Es muss ein Erlebnis werden

Von Shared-Space-Zonen wie hier in der Griesgasse ist Altstadtmarketing-Chefin Inga Horny überzeugt.
  • Von Shared-Space-Zonen wie hier in der Griesgasse ist Altstadtmarketing-Chefin Inga Horny überzeugt.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Wie sehr tut das Outlet Center den Altstadt-Geschäften weh?
INGA HORNY:
Die Bauten aus den 90ern und 2000-ern auf der grünen Wiese haben dazu beigetragen, dass Umsatz von den Innenstädten und deren mehrheitlich unternehmergeführten Betrieben sich zu Konzernen verlagert hat

Und in der Altstadt?
INGA HORNY: Die Zahl der Geschäfte hat sich nicht verändert, aber: Wir haben Arbeitsplätze verloren. Wo früher zehn Mitarbeiter beschäftigt waren, sind es heute oft nur zwei bis vier. Jetzt wird uns aber der zunehmende Online-Handel leere Flächen bringen.

Der Umsatzanteil von Online-Handel liegt in Österreich bei fünf Prozent – eine Bedrohung?
INGA HORNY: Natürlich spüren wir die Kaufkraftverschiebungen. In Großbritannien liegt der Anteil des Online-Handels bei neun bis 15 Prozent. Ich glaube, dass er sich auch bei uns bei etwa 15 bis 20 Prozent einpendeln wird.

Online-Handel ist ja nichts Schlechtes, davon können auch Altstadt-Kaufleute profitieren.
INGA HORNY: Der große Segen wird genauso wenig eintreffen wie es mit den Buchungsplattformen in der Hotelbranche geschehen ist. Natürlich werden unsere Geschäfte daran partizipieren, die großen Player werden aber Konzerne sein.

Was werden wir künftig alles online kaufen?

INGA HORNY: Bestimmte Warengruppen werden komplett ins Internet wandern, wie etwa bestimmte Kosmetikartikel. Da wird es dann – so wie es sie ja jetzt schon bei Babywindeln gibt – Abos geben, die uns regelmäßig mit dem versorgen, was wir benötigen. Wenn ich aber nicht mehr zum Drogeriemarkt gehe, dann gehe ich auch nicht mehr in die Linzer Gasse oder zum Universitätsplatz. Auch ein Großteil der Lebensmittel wird mittelfristig online gekauft werden. Das gibt es ja schon mit Gemüse-Boxen.

Das klingt nicht besonders erfreulich für den unternehmergeführten Handel.
INGA HORNY: Unternehmer entwickeln die Gegentrends, sie haben ein hohes Innovationspotenzial – sonst wären sie ja keine Unternehmer. Ein Trend ist das Erlebnis. Damit meine ich nicht das 147. Stadtfest, sondern Einkaufen als Erlebnis.

Wie sieht das aus?
INGA HORNY: Ein Textilhändler hat beim Einkauf seiner Waren seine Kundinnen und Kunden im Kopf. Sagen wir, er sieht einen leuchtend gelben Gehrock, von dem er überzeugt ist, dass er der Inga Horny gefallen könnte. Dann ruft er die Inga Horny – und seine anderen Kunden – an und sagt: Ich habe etwas Spezielles für dich. Er lädt seine Kunden zum Shoppen ein, und dabei trifft die Inga Horny sich mit anderen Kunden, kommt ins Plaudern, unterhält sich gut und geht mit dem gelben Gehrock und noch zwei Teilen wieder aus dem Geschäft. Das ist ein nettes Erlebnis und es spart der Inga Horny Zeit, weil sie sich nicht durch 1.200 Gehröcke klicken muss. Das wird immer mehr nachgefragt werden. Darin liegt die Zukunft und gleichzeitig die Chance.

Wenn Sie durch die Getreidegasse spazieren, sehen Sie die gleichen internationalen Ketten wie in vielen anderen Städten. Ist das nicht frustrierend?

INGA HORNY: Das stimmt zum Teil. In der Getreidegasse, aber auch in der Linzer Gasse haben wir sehr viele individuelle Geschäfte. In den Nebenlagen gibt es einen Trend, der in Richtung Machen und Verkaufen geht. Handmade wie früher: Da hat man sein Gewand beim Schneider gekauft. Da gibt es viel Potenzial – das zeigt etwa auch das 's'Fachl'. In der Wolf-Dietrich-Straße haben wir einen neuen Stoffladen und einen Nähmaschinenreparatur-Laden. Denn auch das Selbermachen ist ein neuer Trend.

Ist es zeitgemäß, wenn die Geschäfte in der Getreidegasse auch in den Sommermonaten um 18 Uhr und samstags um 12 Uhr schließen?
INGA HORNY: Nein. Das ist weder zeitgemäß noch dazu geeignet, touristisch zu punkten. Aber es bewegt sich etwas, es gibt vermehrt Unternehmer, die zumindest im Sommer schon länger offen halten. Die junge Generation der Unternehmer zieht nicht mehr eine so krasse Trennung zwischen Freizeit und Beruf, das löst sich langsam auf.

Der Ruperti-Kirtag liegt hinter uns, im Oktober kommt Jazz & The City, um nur zwei von vielen Veranstaltungen zu nennen. Sehen Sie Potenzial für weitere?
INGA HORNY: Jazz & The City hat sich in den vergangenen 17 Jahren erfolgreich entwickelt, aber auch den Rupertikirtag muss man in die Zukunft führen. Wir arbeiten am Erhalt der alten Fahrgeschäfte, und der Kirtag braucht nicht nur Blasmusik, sondern durchaus noch mehr Volxmusik der Marke "schräge Heimat". Wo wir definitiv noch Potenzial haben, ist Mode. Mit der Modeschau in den Parkgaragen im Vorjahr haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt, aber da ist noch Luft nach oben. Man muss auch nicht jeden Trend mitmachen, die Food-Trucks etwa werden an der Altstadt vorüberziehen.

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