Neue Therapieoptionen bei Epilepsie: Chancen für Anfallsfreiheit

Ein neues Medikament könnte für langfristige Anfallsfreiheit bei Epilepsie sorgen. | Foto: Symbolbild: Pixabay
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  • Ein neues Medikament könnte für langfristige Anfallsfreiheit bei Epilepsie sorgen.
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Österreichweit leiden rund 80.000 Erwachsene an Epilepsie. Die Erkrankung wird durch anormale elektrische Aktivität im Gehirn verursacht. Eugen Trinka, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie klärt über möglich Behandlungsmöglichkeiten bei therapieresistenter Epilepsie.

SALZBURG. Obgleich heute bereits eine breite Palette an Antikonvulsiva zur Verfügung steht, haben sich die Behandlungsergebnisse in den letzten zwei Jahrzehnten nicht wesentlich verändert.Maßgebliche Fortschritte konnten bezüglich Verträglichkeit und Verringerung von Nebenwirkungen (z.B. Teratogenität) sowie Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln erzielt werden.

Bis zu 35 Prozent der Patienten mit Epilepsie haben jedoch weiterhin Anfälle und leiden trotz angemessener Behandlung unter sogenannter Pharmakoresistenz. Darunter versteht man, dass mit dem Einsatz zweier verschiedener Antiepileptika keine ausreichende Wirkung erzielt werden konnte – und zwar deshalb, weil sich der Effekt einer zusätzlichen Anfallskontrolle mit jedem weiteren Antikonvulsivum drastisch verringert.

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Verschiedene Formen der Epilepsie

Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich verlaufen. Die Palette der Anfallstypen reicht von ‚ganz kleinen‘ Formen, die lediglich seltsame Gefühle auslösen, über „Bewusstseinsaussetzer“ (Absencen) bis hin zu automatisierten unwillkürlichen Handlungsabläufen oder dem ‚großen‘ Anfall, bei dem die Betroffenen mit Zuckungen an Armen und Beinen zu Boden stürzen.

Nach der Lokalität der Entladungen werden zwei Typen unterschieden, fokale Epilepsien (von einem bestimmten Bereich des Gehirns ausgehend), und generalisierte Epilepsie (nicht auf eine Hirnregion oder Hirnhälfte beschränkt)

Was im Falle eines Anfalls getan werden kann.  | Foto: Angelini Pharma
  • Was im Falle eines Anfalls getan werden kann.
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Hohe Belastungen durch Epilepsien

Epilepsien unterscheiden sich von vielen anderen chronischen Erkrankungen vor allem dadurch, dass ihre Symptome unvorhersehbar und anfallsartig auftreten und die Betroffenen während dieser Attacken vorübergehend die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Epilepsie kann für Betroffene mit hohen Belastungen verbunden sein.

  • Signifikante Beeinträchtigungen körperlicher, psychologischer und sozialer Natur können sämtliche Lebensbereiche negativ beeinflussen,zum Beispiel Selbstbewusstsein, Familie, Beziehungen, Freizeit, Arbeit, Karrieremöglichkeiten, Fahrtauglichkeit etc. 
  • Epilepsie-Patienten leiden häufig an komorbiden Erkrankungen, sozialer Stigmatisierung, psychologischer Störung und reduzierter Lebensqualität
  • Epilepsie ist mit einer zwei bis drei erhöhten Mortalität im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verbunden.
Eugen Trinker, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie.  | Foto: SALK
  • Eugen Trinker, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie.
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Auf dem Weg zur Anfallsfreiheit

Zu neuer Hoffnung berechtigt nun eine innovative Behandlungsoption: Durch die seit März 2021 in der EU zugelassene Substanz Cenobamat (Ontozry), welche über einen dualen Wirkmechanismus verfügt, steigen für PatientInnen mit fokaler Epilepsie die Chancen, das Therapieziel Anfallsfreiheit zu erreichen. Studien haben gezeigt das sich Anfälle durch das Medikament deutlich reduzieren lassen.  Auch im Vergleich mit anderen Medikamenten hat  sich Cenobamat positiv hervorgehoben. Bisher habe kein Medikament eine so hohe Anfallsfreiheitsrate erzeugt wie Cenobamat. 

40 Patienten wurden bisher mit dem Medikament eingestellt. Bisherige praktische Erfahrungen zeigen, dass Cenobamat sehr gut wirksam und verträglich ist und von den Patienten gut angenommen wird.  Die Auswertungen der bisherigen Fälle sei vielversprechend, wenn auch jeder Verlauf individuell unterschiedlich ist.

Nach der Einstellung von Patienten mit langem, schwerem Krankheitsverlauf wird Cenobamat auch Betroffenen mit leichteren therapieresistenten Epilepsien zur Verfügung stehen. Wenn sich die positiven Erfahrungen bestätigen, könnte Cenobamat meines Erachtens bald den Stellenwert eines ersten Drittlinien-Medikamentes im Therapiealgorithmus bekommen.

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