Coronavirus in Salzburg
Jedes Covid-Bett "sperrt" zwei normale Spitalsbetten
Die hohe Pflegeintensität bei schwer erkrankten Covid-Patienten führt zu insgesamt weniger versorgbaren Spitalsbetten. Für ein "Covid-Bett" müssen zwei "normale Betten" geschlossen werden. Bei den Covid-Intensivbetten ist der Aufwand noch höher: Für ein "Intensiv-Covid-Bett" braucht es fünf Pflegekräfte, die aus den OP-Sälen abgezogen werden.
SALZBURG. Derzeit sind insgesamt 104 Normalbetten im Land Salzburg mit Covid-Patienten belegt. 65 von ihnen liegen im Landeskrankenhaus. Damit ist man heute im "Stufensystem" von Stufe 3a auf 3b hochgefahren. "Die Situation ist extrem besorgniserregend", sagt der Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken (Salk) und Leiter des Landes-Medizinstabes, Paul Sungler. In der derzeitigen Phase (3b) könne man schrittweise auf bis zu 133 Betten hochfahren. Die Herausforderung dabei sei es, weiterhin so lange wie möglich normale Versorgung in den Spitälern zu ermöglichen.
Hohe Pflegeintensität bei schwer erkrankten Covid-Patienten
Um die Situation zu veranschaulichen rechnet Sungler vor: "Währen all diese 133 Betten alleine im Universitätsklinikum belegt, würde das eine Reduktion von 300 'Nicht-Covid-Betten' bedeuten. Wir müsste unsere elektiven Leistungen um ein Drittel zurückfahren." Dass die Corona-Betten quasi doppelt so viel "zählen" wie normale Betten kommt von der hohen Pflegeintensität schwer erkrankter Covid-Patienten. "Für ein 'Covid-Bett' müssen zwei 'normale Betten' geschlossen werden", erklärt Sungler.
45 Covid-Intensivbetten sperren 18 OP-Säle
Bei den Covid-Intensivbetten ist der Aufwand noch höher: "Für ein 'Intensiv-Covid-Bett' brauchen wir vier bis fünf Pflegekräfte", so der Salk-Geschäftsführer. Derzeit liegen 13 Covid-Patienten auf Salzburger Intensivstationen. Insgesamt könnte man die Intensivbetten auf 35 steigern – auf 45 mit den Betten im Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach. Im Rechenbeispiel zeigt Sungler auf: "Derzeit können wir wegen der belegten Intensivbetten von 33 OP-Sälen nur 20 in Betrieb nehmen. Bei einer Belegung von 45 Covid-Intensiv-Betten wären nur noch 15 OP-Säle bespielbar. Grund ist, dass im Sommer geschultes Personal von den OPs für die Covid-Patienten abgezogen werden muss."
200 stationäre Patienten für 10. November vorhergesagt
Um auf die nächsten Tage und Wochen vorbereitet zu sein, hat man den Experten Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover die Salzburger Zahlen analysieren lassen. "Professor Welte hat sich unsere Landesstatistiken und Ages-Zahlen angeschaut. Er hat vorausgesagt, dass wir um den 10. November herum bei 200 stationären Patienten sein werden. Leider liegen wir aber schon jetzt 20 Prozent über der Berechnung der Hannoveraner. Wir werden die 200 Patienten wohl eher schon nächste Woche erreichen. Das beansprucht unser System extrem", sagt Sungler.
Dezentrales Konzept bewährt sich
Dass, anders als noch im Frühjahr, auf ein dezentrales Konzept*) gesetzt wird, erleichtert die Arbeit an den einzelnen Krankenhäusern. "Müssten wir derzeit alle 104 Patienten alleine am Uniklinikum betreuen, wäre wir bereits auf Stufe 5b. Da wäre nicht mehr viel Luft nach oben. So breitet sich die Last auf mehrere Schultern aus", sagt Sungler.
*) Nicht nur das Landeskrankenhaus nimmt Corona-Patienten auf, sondern Kliniken verteilt auf das ganze Land.
"Triple A" verinnerlichen
Der Leiter des Landes-Medizinstabes gibt uns "Triple A" mit auf den Weg: "Abstand, Abschirmung, Aufenthaltsbegrenzung – diese drei 'A' müssen wir verinnerlichen. Dann könnte es zum Sinken der Infektionszahlen kommen."
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