Wie der Terror unser Urlaubsverhalten beeinflusst

WKS-Vizepräsidentin Andrea Stifter ist Geschäftsführerin von Vorderegger Reisen.
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Wirken sich die Terroranschläge der vergangenen Monate auf das Reiseverhalten der Salzburger aus?
ANDREA STIFTER:
Die Ziele ändern sich – heuer ist die Türkei, ein wunderbares Urlaubsland, leider nicht sehr gefragt, Tunesien oder Ägypten haben sich nach wie vor nicht erholt. Dafür liegen Italien, Spanien, Kroatien und die westlichen Inseln und das Festland von Griechenland im Trend. Aber auch Fernreisen nach Asien oder in die USA – die als sicher wahrgenommen werden – nehmen zu. Einige Urlaube verlagern sich auch auf's Auto, etwa an die Obere Adria.

Wie beurteilen Sie diese Entwicklung mittelfristig?
ANDREA STIFTER: Mit Turkish Airlines haben wir am Salzburg Airport ein tolles Angebot über Istanbul nach Afrika, den Nahen Osten und Asien bekommen. Die Terroranschläge wirbeln alles durcheinander. Vor allem der mittlerweile dritte Anschlag in Istanbul alleine in diesem Jahr. Auf der anderen Seite: Seit 9/11 haben wir kein normales Jahr mehr gehabt, einmal war es der Terror, dann der Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull oder die Vogelgrippe.

Sie bieten Ihren Incoming-Gästen, aber auch allen Inlands-Urlaubern "Golf meets Concert"-Packages an. Werden Themen-Urlaube weiter boomen?
ANDREA STIFTER: Ja, das ist ein Trend, den wir auch bei unseren Busreisen sehen und leben. Kultur, Natur, Kulinarik und Wandern spielen eine immer wichtigere Rolle. Die "Golf meets Concert"-Idee war eine Idee vom Präsidenten der Salzburger Kulturvereinigung, Hans Schinwald, der selbst ein begeisterter Golfspieler ist. Und es funktioniert hervorragend. Wo könnte man Golf und Kultur auch besser verbinden als in Salzburg?

Inwieweit können uns Themen-Urlaube über das nicht ganz so zuverlässige Badewetter oder ausbleibenden Tiefschnee im Winter hinweghelfen?
ANDREA STIFTER: Natürlich machen uns solche Themen unabhängiger vom Wetter. Zum Winter möchte ich aber sagen, dass die große Masse der Urlauber wegen des Skifahrens kommt. Ja, man kann Schneeschuhwandern, man kann durch den Winterwald spazieren, man kann Langlaufen – aber wir werden damit keine Massen begeistern. Unsere Lift- und Seilbahnanlagen sind, was Technik, Sicherheit und Komfort angeht, auf dem höchs- ten Stand, wir können eine fast flächendeckende Beschneiung bieten – und auch das macht uns wetterunabhängiger.

Wie wird sich der Araber-Tourismus weiterentwickeln?
ANDREA STIFTER: Ich glaube, dass wir jetzt den Zenit erreicht haben. Gäste, die jetzt zehn Mal in Zell am See waren, werden sich irgendwann auch etwas anderes ansehen wollen.

Führen die vielen arabischen Gäste zu Irritationen vor Ort?
ANDREA STIFTER: Das Visuelle mag auffallen, weil die Frauen ganz in Schwarz gehüllt sind. Noch dazu in Zeiten, in denen wir die arabische Welt mit Terror verbinden. Und ja, sie haben eine andere Lebensweise, sie essen anders, sie treten im großen Familienverband auf, sie schauen sich gerne um, sie sitzen gerne herum. Gerade die Araber sind aber leicht zufrieden zu stellende Gäste. Sie konsumieren gerne, sie bevölkern unsere Ausflugsziele und Geschäfte und sie freuen sich über Regen. Durchschnittlich gibt ein arabischer Gast bei uns pro Tag 340 Euro aus, – ein Österreicher, Deutscher oder Brite 120 Euro.

Wer Tourismus will, muss also offen sein für andere Kulturen?
ANDREA STIFTER: Wenn wir uns der Internationalität verschreiben – ohne die es im Tourismus, ganz besonders im Ganzjahrestourismus, für uns kein Überleben gibt –, dann müssen wir fremde Kulturen akzeptieren. Das macht uns unabhängiger von geopolitischen Entwicklungen. Fällt eine Touristennation aus welchem Grund auch immer aus, dann haben wir immer noch alle anderen, die zu uns kommen. Eine gewisse Skepsis haben wir anfangs ja auch gegenüber russischen Gästen erlebt – und jetzt fehlen sie uns. Und glauben Sie mir: Im hintersten Thailand waren sie auch nicht immer froh, uns in Spaghettiträgertops und Hotpants zu sehen. Ich verlange die gleiche Toleranz bei uns.

Mit Ihnen hat die Wirtschaftskammer Salzburg eine Frau im Präsidium. Ist es schwieriger Unternehmerin zu sein als Unternehmer?
ANDREA STIFTER: Gott sei Dank sind immer mehr Frauen in Führungspositionen, 43 Prozent der österreichischen Unternehmen werden von Frauen geführt, die Entwicklung stimmt also. Immer noch werden aber bei Frauen andere Maßstäbe gelegt. Eine Frau muss sich nach wie vor mehr beweisen als ein Mann, bis sie anerkannt ist. Wir Frauen machen außerdem gerne den Fehler, uns selber zu wenig zuzutrauen. Genau hier setzen wir auch mit unserem Netzwerk 'Frau in der Wirtschaft' an. Wir wollen Frauen ermutigen. Traut euch!

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