberger und Jeremy Miliker als Mutter und Sohn in "Die beste aller Welten".
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In "Die beste aller Welten" geht es um die Beziehung eines Buben zu seiner drogensüchtigen Mutter. Die Geschichte ist Ihre eigene Geschichte – warum war es Ihnen wichtig, sie zu einem Film zu machen?
ADRIAN GOIGINGER:
Weil ich denke, dass das Bild von Drogensüchtigen in unserer Gesellschaft sehr einseitig und mit Ekel, Abwehr und Unverständnis verbunden ist. Wenn man so wie ich bei drogensüchtigen Eltern aufwächst, heißt das nicht, dass man eine schreckliche Kindheit haben muss – ganz im Gegenteil, da waren sehr viele sehr schöne Momente dabei.

Sie waren 21, als Ihre Mutter vor fünf Jahren an einer Krebserkrankung starb. Sie haben den Film als "Liebeserklärung" an Ihre Mutter bezeichnet.

Mein Film ist eine Hommage an meine Mama, die jahrelang den Spagat zwischen Heroinsucht und Mutterrolle geschafft hat. Das war ein Kraftakt, eine Heldentat – und das ist es wert, erzählt zu werden. Vor allem nach ihrem Tod, das war 15 Jahre nachdem sie clean geworden war. Kurz danach habe ich begonnen, den Film zu planen.

Wenn wir von Kindern suchtkranker Eltern sprechen, dann meistens mit Mitleid. Ist das angebracht?
Man muss aufhören, Wohlstand oder Sucht als Parameter für eine schöne oder schlechte Kindheit zu betrachten. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit, sicher eine viel schönere als viele Kinder aus der Mittelschicht mit wohlhabenden Eltern, die keine Zeit hatten. Ja, meine Mutter hat mich im Kindergarten vergessen, aber sie hat andererseits auch fünf Stunden lang mit mir Abenteuer gespielt. Ich war überzeugt, die beste Mutter der Welt zu haben.

Wie haben Sie das Leben zwischen Fürsorglichkeit und Drogenrausch erlebt?

Heroinsucht kommt aus der Depression heraus, keiner nimmt diese Droge, weil sie schmeckt oder cool ist. Und meine Mutter kannte für diese Krankheit keine andere Lösung als Heroin zu nehmen. Damit hat sie ihre innere Leere bekämpft – und das macht ein normales Leben fast unmöglich. Andererseits hat sie aber auch eine unglaubliche Liebe für mich empfunden. Sie wollte immer die beste Mutter sein, war aber hin- und hergerissen und irgendwann schließen sich die Dinge dann aus.

Wenn Sie sich als Kind so etwas wie eine Hilfe von außen gewünscht hätten: Wie hätte die ausgesehen?
Nichts, was mich zeitlich oder örtlich von meiner Mutter getrennt hätte. Und auch keine finanzielle Hilfe für meine Mutter, denn das wäre alles in Drogen investiert worden. Am meisten hätte wahrscheinlich geholfen, wenn meine Mutter mehr unterstützt worden wäre.

Weil Sie es angesprochen haben: Ist jemals zur Debatte gestanden, dass Sie von Ihrer Mutter getrennt werden?

Bei uns sind schlimme Dinge passiert. In unserer Wohnung ist ein Drogendealer gestorben – und natürlich war die Polizei bei uns. Warum ich ihr nicht abgenommen wurde, weiß das Jugendamt – und dort habe ich für meinen Film recherchiert – heute selbst nicht mehr. Die Polizei hätte den Drogentoten bei uns in der Wohnung dem Jugendamt melden müssen, aber das ist irgendwie nicht passiert.

Ihre beiden Hauptprotagonisten sind Schauspielerin Verena Altenberger aus Schwarzach als die Mutter "Helga" und der bei den Dreharbeiten erst siebenjährige Jeremy Miliker aus St. Johann. Wie macht man aus einem siebenjährigen Kind einen Schauspieler?

Von mehr als 200 Kindern, die wir gecastet haben, konnte Jeremy etwas sehr viel besser als alle anderen: sich emotional in eine Situation hineinversetzen. Er hat eine unglaubliche Vorstellungskraft und Mut, Emotionen auch zuzulassen. Das ist etwas, das Schauspieler jahrelang in Schulen lernen. Jeremy hat ein sehr spezielles Talent.

Was dürfen die Zuschauer von dem Film erwarten? Unterhaltung, Moral oder ein Gesellschaftsdrama?
Da passt keine Schublade, der Film ist 100 Prozent authentisch, alle Figuren sind echt. Und der Film ist lebensbejahend, es ist ein Film voller Liebe, Humor und Hoffnung, weil die Liebe gesiegt hat.
Interview: St. Schenker

ÜBER DEN FILM
Adrian Goigingers Film "Die beste aller Zeiten" (103 Min.) wurde bei der Berlinale 2017 mit dem Kompass-Perspektive-Preis ausgezeichnet.
Drehbuch und Regie: Adrian Goiginger
mit: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Miko, Michael Pink u. a.
Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz
Schnitt: Ingrid Koller
Produzenten: Wolfgang Ritzberger (Ritzlfilm), Nils Dünker (Lailaps Pictures GmbH)
Verleih Österreich: Polyfilm Verleih

Am 8. September kommt er in die österreichischen Kinos – u. a. Das Kino und Cineplexx City Salzburg, Stadtkino Hallein, Dieselkino St. Johann/Pongau und Bruck/Glocknerstr.

TERMINE
1.9., 19.00 Uhr – ST. JOHANN i. P., Diesel-Kino – Pongau-Premiere
im Heimatort von Hauptdarsteller Jeremy Miliker in Anwesenheit von Adrian Goiginger, Verena Altenberger, Jeremy Miliker und Produzent Wolfgang Ritzberger

8.9., 18.00 + 20.30 Uhr – SALZBURG, Das Kino – Salzburg-Premiere
in Anwesenheit von Adrian Goiginger, Jeremy Miliker, Verena Altenberger, Lukas Miko, Michael Pink sowie Günter Goiginger und Produzent Wolfgang Ritzberger

9.9., 19.30 Uhr – HALLEIN, Stadkino
in Anwesenheit von Adrian Goiginger, Verena Altenberger
und Produzent Wolfgang Ritzberger

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