Coronavirus in Salzburg
"Ärzte stehen vor völlig neuen Herausforderungen"

Foto: Land Salzburg

Die Corona-Situation zeigt mit geradezu „grausamer“ Offenheit, warum uns „billige“ Gesundheitssysteme kein Vorbild sein sollten – Salzburgs Ärztekammer-Präsidenten Karl Forstner spricht mit den Bezirksblättern darüber, was Corona mit den Ärzten und dem gesamten Gesundheitswesen macht.

SALZBURG. Herr Doktor Forstner was lernen die Salzburger Ärzte, die Ärztekammer und das Gesundheitswesen generell aus der aktuellen Corona-Situation?
KARL FORSTNER:
Die derzeitige Situation ist für die gesamte Gesellschaft und für das Gesundheitswesen ein Ausnahmezustand. Salzburgs Ärzteschaft in den Spitälern und den Ordinationen steht zunächst vor völlig neuartigen Herausforderungen hinsichtlich Art und Intensität der Problematiken. Darüber hinaus stehen eine Vielzahl von sozialen, arbeitsrechtlichen und finanziellen Problemen an. Diese heraufordernde Konstellation erlaubt weder der Ärzteschaft noch ihrer Vertretung derzeit eine Analyse abseits dieser konkreten Problemstellungen. Aber selbstverständlich bedarf es einer umfassenden und vorbehaltslosen Aufarbeitung nach Überwindung der Pandemiewelle.
 

"Zweifelsfrei stellen sich bohrende Fragen für alle diejenigen, die sich aufgrund ihrer Pflicht – oder vielmehr ihres beruflichen Selbstverständnisses – im täglichen Einsatz um die Bevölkerung Salzburgs befinden."
Salzburgs Ärztekammer-Präsidenten Karl Forstner

Wird man künftig Meldungen von „Epidemien“ im Ausland verstärkt Aufmerksamkeit schenken? Bzw. wird man sich nach dieser Erfahrung besser/anders auf künftige Ereignisse vorbereiten (können)?
KARL FORSTNER: 
Selbstverständlich wird man im Rahmen der Aufarbeitung auch Fragen stellen müssen, inwieweit strategische Planungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene verbessert werden könnten.

Wird sich das Gesundheitswesen finanziell besser aufstellen müssen?
KARL FORSTNER: Die Kritik der Ärztekammer an Einsparungen im Gesundheitssystem, etwa dem „Kostendämpfungspfad“ in der Gesundheitsreform 2016, ist allgemein bekannt und hat der Standesvertretung in erster Linie Kritik eingebracht. Die jetzige Krise zeigt mit geradezu „grausamer“ Offenheit, warum und „billige“ Gesundheitssysteme kein Vorbild sein sollten.

"Wir sind gespannt, wann sich die Apologeten des Einsparens im Gesundheitswesen wieder aus ihrer Deckung wagen."
Salzburgs Ärztekammer-Präsidenten Karl Forstner

Wird Salzburg nach Corona auch mit medizinischen Gerätschaften „aufrüsten“?
KARL FORSTNER: Grundsätzlich ist unser Bundesland gut aufgestellt. Änderungen in der Versorgungssicherheit etwa von Schutzausrüstungen sind aber für die Zukunft unumgänglich.

Ist die Krise „gut“ für das Gesundheitssystem, weil man ihm in Zukunft gesellschaftlich und politisch noch mehr Bedeutung zuweisen wird?
KARL FORSTNER: So sehr es die Ärztekammer begrüßt, wenn dem Gesundheitswesen ein erhöhter Stellenwert in unserer Gesellschaft zugewiesen wird, bedauern wir die Ursache solcher Überlegungen. Eine Krise, in der Menschen erkranken und zu Tode kommen, hat nie gute Aspekte.

Was macht die aktuelle Situation mit unseren Ärzten?
KARL FORSTNER: Die Herausforderungen bestätigen das hohe Pflichtbewusstsein der Ärzteschaft. Aber selbstverständlich bestehen auch bei Ärztinnen und Ärzten Sorgen, Ängste, Befürchtungen, aber auch unzweifelhaft die Gewissheit, eine unverzichtbare Aufgabe zu haben.

Unseren Ärzten und dem Pflegepersonal kommt aktuell noch mehr Dank und Bedeutung zu. Wird das am Interesse am Beruf Arzt oder Pfleger etwas ändern? Wir haben ja aktuell von allen zu wenig – ist die Situation „Positivwerbung" für einen Beruf im Gesundheitswesen?
KARL FORSTNER: 
Das Interesse am ärztlichen Beruf ist auch bisher durchaus hoch. Es wird allerdings sicherlich berechtigt sein, über Strukturen und Belastungen in den verschiedenen Segmenten der Ärzteschaft nachzudenken und Verbesserungen zu realisieren. Bei den Pflegekräften, die wir als unverzichtbare KollegInnen erleben, ist sicherlich Verbesserung notwendig.

Wie wird Salzburg nach der Corona-Situation aussehen?
KARL FORSTNER: 
Ich glaube nicht, dass sich allfällige Veränderungen in Salzburg anders entwickeln werden, als im restlichen Österreich. Eine stärkere Besinnung des Staates auf Sicherstellung der Daseinsvorsorge und Infrastruktursicherung erscheint mir jedoch möglich und aus meiner Sicht auch wünschenswert.

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